Privater Sicherheitsdienst geht in Kö gegen bettelnde Menschen vor

 

Privater Sicherheitsdienst geht in Kö gegen bettelnde Menschen vor

https://www1.wdr.de/lokalzeit/fernsehen/duesseldorf/privater-sicherheits...

 

https://epages.express.de/data/205898/reader/reader.html?social#!preferred/0/package/205898/pub/262419/page/16/content/7444324

https://www.e-pages.dk/nrzdusseldorf/2070/article/2338081/17/2/render/?token=a7d2a5fa714eb8700edd7b6f5178d8e3&vl_app_id=de.kiosk.nrz.android&vl_app_version=11.26.0&vl_platform=android

https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/bettler-koenigsallee-duesseldorf100.html

https://www.sat1nrw.de/aktuell/sicherheitsdienst-gegen-obdachlose-auf-der-koe-261033/

https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/duesseldorf-obdachlose-fegen-koenigsallee-als-protest-gegen-bettler-security_aid-133326597

https://www.t-online.de/region/duesseldorf/id_100877046/koenigsallee-duesseldorf-hier-fegen-obdachlose-die-koe-aus-protest.html

 

 

 

Pressemitteilung/
Fototermin/
Einladung zum Pressegespräch

Düsseldorf, 19.8.2025

Protestaktion von Altstadt Armenküche und fiftyfifty
„Obdachlose fegen die Kö“

Angesichts der „untragbaren“ Zustände auf der Königsallee fegen (ehemalige) Obdachlose am Donnerstag, den 21.8.2025 ab 13 Uhr die Königsallee in Düsseldorf. Wie die Hilfsorganisationen Altstadt Armenküche und das Straßenmagazin fiftyfifty von der Interessengemeinschaft Königsallee erfahren haben, fühlen sich die Reichsten der Reichen durch Menschen gestört, die dort um Almosen bitten. Vor allem Superreiche aus Dubai kennen das gar nicht und verspüren unter Umständen ein Kaufhemmnis, wenn sie arme Menschen sehen. Ein privater Sicherheitsdienst soll jetzt wie in den Fürstentümern des Nahen Ostens die Bettler von der Königsallee vertreiben.
Inspiriert wurde die „Fegen“-Aktion durch Joseph Beuys „Ausfegen“, sie symbolisiert für ihn im übertragenen Sinne ein »Ausfegen« überkommener Ideologien.

„Die Kö gilt als das Aushängeschild von Düsseldorf. Dass ausgerechnet hier arme Menschen durch einen privaten Sicherheitsdienst vertrieben werden sollen, ist beschämend für diese Stadt“, erklärt Hubert Ostendorf, Herausgeber des Straßenmagazins fiftyfifty.

Protestaktion
„Obdachlose fegen die Kö“
Donnerstag, 21.8.2025
13 Uhr
Corneliusplatz (Am Anfang der Kö), Düsseldorf
Bei Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung:

Oliver Ongaro, fiftyfifty, Tel.: 0171 53 58 494
Hubert Ostendorf, fiftyfifty, Tel.: 0176 21 43 23 08

 

 

Protest gegen Bettler-Security an der Kö
Die Gemeinschaft der Kö-Anlieger hatte einen Sicherheitsdienst beauftragt,
bettelnde Menschen vor den Läden zu vertreiben. Die
Obdachlosen-Organisation Fiftyfifty demonstriert dagegen – und schlägt
eine andere Lösung vor.

Düsseldorf
Die drohende Vertreibung armer Menschen von der Einkaufstraße für
Reiche: Dieser Konflikt bewegt den Düsseldorfer Sozialarbeiter Oliver
Ongaro schon seit Jahrzehnten. Bereits 1999, als Joachim Erwin (CDU) mit
der Parole „Weg mit dem Pennertum“ neuer Oberbürgermeister wurde,
wehrte sich der Sprecher der Obdachlosen-Organisation Fiftyfifty.
Seitdem folgten immer wieder Artikel im bekannten Straßenmagazin und
Aktionen auf der Straße. Die Nächste steht Ende der Woche an.

Fiftyfifty ruft für diesen Donnerstag um 13 Uhr zu einer kreativ-ironischen Demo
an der Königsallee auf. „Wir werden mit Besen über die Luxusmeile
ziehen, um sie von Bettlern zu befreien und sauber zu halten“, sagt
Ongaro im Gespräch mit unserer Redaktion. Mit der Aktion will die
Obdachlosen-Organisation gegen eine jüngst gestartete Initiative der
Königsallee-Anlieger protestieren.

Die Interessengemeinschaft IG Kö hat einen privaten Sicherheitsdienst damit
beauftragt, Bettler von der noblen Einkaufstraße zu vertreiben. In
einem Schreiben, über das unsere Redaktion am Samstag berichtet hatte,
schrieb IG-Kö-Geschäftsführerin Andrea Greuner am 5. August an rund 150
Händler, Immobilieneigentümer und Gastronomen an der Königsallee: Das
Betteln habe in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen. Daher sei
nun eine „Kö-Streife“ im Einsatz. Diese solle „regelmäßig Personen
ansprechen, die sich vor Eingängen niederlassen – mit dem Ziel, durch
konsequente Präsenz und Ansprache eine Verdrängung zu erzielen“. Das
Schreiben liegt unserer Redaktion vor.

In einer Stellungnahme an unsere Redaktion rudert die IG Kö zurück und
distanziert sich von ihren eigenen Worten aus dem Schreiben an die
Mitglieder. „Unser Ziel ist nicht, Menschen zu verdrängen“, heißt es von
der Anlieger-Lobby. Stattdessen wolle man die Königsallee so gestalten,
dass sie im internationalen Vergleich mit den großen Einkaufstraßen
bestehen kann. Davon profitiere ganz Düsseldorf, denn: „So entstehen
Einnahmen, mit denen soziale Projekte und Hilfsangebote unterstützt
werden können.“

Sozialarbeiter Oliver Ongaro wundert sich, warum die IG Kö nicht von Anfang das
Gespräch mit bestehenden Organisationen vor Ort gesucht hat – um
gemeinsam eine Lösung zu finden. Als Beispiel nennt er die
Streetwork-Initiative Axept und das Straßenmagazin Fiftyfifty. „Wir
finden Betteln auch nicht gut“, sagt Ongaro. „Aber man darf die Menschen
nicht einfach per Sicherheitsdienst vertreiben, sondern muss ihnen eine
Perspektive bieten.“ Konkret könne man jene 2500 Euro, die die IG Kö
für den Anti-Bettler-Auftrag an den Sicherheitsdienst bezahlt, auch
einfach für den Einsatz eines Straßensozialarbeiters nutzen.

Sein für Donnerstag geplanter Protest ist inspiriert von einer Aktion des
Düsseldorfer Künstlers Joseph Beuys. Anfang der 1970er-Jahre war Beuys
gemeinsam mit dem Maler Anselm Kiefer und 50 Studierenden der
Kunstakademie durch den Grafenberger Wald gezogen, um gegen die
Erweiterungspläne des Rochus-Tennisclubs zu demonstrieren. Beuys und Co.
waren dabei jeweils mit einem Besen „bewaffnet“ und fegten den Wald –
genau so will es Ongaro auch am 21. August machen, nur eben an der Kö.

rp 20.8.25

https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/stadtteile/stadtmitte/koeni...

 

 

Sicherheitsdienst gegen Bettler
Ein privater Sicherheitsdienst soll auf der Kö gegen Bettler vorgehen. Kritik am Plan der Ladenbesitzer
Auf der Königsallee spitzt sich der Konflikt zwischen Bettlern und Ladenbesitzern zu. Grund dafür ist die Nachricht, nach welcher die Interessengemeinschaft Königsallee (IG Kö) einen privaten Sicherheitsdienst engagiert hat, um gegen bettelnde Personen vorzugehen. Die in der IG Kö zusammengeschlossenen Ladenbesitzer begründeten diesen Schritt damit, dass die Stadt zu wenig gegen das zuletzt stark angestiegene Betteln tue. Für Empörung sorgt der Vorstoß wiederum bei der Obdachlosenhilfe.
 
Die Interessengemeinschaft der Kö-Ladenbesitzer steht trotz der jetzt laut gewordenen Kritik zu ihrem Vorgehen. „Wir haben es hier vor Ort mit mehreren Faktoren zu tun“, erläutert Peter Wienen, Vorsitzender der IG Kö, die Sicht der Ladenbetreiber. In den vergangenen Jahren habe sich das Verhältnis zwischen Bettelnden und Ladenbesitzern grundlegend verändert. Nicht nur seien es deutlich mehr Menschen, die auf der Kö nach Almosen bitten würden. „Die Zeiten und das Verhalten ist anders, als der Kö-Peter ruhig am Sevens saß und ab und zu Geld bekommen hat“, erinnert sich Wienen an Düsseldorfs bekanntesten Obdachlosen. Früher, als es noch mehr unternehmergeführte Häuser an der Kö gegeben habe, hätte man auch ein persönlicheres Verhältnis zu den Menschen auf der Straße gehabt.
 
Heute betriebe, so Wienen, „zumindest in einem Teil der Bettler auf der Kö“ etwas, das er als „organisierte Bettelei“ bezeichnet. „Die Leute werden hier morgens hingefahren und abends wieder eingesammelt“, beschreibt er es. Das sei Fakt. Er bezweifle, dass die Bettelnden ihr Geld auch komplett behalten dürften, aber das sei seine persönliche Einschätzung. In jedem Fall müsse man dieser Situation Einhalt gebieten, auch wenn ihn die persönlichen Schicksale der einzelnen Personen natürlich betroffen machten.
 
Der Wegfall der lokal geführten Läden an der Kö spielt laut Wienen in eine weitere Entwicklung mit hinein. „Viele der Geschäfte hier werden von internationalen Konzernen betrieben. Diese investieren viel in ihre Läden, bekommen dann aber von ihren Store-Managern erzählt, wie die Situation auf der Straße aussieht.“ Dadurch stiege nochmal der Druck auf die Luxus-Läden an der Kö, die zunehmend in Konkurrenz mit anderen hochklassigen Einkaufsmeilen weltweit ständen.
 
„Und da kämpft man um die internationale Kundschaft aus Paris, den USA oder Dubai.“ Aus diesem Grund könne sich die Kö keine „schmuddeligen Zustände“ leisten, so der IG-Kö-Vorsitzende, der betont, dass er damit explizit nicht die bettelnden Menschen, sondern die Zustände an sich meint. „Darum muss sich eigentlich die Stadt kümmern und wenn da die Kapazitäten fehlen, haben wir uns als Interessensgemeinschaft gesagt, wir machen das selbst.“
 
Auf Anfrage bestätigt die Stadt Düsseldorf, dass man in der Vergangenheit wiederholt von der IG Kö auf die Problematik mit Bettlern hingewiesen wurde. Auch die Kritik, dass die Stadt zu wenig tue, sei bekannt. „Diese Einschätzung weicht jedoch von der Bewertung des Ordnungsamtes ab“, so ein Stadtsprecher. Dass die Ladenbesitzer der Kö dies anders empfinden, könnte laut ihm daran liegen, dass der Ordnungs- und Servicedienstes (OSD) lediglich das aggressive Betteln untersage, wie in der Düsseldorfer Straßenordnung festgelegt sei. „Hierunter fällt etwa das gezielte In-den-Weg-Stellen, das Verwenden von Hunden als Druckmittel, das Verfolgen oder Anfassen von Passanten. Stilles Betteln oder die einfache Ansprache von Passanten sind hingegen auch auf der Königsallee rechtlich zulässig.“
 
Natürlich nehme die Stadt die Situation ernst. So gelte es nicht nur den Gleichheitsgrundsatz und den respektvollen Umgang miteinander, sondern auch die „wirtschaftlichen Interessen von Gastronomie und Einzelhandel zu schützen“. Der OSD sei regelmäßig vor Ort und im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten aktiv. In diesem Zuge obliege es auch einzig dem städtischen Dienst, Bettlern Platzverweise auszustellen.
 
„Ein von privaten Akteuren beauftragter Sicherheitsdienst hat im öffentlichen Straßenraum keine anderen Rechte als jede andere Bürgerin und jeder andere Bürger.“ Man sei aber auch bestrebt, „Menschen in schwierigen Lebenslagen Hilfe anzubieten und mit Projekten wie ‚Housing First‘ langfristige Lösungen gegen Obdachlosigkeit zu schaffen.“ Die unterschiedliche Betrachtung zwischen Stadt und Interessengemeinschaft bringt der Stadtsprecher so auf den Punkt: „Die IG Kö verfolgt ein bestimmtes Bild auf der Kö, die Landeshauptstadt Düsseldorf das Gesetz.“
 
Vonseiten der Düsseldorfer Obdachlosenhilfen – insbesondere der Altstadt-Armenküche und des Straßenmagazins FiftyFifty – werden die Pläne der IG Kö heftig kritisiert. Man sei darüber informiert worden, dass sich die „Reichsten der Reichen“ von Menschen gestört fühlten, die auf der Kö um Almosen bitten, heißt es in einer Mitteilung. „Vor allem Superreiche aus Dubai kennen das gar nicht und verspüren unter Umständen ein Kaufhemmnis, wenn sie arme Menschen sehen“, heißt es dort durchaus sarkastisch weiter. „Ein privater Sicherheitsdienst soll jetzt wie in den Fürstentümern des Nahen Ostens die Bettler von der Königsallee vertreiben.“
 
Dabei betont Oliver Ongaro, Streetworker beim Straßenmagazin FiftyFifty, wie die Stadtvertreter, dass ein privater Sicherheitsdienst keine rechtliche Handhabe im öffentlichen Raum habe. „Hier scheint die IG Kö aber auch schon zurückgerudert zu haben. So wie es aussieht, soll die Security jetzt nur noch dem Ordnungsamt Bescheid sagen.“ Anstatt eines solchen „Hammers“ mit einem privaten Sicherheitsdienst hätte er sich gewünscht, dass man auf die entsprechenden Hilfsorganisationen zugegangen wäre und gemeinsam eine Lösung gesucht hätte, mit der alle leben könnten. Auch jetzt sei man gerne zu Gesprächen bereit, denn aktuell wirke es so, als würden sich die Händler auf der Kö „zu Handlangern von ein paar Superreichen aus dem Ausland machen“.
 
Gesprächsbereit zeigt sich beim Gespräch mit dieser Redaktion auch Andrea Greuner, Geschäftsführerin der Interessengemeinschaft Königsallee. „Unser Ziel ist es nicht, Menschen zu verdrängen, sondern die Königsallee so zu gestalten, dass sie im internationalen Vergleich mit den großen Einkaufsstraßen bestehen kann. Davon profitiert letztlich die gesamte Stadt, weil hierüber Einnahmen entstehen, mit denen wiederum soziale Projekte und Hilfsangebote unterstützt werden können“, stellt sie ihre Position nochmal klar. Gleichzeitig gelte jedoch: „Dort, wo viele Menschen zusammentreffen, darf man gewisse Standards erwarten, die das Miteinander regeln, ohne dabei die Würde des Menschen infrage zu stellen.“ Sollte es eine direkte Anfrage von FiftyFifty und ähnlichen Organisationen geben, sei sie natürlich gesprächsbereit. Das wisse jeder, der sie kenne.
 
Demonstratives Fegen der Kö
Bevor es jedoch konstruktive Gespräche gibt, wird zunächst einmal protestiert: So kündigte FiftyFifty eine Protestaktion auf der Kö an. Am Donnerstag sollen ehemalige Obdachlose ab 13 Uhr demonstrativ die Kö fegen. Dazu habe man sich angesichts der von den Ladenbesitzern angeprangerten „untragbaren Zuständen“ entschieden. Hier gebe es dann auch die Möglichkeit, mit den betroffenen Menschen und denen, die es einmal waren, ins Gespräch zu kommen, so Ongaro.
nrz 20.8.25