Ticketbesitzer sollen Flüchtlinge mitnehmen

 

Neues Projekt – Ticketbesitzer sollen Flüchtlinge mitnehmen

18.10.2015 | 06:33 Uhr

Neues Projekt – Ticketbesitzer sollen Flüchtlinge mitnehmen

+1? Viele VRR-Tickets lassen ab 19 Uhr eine weitere Person zu.Foto: WAZ FotoPool

Essen. Wer ein Bärenticket, Ticket 2000 oder ein Semesterticket
hat, kann andere Personen ab 19 Uhr darauf mitnehmen. Nun gibt es ein
Projekt, das vor allem Flüchtlingen helfen soll.

Eine junge Frau steht am Gleis und wartet auf ihren Zug. An ihrer
Jacke hängt ein großer Button: ein "Daumen hoch"-Symbol und eine "+1".
Eingeweihte sehen sofort: Sie unterstützt das Projekt "Flüchtlinge
mitnehmen", das seit August in Duisburg, Essen und Bochum läuft. Die
Idee ist, Flüchtlinge mobiler zu machen.

Mitmachen können alle, die beispielsweise ein Ticket 2000 oder ein
Semesterticket haben. Denn mit diesen Tickets kann man ab 19 Uhr und am
Wochenende eine weitere Person mitnehmen.

Asyl
DVG informiert Flüchtlinge in Duisburger Unterkünften
Die Duisburger Verkehrsgesllschaft DVG will in Asylunterkünften
jetzt einen Flyer verteilen, der die Nutzung von Tickets erklärt.

Rebecca Radmacher hat "Flüchtlinge mitnehmen" auf den Weg gebracht.
Die Studentin der Sozialen Arbeit engagiert sich seit Jahren in der
Flüchtlingsarbeit. Die Idee zu dem Projekt kam ihr während eines
Praktikums bei der Caritas. "Ich gebe zu, ganz neu ist die Idee nicht.
Es gab schon einmal das Projekt 'Roter Punkt' in Düsseldorf", so
Radmacher. Dabei ging es darum, jeden, der kein Geld hat, auf seinem
Ticket mitzunehmen.
Mit dem neuen Projekt möchte Rebecca Radmacher nun Flüchtlingen helfen. Dabei sei es
wichtig, Aufklärungsarbeit zu leisten. "Die Flüchtlinge wissen nichts
von den Modalitäten hier. Wir erklären ihnen, wie man Tickets kauft und
das man sie noch entwerten muss." Dabei gebe es doch "so viele Menschen,
die auf ihrem Ticket jemanden mitnehmen könnten".

Rebecca Radmacher sucht das persönliche Gespräch mit Flüchtlingen
Vor allem Pendler und Studierende möchte sie erreichen. An den
Universitäten Duisburg-Essen und Bochum errichtet sie Infostände. Um das
Projekt auch bei den Flüchtlingen bekannter zu machen, können
Interessierte Workshops belegen, um in das Thema der Flüchtlingsarbeit
einzusteigen. Nach diesen Workshops werde dann Kontakt zu den
Flüchtlingsunterkünften hergestellt.
Radmacher und ihr Team setzen darauf, dass Gespräch mit den Menschen vor Ort zu
suchen. "Es ist mehr ein spontanes Kennenlernen. Wir haben auch Flyer
dabei, die wir verteilen, aber es funktioniert besser mit einem
persönlichen Gespräch", ist ihre Erfahrung. Dabei werde sich oft mit
Händen und Füßen unterhalten, aber es werde immer ein Weg zur
Kommunikation gefunden.

Wer Lust hat, "Flüchtlinge mitnehmen" mit seinem Ticket zu
unterstützen, der sollte allerdings einige Dinge beachten. Wichtig sei
es, vor der Mitnahme zu prüfen, ob es tatsächlich die
Mitnahme-Möglichkeit gibt und zu welchen Uhrzeiten und Tagen sie möglich
ist. Überprüfbar ist das zum Beispiel auf der Seite des
Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR). So können zum Beispiel Studierende
auf ihrem Semesterticket werktags ab 19 Uhr und am Wochenende ganztägig
andere Personen im jeweiligen Verkehrsverbund mitnehmen.

Projektunterstützer bekommen einen Button
Damit Projektunterstützer erkennbar sind, gibt es Buttons mit einem
großen "Daumen hoch" und dem Hinweis "+1" zum Anstecken. Der Button ist
groß und leicht erkennbar. Interessierte haben die Möglichkeit ihn sich
zu schicken zu lassen oder kostenlos an einer Station abholen zu können.
Radmacher gibt den Ticketbesitzern allerdings den Tipp, den Anstecker
nur zu den Mitnahme-Zeiten anzupinnen.In dem Projekt gehe es darum,
"Geflüchtete in die Gesellschaft mitzunehmen und ihnen den Alltag ganz
praktisch zu erleichtern", heißt es auf der eigenen Seite.

So sieht der Button des Projekts "Flüchtlinge mitnehmen" aus. Foto: Caritas / Christoph Grätz
Unterstützt wird das Projekt vom Bistums Essen, der youngcaritas im
ruhrbistum und der Bogestra. Kontrolleure und Mitarbeiter seien darüber
informiert worden, sagt Radmacher. Als Hinweis sagt Radmacher: "Die
Bogestra weist auf ihrer Seite daraufhin, dass auch für den Aufenthalt
an Straßenbahnanlagen ein Ticket benötigt wird." Zwar habe sie noch nie
erlebt, dass am Bahnsteig kontrolliert werde, dennoch sei ein Hinweis
darauf nötig.

Katharina Gilles

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