Paritätischer warnt vor „Lawine der Altersarmut“ und fordert eine durchgreifende Reform der Altersgrundsicherung

 

Paritätischer warnt vor „Lawine der Altersarmut“ und fordert eine durchgreifende Reform der Altersgrundsicherung

Von: Gwendolyn Stilling

Pressemeldung vom 20.08.2014

Vor einer auf uns zurollenden „Lawine der Altersarmut“ warnt der
Paritätische Gesamtverband und prognostiziert, dass sich bereits in zehn
Jahren die derzeit noch moderate Altersarmutsquote vervierfachen werde,
sofern konsequente Reformen ausbleiben. In einer aktuellen Expertise
kritisiert der Verband die von der Bundesregierung geplante
„solidarische Lebensleistungsrente“ als armutspolitisch wirkungslos. Als
Alternative präsentiert der Verband in Berlin unter dem Titel
„Sicherheit statt Altersarmut“ ein eigenes Konzept für eine
durchgreifende Reform der Altersgrundsicherung.

„Ab Mitte des nächsten Jahrzehnts droht ein Heer von ehemals
Langzeit- und Mehrfacharbeitslosen sukzessive und unaufhaltsam in die
Altersarmut zu fallen", warnt Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider.
„Selbst bei vorsichtiger Schätzung wird sich die Zahl der
Grundsicherungsbezieher auf eine Million erhöhen und werden die Quoten
dann zweistellig werden.“ Die Rentenpolitik der letzten Jahre
beschleunige und verstärke diese Entwicklung. 2013 lag der
durchschnittliche Zahlbetrag von Altersrenten im Rentenzugang in den
alten Bundesländern bei nur noch 714 Euro und damit unter der
Grundsicherungsschwelle.

Auch die im Koalitionsvertrag vereinbarte „Solidarische
Lebensleistungsrente“ werde das Problem nicht lösen. Die Hürden für die
Inanspruchnahme seien zu hoch und die geplante Rente zu niedrig, um vor
Armut im Alter zu schützen, so die Analyse des Verbandes. „Sollte die
solidarische Lebensleistungsrente Wirklichkeit werden, dürfte sie
wahrscheinlich die bürokratischste, komplizierteste, intransparenteste
und zugleich am wenigstens wirkungsvolle Sozialtransferleistung dieser
Republik werden“, so Schneider. „Man kann die Bundesregierung nur davor
warnen, diesen Passus aus dem Koalitionsvertrag tatsächlich umsetzen zu
wollen.“

Um künftiger Altersarmut vorbeugen und bestehende Altersarmut zu
beseitigen, schlägt der Paritätische eine Reform der
Altersgrundsicherung vor, die künftig über die Rentenversicherungsträger
verwaltet und in einem stark vereinfachten Antragsverfahren organisiert
werden soll. Erforderlich sei eine bedarfsgerechte Erhöhung der
Regelsätze in der Altersgrundsicherung – inklusive altersspezifischem
Mehrbedarf – auf 457 Euro. Stromkosten seien künftig wie Heiz-und
Mietkosten in voller Höhe zu übernehmen und einmalige Leistungen für
größere Anschaffungen zu gewähren. Schließlich fordert der Verband
großzügige Freibeträge auf Vorsorgeleistungen und Rentenansprüche.
„Allen älteren Menschen bliebe der Gang aufs Sozialamt erspart. Vorsorge
würde sich wieder lohnen. Jeder wäre im Alter vor Armut geschützt,
nicht nur der künftige Rentner mit 40 Beitragsjahren. Und alle hätten
mehr, ob in München oder Moordorf“, so Schneider

Dateien:

140820_Altersarmut_Pressestatement-Schneider.pdf29 K

140820_Altersarmut_Konzept.pdf89 K

140820_Altersarmut_Expertise.pdf424 K

http://www.der-paritaetische.de/startseite/artikel/news/paritaetischer-w...