Kostenloser ÖPNV erntet viel Skepsis in der Region

 

| 00.00 Uhr

Nahverkehr in Düsseldorf

Rheinbahn warnt vor ÖPNV ohne Ticket

  

Nahverkehr in Düsseldorf: Rheinbahn warnt vor ÖPNV ohne Ticket 

FOTO: stadt düsseldorf, grafik: ferl

Düsseldorf.
 
Die öffentliche Hand müsste mindestens 240 Millionen Euro aufbringen, damit
die Düsseldorfer ohne Fahrschein fahren können. Die Rheinbahn lehnt die
Idee ab: Sie sieht sich für einen plötzlichen Passagier-Ansturm nicht
gerüstet.

Von Arne Lieb und Laura Kurz 

Die Rheinbahn warnt vor den Folgen eines
kostenlos nutzbaren Nahverkehrs, wie ihn die Bundesregierung im Kampf
gegen die Luftverschmutzung erwägt. Das städtische Verkehrsunternehmen
sieht sich nicht gerüstet für den sprunghaften Anstieg von Fahrgästen,
der zu erwarten wäre. "Wir sind zu den Spitzenzeiten im Berufsverkehr
heute schon am Anschlag", warnt Sprecher Georg Schumacher. So fahre etwa
durch den U-Bahn-Tunnel am Hauptbahnhof zu Messezeiten alle drei
Minuten eine Bahn, eine noch dichtere Taktung sei nicht möglich. Es
müsse zunächst massiv in die Infrastruktur investiert werden.

Zudem warnt die Rheinbahn vor den finanziellen Folgen. Der Bund
müsste mehr als 240 Millionen Euro pro Jahr allein für Düsseldorf
zuschießen, um den Wegfall der Ticket-Erlöse auszugleichen. Dazu kämen
Mehrkosten, wenn die Zahl der Fahrgäste steigt - was der Sinn des
Vorstoßes ist. Schumacher befürchtet, dass die Verkehrsunternehmen noch
abhängiger von der Politik werden. "Bei einer schlechten Haushaltslage
drohen dann Kürzungen." Rund 80 Prozent ihres Budgets erwirtschaftet die
Rheinbahn bislang durch die Tickets, den Rest übernehmen Düsseldorf und
die umliegenden Kommunen.

Auch Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) ist skeptisch. "Es hat
sicherlich Vorteile, aber die operative Umsetzung würde dauern und
erfordert hohe Investitionen", sagt er. "Ich glaube, mindestens so
wichtig wie der Preis sind Qualität und Service." Der Vorsitzende des
städtischen Umweltausschusses, Philipp Tacer (SPD), sagt hingegen, er
unterstütze die Idee, sofern es eine "solide Finanzierung" gebe. Man
müsse Barrieren zur Nutzung des ÖPNV abbauen. Auch Andreas Hartnigk
(CDU) fände zumindest ein Pilotprojekt nicht falsch, auch wenn er viele
praktische Hürden sieht. Norbert Czerwinski (Grüne) spricht hingegen von
einer "Nebelkerze für die EU-Kommission".

Der fahrscheinlose ÖPNV ist eine Idee, die immer wieder diskutiert
wird. Zuletzt hatte die NRW-Landtagsfraktion der Piraten vor einem Jahr
für das Thema geworben. Der Umweltverband BUND hat den kostenlosen ÖPNV
auch als Maßnahme für den neuen Luftreinhalteplan vorgeschlagen, in dem
die Bezirksregierung bis Sommer darlegen muss, wie sie die
Stickoxid-Belastung in Düsseldorf unter die gesetzliche Grenze bringen
will. Ungewiss ist aber, ob der Effekt überhaupt schnell genug messbar
wäre, um das Fahrverbot noch zu verhindern.

Umstritten ist auch die Frage, wie viele Autofahrer wirklich auf
Bus und Bahn wechseln würden. Skeptiker warnen, durch kostenlose Fahrten
würde man eher Radfahrer und Fußgänger vom Umstieg überzeugen - also
wenig an der Luftverschmutzung ändern. Andere Experten verweisen aber
darauf, dass günstigere Tickets durchaus helfen: Die Stadt Wien zum
Beispiel hat dadurch große Erfolge gefeiert.

Die Rheinbahn betont, man erhöhe bereits die Kapazitäten, etwa
durch den Kauf von Gelenkbussen oder Bahnen mit zwei gekoppelten Wagen.
Für einen weiteren Ausbau brauche man aber noch Zeit und müsse zum
Beispiel in einen neuen Betriebshof investieren. "Der Bund sollte lieber
dafür mehr Geld geben", schlägt Schumacher vor.

Quelle: RP
http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/rheinbahn-warnt-vor-oepn...

 

 

Rheinbahn lehnt ticketlosen ÖPNV in Düsseldorf ab

 Der Vorsitzende des Umweltausschusses
unterstützt die Idee eines fahrscheinlosen Nahverkehrs. Die Rheinbahn
lehnt ab – und warnt vor den Folgen.

Der Vorstoß der Bundesregierung für einen fahrscheinlosen Nahverkehr, um Diesel-Fahrverbote zu
vermeiden, stößt auch in Düsseldorf auf Interesse. Der Vorsitzende des
städtischen Umweltausschusses, Philipp Tacer (SPD), unterstützt die
Idee. Auch die Umweltorganisation BUND will die Idee prüfen lassen: Sie
hatte bereits vor Monaten angeregt, den fahrscheinlosen Nahverkehr in
den sogenannten Luftreinhalteplan aufzunehmen, also jenes Papier, in dem
die Bezirksregierung darlegen soll, wie sie die zu hohe
Stickoxid-Belastung an Düsseldorfer Hauptstraßen senken will – notfalls
durch Durchfahrverbote für Diesel-Fahrzeuge.

Die Rheinbahn lehnt die Idee ab – und warnt vor den Folgen: Der Bund müsste
demnach mehr als 240 Millionen Euro allein für Düsseldorf zuschießen,
um den Wegfall der Ticket-Erlöse auszugleichen. Rund 80 Prozent ihres
Budgets erwirtschaftet die Rheinbahn durch die Beiträge der Fahrgäste,
den Rest übernehmen Düsseldorf und die umliegenden Kommunen.
Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher warnt, dass die Verkehrsunternehmen
damit noch abhängiger von der Politik würden, zumal der Zuschuss durch
mehr Fahrgäste steigen würde. „Wir befürchten, dass der Bund bei einer
schlechten Haushaltslage kürzt.“

"Im Berufsverkehr heute schon am Anschlag"

Die Rheinbahn warnt darüber hinaus vor den Folgen, falls sich die Zahl der
Fahrgäste sprunghaft erhöht. Man wolle zwar mehr Menschen zum Umstieg
gewinnen, allerdings nicht auf einen Schlag. „Wir sind zu den
Spitzenzeiten im Berufsverkehr heute schon am Anschlag“, warnt
Schumacher.

So fährt durch den
zentralen U-Bahn-Tunnel am Hauptbahnhof zu Messezeiten schon heute rund
alle drei Minuten eine Bahn, eine dichtere Taktung ist kaum möglich. Die
Rheinbahn investiere bereits in größere Kapazitäten, etwa durch den
Kauf von Gelenkbussen oder Bahnfahrten mit zwei gekoppelten Wagen. Dies
erforderehohe Investitionen, etwa in einen zusätzlichen Betriebshof.
Schumacher: „Der Bund sollte lieber dafür mehr Geld geben.“

Piraten gingen von einer Vorbereitungszeit von vier Jahren aus

...

https://www.nrz.de/staedte/duesseldorf/rheinbahn-lehnt-ticketlosen-oepnv...

 

 

 

| 17.09 Uhr

Pläne zu kostenlosem ÖPNV

In diesen Städten ist der Gratis-Nahverkehr gescheitert

Öffentlicher Nahverkehr in Essen - soll bald testweise kostenlos sein.
FOTO: dpa, mku pil

Düsseldorf.Im estnischen Tallinn ist er ein Erfolgsmodell, in anderen Städten wie
Templin in Brandenburg oder Hasselt in Belgien wurde der Nahverkehr zum
Nulltarif wieder abgeschafft. Woran hat es gelegen? Ein Überblick.

Von Olivia Konieczny 

Bus und Bahn fahren für lau? Einfach
einsteigen, aussteigen, umsteigen so oft man will? Das klingt gut und
könnte Autofahrer dazu anregen, ihren Wagen öfter mal stehen zu lassen. Doch die Pläne zu einem kostenfreien Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Deutschland,
mit denen die Bundesregierung hohe Geldstrafen der EU verhindern und
die Luft in vielen deutschen Städten verbessern will, sind nicht neu.
Mehrere Städte haben den Nahverkehr zum Nulltarif bereits getestet - mit
unterschiedlichen Ergebnissen:

In Belgien war es die Stadt Hasselt,
die schon vor 20 Jahren das Busfahren für ihre rund 80.000 Einwohner
kostenlos machte. "Dabei setzte man auf drei Säulen", erläutert Habib El
Ouakili, für Mobilität verantwortlicher Ratsherr der Stadt, unserer
Redaktion: Das Busfahren sollte gratis sein, die Busse sollten häufiger
fahren, sodass die Menschen maximal 15 Minuten warten müssen, und die
Bushaltestellen sollten nicht weiter als 500 Meter voneinander entfernt
liegen. "Wenn man bloß auf kostenloses Fahren setzt, funktioniert das
nicht, dann schafft man es nicht, die Menschen zu überzeugen", sagt El
Ouakili. 

Umsonst war das Busfahren seit 1997 für alle Einwohner, sie
mussten dem Busfahrer beim Einsteigen den Personalausweis vorzeigen. Die
Resonanz sei sehr gut gewesen, die Menschen hätten das Angebot gerne
genutzt, sagt El Ouakili: "Das war wirklich ein Erfolgsmodell."

Gescheitert sei es nur am Geld: Die Gratis-Busse wurden zum Teil
von der Stadt selbst finanziert; weitere Gelder kamen von der flämischen
Region. Nach den Gemeindewahlen im Jahr 2012 sei die Finanzierung
jedoch gekappt worden. "Hasselt musste fortan für die kompletten Kosten
aufkommen, das konnten wir nicht stemmen." 2014 wurde das kostenlose
Busfahren eingestellt.

Zwar versucht die Stadt, das Busfahren attraktiv zu halten: So
zahlten Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sowie Menschen ab 65
weiterhin nichts. "Aber wir sehen seither, dass die Passagierzahlen
stark sinken, um bis zu 10 Prozent pro Jahr", beklagt El Ouakili. "Der
Bus ist keine Alternative mehr, die Leute nehmen wieder ihr Auto."

Deutscher Vorreiter in Brandenburg

Pionier in Deutschland war die brandenburgische Stadt Templin mit
ihren rund 16.000 Einwohnern. 1998 führte man dort das kostenlose
Busfahren ein. Hauptziele: die Mobilität der Einwohner verbessern, Lärm
und Umweltbelastung reduzieren, die Kurstadt bekannter machen.
Finanzieren wollte man die Gratis-Busse unter anderem durch den Wegfall
von Investitionen zum Beispiel in Straßen sowie höhere Steuereinnahmen
durch die Stärkung der Templiner Wirtschaft, etwa im Handel und
Tourismus. 

"Die Fahrgastzahlen schnellten in die Höhe", sagt ein
Stadtsprecher unserer Redaktion. Nutzten 1997 rund 41.000 Fahrgäste die
Templiner Busse, waren es vier Jahre später 613.000 Passagiere - fast
das 15-fache. ​Doch damit begannen auch die Probleme, aufgrund der
steigenden Passagierzahlen explodierten auch die Kosten, man brauchte
mehr Personal, mehr Fahrzeuge, mehr Wartung.

Der Finanzierungsplan ging nicht auf, 2003 war dann Schluss mit
dem Gratis-Nahverkehr. Ganz abgerückt ist die Stadt von ihrem Konzept
aber nicht: Heute zahlt man für eine Jahreskarte lediglich 44 Euro. Die
Stadt bezuschusst das Modell jährlich mit 130.000 Euro.

Erfolgsmodell Tallinn

Dass es auch oder gerade in einer Großstadt anders gehen kann, beweist Tallinn. In der Hauptstadt Estlands fahren
die Einwohner seit 2013 umsonst mit Bus und Bahn. Bei einer
Bürgerbefragung zuvor hatten 75 Prozent der Menschen für den Gratis-ÖPNV
gestimmt. Wer das Angebot nutzen will, muss sich für zwei Euro eine
Chipkarte kaufen. Mit dieser kann man dann unbegrenzt fahren.

Tallinn investierte kräftig in den Ausbau der Infrastruktur,
wandelte Fahrstreifen in der Innenstadt in Busspuren um, programmierte
die Ampeln so, dass Busse und Bahnen bevorzugt werden. Finanziert wurde
das Ganze mit steigenden Steuereinnahmen. Denn das neue Angebot lockte
viele Menschen aus dem Umland in die Großstadt an der Ostsee: Die
Einwohnerzahl stieg von rund 420.000 vor fünf Jahren auf aktuell mehr
als 445.000. 

http://www.rp-online.de/panorama/kostenloser-nahverkehr-in-diesen-staedt...

 

 

Kostenloser ÖPNV erntet viel Skepsis in der Region

Die Verkehrsbetriebe in der
Region zweifeln am Erfolg eines Nahverkehrs zum Nulltarif, wie er der
Bundesregierung vorschwebt. Eine Auswahl der Stimmen.

Die Rheinbahn AG wird schon jetzt zu 20 Prozent kommunal finanziert.
  

dpa

Die Rheinbahn AG wird schon jetzt zu 20 Prozent kommunal finanziert.

Düsseldorf. In der Theorie klingt die Idee beinahe ein wenig zu schön, um wahr zu sein: In einem Brief an die EU-Kommission regt die deutsche Bundesregierung an, kostenlose Angebote im öffentlichen Nahverkehr zu schaffen,
um eine drohende Geldstrafe aus Brüssel wegen zu hoher Stickoxid-Werte
in vielen deutschen Städten abzuwenden und etwa Pendler im großen Stil
vom Auto in Bus und Bahn zu locken. Neu ist die Idee keineswegs. So
forderten schon die Linken und die Piratenpartei im Bund einen
öffentlichen Nahverkehr zum Nulltarif.

In der Praxis stößt der Vorstoß bei den Verkehrsbetrieben in der Region überwiegend auf Skepsis, so etwa bei der Rheinbahn AG in Düsseldorf:
„Wenn die Politik uns erklärt, wie wir eine Finanzierungslücke von 240
Millionen Euro schließen sollen, wäre die Idee eine feine Sache“, fasst
Sprecher Georg Schumacher es polemisch, denn so viel nehme die Rheinbahn
durch den Verkauf von Tickets im Jahr ein. „Schon jetzt steckt
öffentliches Geld in dem Betrieb des Nahverkehrs, da die Kommunen sich
mit 20 Prozent daran beteiligen. Den Löwenanteil von 80 Prozent stemmen
wir aus eigener wirtschaftlicher Kraft.“

Kritiker fordern eher Investitionen in die Infrastruktur

Essen ist eine von fünf Pilotstädten, wo der kostenlose Nahverkehr getestet werden soll.

Und das ist auch gut so, meint Schumacher, zumal das
gegenwärtige Finanzierungsmodell dem Verkehrsbetrieb eine gewisse
gestalterische Freiheit ermögliche und die Steuerzahler entlaste. Den –
bislang nicht näher differenzierten – Vorschlag der Bundesregierung
eines kostenlosen Nahverkehrs hält Schumacher für „fantasie- und
kenntnislos“. Denn zumindest für urbane Gebiete wie den Raum Düsseldorf
greife keineswegs das Klischee zu, dass der Nahverkehr zu wenig genutzt
wird, „wir haben im Gegenteil keine Platzkapazitäten, um das System
unbegrenzt mit Menschen zu befüllen.“ Politischen Handlungsbedarf sieht
der Rheinbahn-Sprecher an anderer Stelle: „Selbstverständlich brauchen
wir auf Dauer eine Verkehrswende. Die erreicht man allerdings nur durch
eine große Investitionsoffensive für den Nahverkehr, um beispielsweise
eine gute Haltestestellensituation und eine enge Taktung der Fahrzeiten
zu schaffen.“ Schumacher ist überzeugt: Für eine gute Leistung sind die
Menschen auch bereit, einen Preis zu bezahlen.“ Die Stadtwerke Solingen
waren am Donnerstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Einwände gegen den kostenlosen Nahverkehr, die man in Wuppertal
weitgehend teilt: „Die Kosten dafür könnten wir nicht tragen“, sagt
Holger Stephan, Sprecher der Wuppertaler Stadtwerke
knapp, die in der Schwebebahn-Stadt für den Betrieb des ÖPNV
verantwortlich ist. „Wenn der Bund das umsetzen möchte, muss klar sein,
wer das bezahlt.“ In Wuppertal hat man sich das Gedankenspiel eines
kostenlosen Nahverkehrs einmal durchgerechnet: „Für Wuppertal würde das
eine steuerliche Belastung von 110 Millionen Euro im Jahr bedeuten“, so
Stephan.

Die Frage der finanziellen Verantwortung bei einem solchen Vorstoß des Bundes ist aus Sicht des Städte- und Gemeindebundes Nordrhein-Westfalen derweil
klar geregelt: „Da würde das Konnexitätsprinzip greifen“, erklärt
Sprecher Martin Lehrer. „Das heißt, wenn der Bund eine Leistung bestellt
und für die Umsetzung das Land und die Kommunen in die Pflicht nimmt,
muss er sie auch bezahlen.“ Mit seiner Haltung zu dem Vorstoß reiht
Lehrer sich ein in die Gruppe der Zweifler, ob ein kostenloser
Nahverkehr der richtige Weg sein kann. „Unter Verbrauchern herrscht
meist das Motto ’Was nichts kostet, taugt auch nichts.’“ Die Folge eines
kostenlosen Nahverkehrs sei für die Verkehrsbetriebe, die schon heute
nur zwischen 70 und 75 Prozent kostendeckend arbeiteten, eine
Kostenexplosion. Eine langfristige Lösung sieht Lehrer vielmehr in einem
Ausbau der Infrastruktur und neuen Technologien etwa durch digital
bedarfsgesteuerte Verkehrssysteme.

Zunächst soll der kostenlose öffentliche Nahverkehr in fünf
Städten getestet werden – nämlich in Bonn, Essen, Herrenberg
(Baden-Württemberg), Reutlingen und Mannheim. Wann der Test starten und
wie er finanziert werden soll, steht zurzeit noch nicht fest.

 

Kommentar

Die Idee für einen ticketfreien Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) lässt sich leicht als „Freibier für alle“ verspotten. mehr

http://www.wz.de/home/politik/nrw/kostenloser-oepnv-erntet-viel-skepsis-...

 

Visionäre Vorstellung

Vorstoß für kostenlose Busse und Bahnen stößt auf Skepsis

Die Politik denkt über einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr nach. Foto: Marcel Kusch 

dpa

Die Politik denkt über einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr nach. Foto: Marcel Kusch

Berlin (dpa) - Der Vorstoß der Bundesregierung für kostenlose
Busse und Bahnen im Kampf gegen zu schmutzige Luft in deutschen Städten
stößt auf breite Skepsis. Verkehrsverbünde und Kommunen verwiesen auf
eine ungeklärte Finanzierung und verlangten einen stärkeren Ausbau des
Nahverkehrs-Angebots.

Regierungssprecher Steffen Seibert machte am Mittwoch deutlich,
dass es um «zeitweilige» Gratis-Angebote in Kommunen gehe, die
unterstützt werden könnten. Angaben zu Zeitplänen, Kosten und der
Umsetzung in bestimmten Städten wurden nicht gemacht.

Der Deutsche Städtetag nannte die Überlegungen angesichts
andauernder Grenzwert-Überschreitungen «etwas hilflos». Kostenloser
Nahverkehr sei «wahrscheinlich nicht zu bezahlen», sagte
Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy der Deutschen Presse-Agentur. «Und ich
glaube auch nicht, dass die Bundesregierung das bezahlen will.»
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter kritisierte, die Regierung habe
einen Testballon gestartet, sei aber bereits wieder zurückgerudert. Es
gehe darum, das Angebot auszubauen, das «Ticketchaos» zu lichten und
Busse und Bahnen für Schüler und Jugendliche in ganz Deutschland
kostenfrei zu machen.

Seibert sagte, es solle alles dafür getan werden, die
Luftqualität zu verbessern und Diesel-Fahrverbote zu vermeiden. In einem
Schreiben an die EU-Kommission seien zusätzliche Maßnahmen für Kommunen
dargelegt worden. Nun werde eine Bewertung aus Brüssel abgewartet.
Hintergrund ist eine drohende Klage der Kommission beim Europäischen
Gerichtshof (EuGH) gegen Deutschland wegen unzureichender bisheriger
Bemühungen.

Ein Sprecher des Umweltministeriums sagte, der Vorschlag solle
eine Diskussion anstoßen und ein Signal geben, dass die Regierung zu
einer Erweiterung des «Gestaltungsspielraums» der Kommunen bereit sei.
So könnten Städte «ein vorübergehendes Gratis-Angebot» etwa dann machen,
wenn die Luftbelastung höher ist. Er verwies auf Tübingen, wo Busse
seit kurzem samstags gratis sind. Das Angebot gilt nach Angaben des
dortigen Verkehrsverbundes bis sonntags um 5.00 Uhr für alle Busse im
Stadtgebiet. Das Projekt war auch entstanden, weil ein zentrales
Parkhaus saniert werden soll und so Parkplätze wegfallen.

In einem am Dienstag bekannt gewordenen Brief an
EU-Umweltkommissar Karmenu Vella hatte die Bundesregierung auch einen
kostenlosen ÖPNV genannt, um die Zahl der Autos in Städten zu verringern
- aber ohne die Einschränkung, dass es sich um temporäre Maßnahmen
handeln solle.

Der Autofahrerclub ADAC betonte, leichter umsetzbar als
kostenloser ÖPNV wären einfache, günstige Tarife und zuverlässige Takte,
um Pendlern eine interessante Alternative zum Auto zu bieten. «Hier
muss der Bund mitinvestieren, das hilft auch den Städten bei der
Luftreinhaltung», sagte Vizepräsident Ulrich Klaus Becker.

http://www.wz.de/home/wirtschaft/vorstoss-fuer-kostenlose-busse-und-bahn...

 

Kostenloser Nahverkehr. Das sagen Rheinbahn und Politik, 14.2.18:

https://www.express.de/duesseldorf/kostenloser-nahverkehr---das-sagen-rh...

 

Kostenloser Nahverkehr? Das sagen Rheinbahn und Politik zum Vorschlag der Regierung

 

 

Rheinbahn_Symbol
  

Freie Fahrt? Für viele Düsseldorfer wäre das ein schöner Kniff.

Foto: 

Rheinbahn

 

 

  

Düsseldorf -

Kostenlos mit Bus und
Bahn fahren für bessere Luft in den Städten: Mit diesem Vorschlag will
die Bundesregierung das Problem zu hoher Schadstoffbelastung angehen.

Bei der Rheinbahn und in der Politik stößt diese Idee auf wenig Verständnis.

Düsseldorf ist nicht
als Modellstadt vorgesehen, obwohl die Kernstadt gerade zu Stoßzeiten
vor allem durch überfüllte Straßen und großes Verkehrsaufkommen
besticht.

 

EXPRESS hat mit
Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher gesprochen. Er hält nichts von der
Idee der Bundesregierung: „Das ist eine sehr panische Idee, die jenseits
der Realität ist. Unsere Bahnen sind aktuell schon ausgelastet zu
Stoßzeiten. Wenn man über Nacht nach dem Motto „Freibier für alle„
verfahren würde, dann würde das System aus allen Nähten platzen“, sagt
er.

„Sie können einem Briefträger auch nicht spontan den Auftrag geben, noch ein Klavier mitzunehmen.“

Qualität muss erhalten bleiben

Zudem müsse ein gewisses Qualitätsbewusstsein gegenüber der Rheinbahn bei den Kunden vorhanden sein.

„Wir
würden unser Geld gerne weiterhin von den Kunden und nicht vom Staat
kriegen. Geld vom Bund würden wir allerdings sehr gerne in den Ausbau
und die Infrastruktur stecken. Da hätte auch der Kunde langfristig mehr
von. Wir wollen in Qualität investieren, damit wir noch pünktlicher und
damit attraktiver werden – das ist auf lange Sicht viel nachhaltiger“,
so Schumacher.

Hintergrund
der Überlegungen der Bundesregierung ist zum einen Druck aus Brüssel.
Deutschland droht eine Klage, weil seit Jahren in vielen Städten
Grenzwerte beim Ausstoß von Stickoxiden nicht eingehalten werden - diese
gelten als gesundheitsschädlich.

(Lesen Sie hier noch einmal alles zum Kostenlos-Vorstoß der Regierung.)

Daneben
drohen in Deutschland gerichtlich erzwungene Fahrverbote für
Diesel-Fahrzeuge – in Düsseldorf ein Thema, das schon seit Monaten für
Gesprächsstoff sorgt.

Kein Verständnis bei den „Grünen“

Norbert
Czerwinski (Die Grünen) ist Mitglied des Düsseldorfer
Verkehrsausschusses. Er kann den Vorschlag der amtierenden
Bundesregierung nicht ernst nehmen. „Ich frage mich, für wie blöd die
Brüssel halten. Da wurde ganz offensichtlich eine Rauchbombe gezündet,
um den empfindlichen Strafen zu entgehen“, sagt er.

„Um
Umweltschutz kann es jedenfalls nicht gehen, sonst wäre dieser
Vorschlag ja im Koalitionsvertrag aufgetaucht – da steht aber nichts
davon.“

Eine
konstruktive Idee hat Czerwinski auch parat: „Ich gucke neidisch nach
Wien. Dort wurde viel in den ÖPNV investiert und anschließend ein
Jahresticket für einen Euro pro Tag eingeführt – das würde mir hier auch
gefallen.“

Kostenloses Bahnfahren gibt's bisher nicht

Bislang gibt es in Deutschland nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) keinen kostenlosen Nahverkehr.

Die
Bundesregierung stellt in dem Brief von Umweltministerin Barbara
Hendricks (SPD), Verkehrsminister Christian Schmidt (CSU) und
Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) an die EU-Kommission noch andere
Maßnahmen vor, die sie zusammen mit Ländern und Kommunen testen will.

„Bei
Bedarf“ sollen Städte darin unterstützt werden, wirksame Verkehrsregeln
auf den Weg zu bringen, um die von Autos verursachte
Umweltverschmutzung zu reduzieren. Für den Schwerlastverkehr solle es
„Niedrigemissionszonen“ geben.

Keine realistische Option in Düsseldorf

Es
hat – da muss man ehrlich sein – auch nicht gerade den Anschein, als
würde dieses Modell in naher Zukunft eine Option für Düsseldorf sein.

„Wir brauchen für alle sinnvollen und nachhaltigen Optionen einen jahrelangen Vorlauf“, sagt Schumacher.

– Quelle: https://www.express.de/29701472 ©2018

Kostenloser Nahverkehr? Das sagen Rheinbahn und Politik zum Vorschlag der Regierung

– Quelle: https://www.express.de/29701472 ©2018

 

Kostenloser Nahverkehr? Das sagen Rheinbahn und Politik zum Vorschlag der Regierung

 

 

Rheinbahn_Symbol
  

Freie Fahrt? Für viele Düsseldorfer wäre das ein schöner Kniff.

Foto: 

Rheinbahn

 

 

  

Düsseldorf -

Kostenlos mit Bus und
Bahn fahren für bessere Luft in den Städten: Mit diesem Vorschlag will
die Bundesregierung das Problem zu hoher Schadstoffbelastung angehen.

Bei der Rheinbahn und in der Politik stößt diese Idee auf wenig Verständnis.

Düsseldorf ist nicht
als Modellstadt vorgesehen, obwohl die Kernstadt gerade zu Stoßzeiten
vor allem durch überfüllte Straßen und großes Verkehrsaufkommen
besticht.

 

EXPRESS hat mit
Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher gesprochen. Er hält nichts von der
Idee der Bundesregierung: „Das ist eine sehr panische Idee, die jenseits
der Realität ist. Unsere Bahnen sind aktuell schon ausgelastet zu
Stoßzeiten. Wenn man über Nacht nach dem Motto „Freibier für alle„
verfahren würde, dann würde das System aus allen Nähten platzen“, sagt
er.

„Sie können einem Briefträger auch nicht spontan den Auftrag geben, noch ein Klavier mitzunehmen.“

Qualität muss erhalten bleiben

Zudem müsse ein gewisses Qualitätsbewusstsein gegenüber der Rheinbahn bei den Kunden vorhanden sein.

„Wir
würden unser Geld gerne weiterhin von den Kunden und nicht vom Staat
kriegen. Geld vom Bund würden wir allerdings sehr gerne in den Ausbau
und die Infrastruktur stecken. Da hätte auch der Kunde langfristig mehr
von. Wir wollen in Qualität investieren, damit wir noch pünktlicher und
damit attraktiver werden – das ist auf lange Sicht viel nachhaltiger“,
so Schumacher.

Hintergrund
der Überlegungen der Bundesregierung ist zum einen Druck aus Brüssel.
Deutschland droht eine Klage, weil seit Jahren in vielen Städten
Grenzwerte beim Ausstoß von Stickoxiden nicht eingehalten werden - diese
gelten als gesundheitsschädlich.

(Lesen Sie hier noch einmal alles zum Kostenlos-Vorstoß der Regierung.)

Daneben
drohen in Deutschland gerichtlich erzwungene Fahrverbote für
Diesel-Fahrzeuge – in Düsseldorf ein Thema, das schon seit Monaten für
Gesprächsstoff sorgt.

Kein Verständnis bei den „Grünen“

Norbert
Czerwinski (Die Grünen) ist Mitglied des Düsseldorfer
Verkehrsausschusses. Er kann den Vorschlag der amtierenden
Bundesregierung nicht ernst nehmen. „Ich frage mich, für wie blöd die
Brüssel halten. Da wurde ganz offensichtlich eine Rauchbombe gezündet,
um den empfindlichen Strafen zu entgehen“, sagt er.

„Um
Umweltschutz kann es jedenfalls nicht gehen, sonst wäre dieser
Vorschlag ja im Koalitionsvertrag aufgetaucht – da steht aber nichts
davon.“

Eine
konstruktive Idee hat Czerwinski auch parat: „Ich gucke neidisch nach
Wien. Dort wurde viel in den ÖPNV investiert und anschließend ein
Jahresticket für einen Euro pro Tag eingeführt – das würde mir hier auch
gefallen.“

Kostenloses Bahnfahren gibt's bisher nicht

Bislang gibt es in Deutschland nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) keinen kostenlosen Nahverkehr.

Die
Bundesregierung stellt in dem Brief von Umweltministerin Barbara
Hendricks (SPD), Verkehrsminister Christian Schmidt (CSU) und
Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) an die EU-Kommission noch andere
Maßnahmen vor, die sie zusammen mit Ländern und Kommunen testen will.

„Bei
Bedarf“ sollen Städte darin unterstützt werden, wirksame Verkehrsregeln
auf den Weg zu bringen, um die von Autos verursachte
Umweltverschmutzung zu reduzieren. Für den Schwerlastverkehr solle es
„Niedrigemissionszonen“ geben.

Keine realistische Option in Düsseldorf

Es
hat – da muss man ehrlich sein – auch nicht gerade den Anschein, als
würde dieses Modell in naher Zukunft eine Option für Düsseldorf sein.

„Wir brauchen für alle sinnvollen und nachhaltigen Optionen einen jahrelangen Vorlauf“, sagt Schumacher.

– Quelle: https://www.express.de/29701472 ©2018