Freitag, 11. April 2025, FRDA: Darmstadt/Offenbach / Wirtschaft
Ungleichheit verfestigt sich
Das Vermögen konzentriert sich vor allem auf
reiche Haushalte, wie Daten der Bundesbank zeigen
Nur mal gucken, kaufen ist nicht drin. © IMAGO/Beata Zawrzel
Die Vermögensungleichheit in Deutschland ist einer Untersuchung
zufolge weiterhin hoch. Wie aus Daten der Deutschen Bundesbank in
Frankfurt am Main vom Donnerstag hervorgeht, konzentriert sich das
Vermögen vor allem auf die wohlhabendsten zehn Prozent der
Haushalte. Sie besitzen demnach etwa 54 Prozent des
Nettogesamtvermögens, die untere Hälfte indes lediglich rund drei
Prozent.
„Insgesamt zeigt sich die Verteilung sehr stabil, und die
Ungleichheit bleibt, auch im innereuropäischen Vergleich, hoch“,
erklärte die Bundesbank. Sie führte die Umfrage „Private
Haushalte und ihre Finanzen“ zum fünften Mal durch. Verglichen mit
der letzten Untersuchung 2021 ist der Anteil der reichsten zehn
Prozent am Gesamtvermögen leicht von rund 56 Prozent zurückgegangen.
Jedoch wiesen die Expertinnen und Experten darauf hin, dass der
Anteil der vermögendsten Haushalte unterschätzt werden könnte.
„Sehr vermögende“ Haushalte gelangen demnach nur selten in die
Stichprobe und nehmen in der Folge auch nur selten an den Befragungen
teil. Der Wert könnte in Wahrheit also noch höher liegen. Für das
dritte Quartal 2023 gibt die Bundesbank auf Grundlage einer
Statistik, die versucht, diese Untererfassung auszugleichen, einen
Anteil der reichsten zehn Prozent von 60,5 Prozent an - 2021 lag
dieser bei 60,4 Prozent.
Auch im internationalen Vergleich ist die Ungleichheit in
Deutschland vergleichsweise hoch. Den Vergleich ermöglicht der
sogenannte Gini-Koeffizient: Ein Gini-Wert von null Prozent bedeutet,
dass alle Bürger über gleich viel Vermögen verfügen; bei 100
Prozent besitzt ein Bürger das gesamte Vermögen. Im Euroraum lag
die so gemessene Ungleichheit im dritten Quartal 2024 zwischen 57 und
77 Prozent. „Dabei rangiert Deutschland mit einem Wert von gut 76
Prozent am oberen Rand“, erklärte die Bundesbank.
Die Experten und Expertinnen der Bundesbank weisen allerdings auch
daraufhin, dass Ansprüche an gesetzliche Alterssicherungssysteme in
der Statistik nicht berücksichtigt werden. Unter Berücksichtigung
dieser Daten falle die Ungleichheit in Deutschland geringer aus.
Die Vermögen in Deutschland insgesamt stiegen der Studie zufolge
verglichen mit 2021 an - zumindest nominal. Der Anstieg war mit drei
Prozent von 316500 Euro auf einen Mittelwert von 324800 Euro aber
nicht so deutlich wie in den Vorjahren.
Inflationsbereinigt indes ergab sich den Angaben zufolge ein
Rückgang von 268700 Euro auf 239200 Euro. Auch der Median des
Nettovermögens, der die Haushalte in einer ärmere und eine reichere
Hälfte teilt, ging inflationsbereinigt deutlich von 90.500 Euro auf
76.000 in 2023 zurück. Die Zeit zwischen der aktuellen Befragung und
der letzten Umfrage 2021 war laut Bundesbank „geprägt von hohen
Inflationsraten und steigenden Kredit- und Sparzinsen“.
47 Prozent legen regelmäßig was zurück
Bei der ärmeren Hälfte der Haushalte liegt das Vermögen vor
allem auf Giro- oder Sparkonten, Immobilienvermögen indes ist vor
allem bei vermögenden Haushalten vorhanden. Betriebsvermögen falle
nur bei den reichsten zehn Prozent ins Gewicht.
Der Großteil von 83 der befragten Haushalte gab an, zumindest
gelegentlich zu sparen. 47 Prozent legten demnach regelmäßig einen
festen Betrag zurück, 13 Prozent der Haushalte gaben an, nicht
sparen zu können. Vier Prozent wollen nicht sparen. Der Anteil der
verschuldeten Haushalte ging von 41 Prozent auf 39 Prozent zurück.
Die Zahl der an der Umfrage teilnehmenden Haushalte ist verglichen
mit 2021 leicht gesunken und lag zuletzt bei 3985. Die Befragungen
wurden demnach zwischen Mai 2023 und Februar 2024 durchgeführt.
DPA