Im Verlauf von 2022 waren demnach 607 000 Menschen wohnungslos

 

Mittwoch, 08. November 2023, Darmstadt / Politik
Massen ohne Zuhause
Die Zahl Wohnungsloser in Deutschland ist stark gestiegen / Anteil Nicht-Deutscher hoch
VON JOHANNA APEL

Die Zahl der Wohnungslosen hat sich nach Einschätzung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) stark erhöht. Im Verlauf von 2022 waren demnach 607 000 Menschen wohnungslos. Zum Vergleich: Die Jahresgesamtzahl für 2021 lag bei 383 000.

„Inflation, gestiegene Kosten und steigende Mieten belasten einkommensschwache Haushalte in Deutschland“, sagt BAGW-Geschäftsführerin Werena Rosenke. Das führe zu Armut, Mietschulden und Wohnungsverlust. Beratungsstellen würden immer häufiger angefragt, während der verfügbare und bezahlbare Wohnraum abnehme – „der Hauptgrund für die Wohnungsnot in Deutschland“.

Laut der BAGW-Daten verliert die Mehrheit der deutschen Wohnungslosen ihre Wohnung aufgrund von Kündigungen. Weitere Auslöser seien Miet- und Energieschulden, Konflikte im Wohnumfeld und Trennungen. Nicht-deutsche Wohnungslose gerieten mehrheitlich von der Flucht direkt in diese Notlage.

Neben der BAGW erhebt auch das Statistische Bundesamt Daten zur Wohnungslosigkeit. Zum Stichtag Ende Januar 2023 waren dort 372 000 untergebrachte wohnungslose Personen ermittelt worden. Darin würden aber nicht die erfasst, die bei Bekannten unterkommen oder die auf der Straße leben, so Rosenke.

Die BAGW-Daten gewähren auch Einblicke in die Strukturen der Wohnungslosigkeit. So habe Mitte 2022 der Anteil deutscher Wohnungsloser bei 29 Prozent gelegen, der Anteil nicht-deutscher bei 71 Prozent. Vergleicht man 2021 mit 2022 habe es bei den deutschen Wohnungslosen einen Anstieg von fünf Prozent gegeben, bei den nicht-deutschen um 118 Prozent. Die BAGW führt das auch auf Geflüchtete aus der Ukraine zurück.

Die Bundesregierung habe sich mit ihrem „Nationalen Aktionsplan“, ein ehrgeiziges Ziel gesetzt, sagt Rosenke. Die Regierung will damit die Obdach- und Wohnungslosigkeit bis 2030 überwinden. Der Anstieg der Jahresgesamtzahl zeige aber, welche Kraftanstrengung dafür notwendig sei.

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