Steigende Geldvermögen

 

Prognose: Steigende Geldvermögen trotz sinkender Sparquote

Erstellt:

Während der Pandemie hatten viele Menschen mehr Geld übrig als in normalen Zeiten. © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

 

Die Menschen in Deutschland legen trotz der Teuerung viel Geld auf die hohe
Kante. Die Sparquote dürfte im laufenden Jahr zwar sinken. Dennoch
dürften die privaten Haushalte in Summe reicher werden.

Frankfurt/Berlin
- Die privaten Haushalte in Deutschland dürften im laufenden Jahr einer
Hochrechnung der DZ Bank zufolge trotz sinkender Sparquote in Summe
reicher werden. Kursgewinne an den Aktienmärkten und die gestiegenen
Zinsen ließen erwarten, dass das nominale Geldvermögen um etwa sechs
Prozent auf fast 7,9 Billionen Euro zulegen werde, prognostizieren
Volkswirte des genossenschaftlichen Spitzeninstituts in Frankfurt.

„Nachdem das private Geldvermögen 2022 durch Aktienkursverluste nach dem Beginn
des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine noch geschrumpft war, kann
für 2023 mit einem dynamischen Geldvermögenszuwachs (...) gerechnet
werden“, schreibt DZ-Bank-Volkswirt Michael Stappel.

Zahlen der Deutschen Bundesbank zufolge lag das Geldvermögen der privaten
Haushalte hierzulande Ende vergangenen Jahres mit rund 7254 Milliarden
Euro deutlich unter dem Rekordwert von 7624 Milliarden Euro von Ende
2021. Sowohl die Bundesbank als auch die DZ Bank berücksichtigen in
ihren Auswertungen Bargeld und Bankeinlagen, Wertpapiere wie Aktien und
Fonds sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen. Die Zahlen der DZ Bank
sind höher, weil sie Organisationen ohne Erwerbszweck wie Stiftungen und
gemeinnützige Vereine mit einrechnet. Zur Verteilung der Vermögen
machen weder die Bundesbank noch die DZ Bank Angaben.

Allerdings werden die Menschen hierzulande 2023 voraussichtlich weniger Geld auf
die hohe Kante legen als in den vergangenen Jahren. Stappel rechnet mit
einer Sparquote von 10,7 Prozent, der Bundesverband der Deutschen
Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) hatte kürzlich einen Wert von
10,6 Prozent für dieses Jahr vorhergesagt. Je 100 Euro verfügbarem
Einkommen würden die privaten Haushalte somit 10,70 Euro beziehungsweise
10,60 Euro zurücklegen.

„Wenn die Sparquote nach unserer Einschätzung in diesem Jahr auf 10,7 Prozent
und 2024 auf 10,6 Prozent fällt, ist das noch keine niedrige Sparquote,
sondern eher eine Normalisierung“, ordnete Stappel ein. Die Sparquote
würde sich somit wieder auf dem Niveau der Jahre vor der Corona-Pandemie
einpendeln.

Während der Pandemie hatten viele Menschen mehr Geld übrig als in normalen Zeiten,
zum Beispiel weil Urlaubsreisen ausfielen und Freizeiteinrichtungen
zeitweise geschlossen waren. Daher hatte die Sparquote in Deutschland im
Jahr 2020 nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes mit 16,4 Prozent
des verfügbaren Einkommens einen Rekord erreicht und war 2021 mit 15,1
Prozent auf hohem Niveau geblieben. Im vergangenen Jahr war die
Sparquote auf 11,4 Prozent gesunken.

Dass die Sparquote auch im laufenden Jahr vergleichsweise hoch bleiben dürfte, erklärt die
DZ-Bank-Analyse unter anderem damit, dass Mieter Geld für eventuelle
Energienachzahlungen beiseitelegen und Eigenheimbesitzer für
energetische Sanierungen vorsorgen. Oft bleiben Gelder einfach auf dem
Girokonto stehen oder werden auf Tagesgeldkonten geparkt, wo Sparer bei
Bedarf rasch umschichten können.

Allerdings: Die nach wie vor vergleichsweise hohe Inflation frisst den Zinsertrag
auf. Die Realverzinsung - also der Zins für Spareinlagen nach Abzug der
Teuerungsrate - bleibe trotz des Zinsanstiegs „noch tiefrot“, erklärt
Stappel: „Erst wenn über die Neuanlage weitere Geldvermögenbestandteile
vom Zinsanstieg profitieren und die Inflationsraten wieder niedrig
ausfallen, ist mit positiven Realrenditen zu rechnen.“ dpa

https://www.fr.de/wirtschaft/prognose-steigende-geldvermoegen-trotz-sink...