Wohnungssuche für Obdachlose wird in NRW immer schwieriger

 

Wohnungssuche für Obdachlose wird in NRW immer schwieriger

Zu viel Konkurrenz und zu
wenig sozialer Wohnungsbau: Obdachlose in NRW finden kaum noch
Wohnungen. Die Beratungsstellen haben zwar Tipps, konkrete Lösungen gibt
es für die Bedürftigen jedoch nicht.

Ein Obdachloser sitzt in der Fußgängerzone.
 

Ina Fassbender

Ein Obdachloser sitzt in der Fußgängerzone.

Köln. Obdachlose finden in Nordrhein-Westfalen
immer schwerer wieder eine eigene Wohnung. Das berichten
Beratungsstellen für Obdachlose. Selbst einfache Wohnungen seien fast
nur durch glückliche Zufälle zu bekommen, sagte etwa ein Sprecher der
Beratungsstelle Vringstreff in Köln.

Auch aus dem NRW-Sozialministerium hieß es, die Versorgung mit
Wohnraum sei das zurzeit dringlichste Problem wohnungsloser Frauen und
Männer. „Schlechte Erfahrungen und auch Vorurteile aufseiten der
Vermieter erschweren häufig den erfolgreichen Abschluss eines
Mietvertrages.“ Das Land finanziert ein Programm „Hilfen in
Wohnungsnotfällen“ mit einer Million Euro im Jahr.

„Menschen mit sozialen Schwierigkeiten oder beispielsweise einem
Schufa-Eintrag müssen sich häufig hinten anstellen“, berichtet Petra
Fuhrmann vom Diakoniewerk Essen. Von den 1900 Wohnungslosen in der
Ruhrgebietsstadt konnten 2017 immerhin 361 in Wohnungen mit eigenem
Mietvertrag vermittelt werden. Einige Vermieter würden die
problematische Lage der Menschen allerdings auch ausnutzen und ihnen
kleinste oder heruntergekommene Wohnungen zu überhöhten Mieten anbieten,
kritisierte Fuhrmann.

Auch in Köln spitzt sich die Lage bei knapp 4900 Obdachlosen
(2016) zu. Deshalb empfehlen die Berater vom Vringstreff oft die
Gründung einer Wohngemeinschaft oder eine Wohnung in den Kölner
Vororten. In der Innenstadt bezahle man im Extremfall für eine
nicht-sanierte Ein-Raum-Wohnung über 500 Euro.

In einer Studentenstadt wie Münster ist die Wohnungssituation
schon seit Jahren angespannt. Das führe zu steigenden
Wohnungslosenzahlen durch schnellere Kündigungen, sagt Gregor Wenzel vom
Caritasverband: „Sozial Schwächere haben gegen Studierende mit
Bürgschaften der Eltern oder WG-Gründungen häufig keine Chance.“ Über
1000 Obdachlose gibt es in Münster.

Den Obdachlosen in Dortmund wird geraten, sich bei der
Wohnungssuche auf umliegende kleinere Städte zu konzentrieren.
„Wohnungssuchende und besonders Obdachlose brauchen hier einen langen
Atem und viel Glück“, sagt Barbara Köster vom Diakonischen Werk. Von den
1890 Klienten im Jahr 2017 konnten zwar knapp 1300 Beratungen beendet
werden, allerdings fanden lediglich 307 Menschen eine eigene Wohnung.
Der Rest kam bei der Familie, Bekannten sowie in betreuten
Wohneinrichtungen unter oder brach den Kontakt ab.

Die Zahl der wohnungslosen Menschen steigt in
Nordrhein-Westfalen seit Jahren kontinuierlich. Seit 2011 erhöhte sich
die Zahl der gemeldeten Wohnungslosen in NRW nach Angaben des
Sozialministeriums um fast 60 Prozent auf über 25 000. Das bedeutet laut
Ministerium aber nicht, dass diese Menschen ohne jede Unterkunft auf
der Straße leben. Sie seien im Regelfall von den Kommunen und freien
Trägern in Einrichtungen oder angemieteten Wohnungen untergebracht
worden oder lebten bei Bekannten. Eine Statistik über die Zahl der ohne
jedes Dach über dem Kopf auf der Straße lebenden Menschen gibt es nicht.
dpa

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