Erneuter Anstieg der Zahl der Drogentoten in NRW
5.11.2023
Berlin/Düsseldorf · Auch
2022 gab es in Nordrhein-Westfalen wieder mehr Todesfälle im
Zusammenhang mit Drogen. Der Anstieg zum Vorjahr ist nur ein leichter,
doch die Zahl ist seit Jahren auf einem erschreckend hohen Niveau.
Im Jahr 2022 sind in Nordrhein-Westfalen 703 Menschen an den Folgen ihres Missbrauchs illegaler Drogen
gestorben. Das teilte das Bundesgesundheitsministerium mit. Im Jahr
zuvor waren es in NRW noch 693 Menschen, die den Kampf gegen die
Drogensucht verloren haben. Der Anstieg in den Jahren zuvor war jedoch
wesentlich drastischer.
Binnen
fünf Jahren hat sich die Zahl der Drogentoten in NRW mehr als
verdreifacht. Im vergangenen Jahr gab es einen besonders rasanten
Anstieg, um 73 Prozent (auf 693 Drogentote) wuchs die Zahl 2021 und
erreichte damit den bis dahin höchsten Stand seit 30 Jahren. Das ging
aus einem Lagebild des Landeskriminalamts (LKA) NRW zur
Rauschgiftkriminalität hervor. Nun zeigen die Zahlen des
Bundesgesundheitsministeriums einen weiteren, wenn auch wesentlich
geringeren Anstieg.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann
(CDU) hatte sich am Mittwochabend bei einer Veranstaltung unserer
Redaktion bereits besorgt über die Zahl geäußert. „Wir haben in NRW auch
Drogentote. Das hängt auch mit dreckigem Stoff zusammen.“ Der Minister
sprach sich für die Einrichtung von Drogenkonsumräumen in
Nordrhein-Westfalen aus. Dort müsste man für die Menschen die
Möglichkeit schaffen, den Stoff auf seine Reinheit hin überprüfen zu
lassen.
Auch
Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und
Drogenfragen, sagt: „Sucht ist eine Krankheit, kein Stigma. Suchtkranke
Menschen dürfen nicht länger ausgegrenzt werden. Deshalb müssen wir über
Drogenkonsum, über eine bessere Suchthilfe und mehr Prävention
sprechen. Drogenkonsum darf kein Gesprächstabu bleiben.“ Es brauche
Partner auf regionaler und Länderebene sowie niedrigschwellige Projekte,
um die Menschen mit Suchtproblemen zu erreichen.
Erschreckend
ist, dass Nordrhein-Westfalen auch 2022 an der Spitze der Liste steht.
Starben in NRW 703 Menschen an den Folgen des Konsums, waren es in den
Bundesländern, die danach die meisten Toten zu verzeichnen haben 277
(Bayern) und 230 Menschen (Berlin). Dies ist nur bedingt mit der höheren
Einwohnerzahl zu erklären: 2022 lebten in Bayern 13,3 Millionen
Menschen, in NRW gut 18 Millionen.
Bundesweit wäre die Zahl der Drogentoten 2021 sogar rückläufig gewesen. Dass es trotzdem zu einem deutlichen Anstieg kam, liegt vor allem an Nordrhein-Westfalen mit 292 Drogentoten zusätzlich in nur einem Jahr, die dem Anstieg von 2020 zu 2021 entsprachen. Gemessen am Bevölkerungsanteil, liegt die Zahl der Drogentoten in NRW inzwischen fast um das Doppelte über dem bundesweiten Niveau.