Düsseldorf Oberbilk: Wohncamp an den Bahngleisen ohne Vorwarnung geräumt

 

Ehepaar Varga, ihr Schwager und Vasile-Ferencz Lupsor lebten seit
zwei Jahren in provisorischen Hütten. Nun stehen sie vor dem Nichts,
denn als Rumänen dürfen sie auch nicht in städtischen
Obdachlosenunterkünften übernachten

Düsseldorf Oberbilk: Wohncamp an den Bahngleisen ohne Vorwarnung geräumt

Für die acht rumänischen Bewohner des Hüttencamps an den Gleisen
hinter dem Landgericht heißt es nun komplett neu anfangen, denn alles
was sie hatten ist zerstört und entsorgt. Das Camp war illegal und Bahn
und Stadt schon länger ein Dorn im Auge. Am Dienstagmorgen kam ohne
Vorwarnung ein Bagger und nun ist alles weg.

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Zwei Löffel auf dem Boden erinnern an das Camp

Die
Streetworker von fiftyfifty betreuen die Bewohner schon seit mehreren
Jahren. Erst im vergangenen Oktober hatte sie im Gespräch mit der Bahn
vermittelt und vereinbart, die Bewohner vor einer endgültigen Räumung zu
informieren, damit sie geordnet abziehen könnten.

Dass das
Planieren des Camps nun ohne Vorwarnung geschah, macht die Streetworker
fassungslos. Das Ehepaar Varga berichtet mit Hilfe einer Dolmetscherin,
dass sie am Dienstag bereits alle unterwegs waren, um ihre
fiftyfifty-Zeitungen zu verkaufen, als die Arbeiter anrückten, um das
Camp zu planieren. Pardallyan Varga bemerkte das Vorhaben, als er
zurückkehrte, um sein Fahrrad zu holen, erzählt er. Er alarmierte seine
Mitbewohner, die noch versuchten, ihre Sachen aus den Hütten zu holen.

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Ein Bild aus dem vergangenen Sommer. Die Rumänen hatten sich
in ihren Hütten eingerichtet und lebten dort besser, als in ihrer
Heimat, Foto: privat

Aber die Arbeiter und auch die
Mitarbeiter der Bahn-Sicherheit hätten sie davon abgehalten. Alle sind
froh, wenigsten ihre Dokumente noch zu haben, denn die trugen sie am
Körper. Ihre Hütten hatten sie nach der Zerstörung bei der Razzia im
November wieder aufgebaut. Kühlschrank und Herd waren mit Gas betrieben.
In den vergangenen Tagen hatten sie Geschenke für ihre Kinder gekauft,
die bei den Großeltern in Rumänien leben. Sie wollten sie ihnen
schicken, aber auch die sind im Müll gelandet.

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Pardallyan Varga (li.) fischte noch eine Gehhilfe aus dem
Gebüsch, sie sollten zu einem Verwandten nach Rümanien geschickt werden -
ebenso wie die Ostergeschenke für die Kinder

Bahnsprecherin
Kirsten Verbeek erklärte gegenüber report-D, die Räumung sei nach
Aufforderung der Stadt erfolgt. Das Bauverwaltungsamt hätte sie im März
aufgefordert, das illegale Camp endlich zu beseitigen. Daraufhin habe
man das Gelände gemeinsam besichtigt, aber keine Bewohner angetroffen.
Daher kam man zu dem Schluss, das Camp sei nicht mehr bewohnt und
veranlasste die Räumung. Neben den Auflagen der Stadt habe man auch auf
zahlreiche Beschwerden von Anwohnern reagieren müssen.

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Die Streetworker von fiftyfifty haben als Nothilfe ein Zelt und Schlafsäcke für die Rumänen mitgebracht