Ein Euro am Tag. Hessenweites Seniorenticket soll 2020 kommen

 

Der Startschuss für ein hessenweites Seniorenticket ist
gefallen. Ab dem 1. Januar 2020 sollen Senioren mit Bus und Bahn durch
ganz Hessen fahren - und das für einen Euro am Tag. Doch noch fehlt ein
letzter Schritt.

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"Es ist ein großer Tag für den
öffentlichen Personennahverkehr in Hessen", sagt Wirtschafts- und
Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) bei der Vorstellung seines
Prestigeprojekts am Montag. Nach langer Planung sollen künftig neben
Schülern auch 1,3 Millionen Senioren vom günstigen Fahren mit Bus und
Bahn profitieren.

365 Euro im Jahr soll das
hessenweite Ticket für Senioren kosten. Menschen ab dem 65. Lebensjahr
nutzen damit Busse, Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen und Regionalzüge.
Die drei hessischen Verkehrsverbünde RMV, NVV und VRN sind sich sicher:
"Das Angebot wird ein echter Renner." Geplanter Start der Aktion ist der
1. Januar 2020.

Zwei Varianten stehen zur Wahl

Gültig ist die Flatrate-Karte an Wochenenden und Feiertagen ganztägig, an Werktagen hingegen erst ab 9 Uhr.
Das hat vor allem einen Grund: "Wir erhoffen uns, den Verkehr außerhalb
der Stoßzeiten attraktiv zu machen", sagt Frankfurts Oberbürgermeister
Peter Feldmann (SPD). So könne man den Verkehr gezielt lenken und eine
zusätzliche Überfüllung der Busse und Bahnen am Morgen vermeiden.

Doch auch für diejenigen, die
vor 9 Uhr unterwegs sein möchten, soll es eine Möglichkeit geben: ein
sogenanntes Upgrade-Angebot für 625 Euro. Mit diesem Ticket können
Senioren rund um die Uhr auch in der ersten Klasse fahren. Zusätzlich
gilt die Mitnahmeregelung eines weiteren Erwachsenen und beliebig
vieler Kinder werktags ab 19 Uhr und ganztags am Wochenende.

Senioren sollen ÖPNV mehr nutzen

Vorbild für das neue Angebot
ist das seit August 2017 geltende Schülerticket. Mit der Fahrkarte
können Schüler und Auszubildende für ebenfalls 365 Euro im Jahr
landesweit Busse, Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen sowie Regionalzüge
nutzen. Im Schuljahr 2017/18 wurde das Schülerticket in Hessen 407.000
Mal verkauft. Das ist nach Angaben des Ministeriums eine Steigerung um
fast 60 Prozent zu den Verkaufszahlen vor dem gemeinsamen Angebot im
ganzen Land. "60 Prozent Plus ist auch bei den Senioren gar kein
Problem. Da lege ich mich fest", sagt Al-Wazir.

Für die möglichen
Kostenausfälle, die bei den Verkehrsbünden entstehen können, kommt das
Land auf. Der RMV geht im schlimmsten Fall von einem 3,5
Millionen-Euro-Defizit aus, der NVV schätzt diese Zahl auf zwei
Millionen Euro. Minister Al-Wazir bereiten etwaige Ausgleichszahlungen
kein Kopfzerbrechen: "Wir können sogar mehr Geld in der Kasse haben als
vorher", sagt er.

Das Angebot solle zudem ein
nächster Schritt in Richtung Verkehrswende sein. "Meine Generation ist
mit dem Auto aufgewachsen", sagt NVV-Chef Wolfgang Rausch. Das neue
Seniorenticket solle helfen, dass mehr Personen auf den ÖPNV umsteigen
und das Auto dafür stehenlassen.

Ticketverkauf vor Weihnachten

Doch noch ist die Einführung
des Seniorentickets nicht perfekt. In einem nächsten Schritt stimmen die
Aufsichtsräte der Verbünde zunächst über das Angebot ab. Wenn ein
positiver Beschluss vorliegt - davon ist auszugehen - geht es an die
Umsetzung. Die Zeit drängt, denn noch vor Weihnachten soll das Ticket in
den Verkauf gehen und an allen Verkaufsstellen erhältlich sein.

Die Verkehrsverbände erhoffen
sich aber noch mehr für die Zukunft: einen Ausbau der Infrastruktur,
mehr Komfort und den im Koalitionsvertrag verankerten Ein-Stunden-Takt
in ländlichen Regionen. Auf lange Sicht gebe es außerdem eine Vision:
ein günstiges Bürgerticket für alle.

Sendung: hr1, 13.5.2019, 13 Uhr

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