Scharfe Kritik an höherem Preis für Sozialticket

28. Januar 2016 | 00.00 Uhr

Düsseldorf

Scharfe Kritik an höherem Preis für Sozialticket
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) erhöht zum 1. April zum zweiten Mal in
diesem Jahr den Preis für das Sozialticket. Nachdem der Preis für
Sozialhilfeempfänger zum 1. Januar bereits von 30,90 Euro auf 31,95 Euro
angehoben worden war, soll es ab April 34,75 Euro kosten. Scharfe
Kritik an der Erhöhung kommt von Vertretern verschiedener sozialer
Institutionen. "Das Sozialticket ist nicht sozial", sagt Marion Gather
von der Altstadtarmenküche. "Wer von 404 Euro im Monat leben soll und
muss, für den bedeutet diese Erhöhung eine unangemessene Härte", sagt
Holger Kirchhöfer von der Initiative für ein Sozialticket in Düsseldorf.

Von Sonja Schmitz

 

 

In dem Betrag für Sozialhilfe seien die Kosten für den Nahverkehr
in Höhe von etwa 20 Euro kalkuliert, auch dies sei bereits zu hoch, sagt
Kirchhöfer. Entsprechend wenig werde das Ticket in Anspruch genommen.
Von den etwa 90.000 Berechtigten nehmen monatlich im Schnitt 13.000
Bürger das Sozialticket in Anspruch.

Einer von ihnen ist Eckhard Laumann. "Ich bin auf das Ticket
angewiesen, auch wenn es für mich eigentlich zu teuer ist", sagt er.
Zweimal die Woche muss er zu Ärzten in unterschiedlichen Stadtteilen.
"Zum Laufen ist es zu weit, einen Taxibedarfsschein gibt es nicht. Wegen
einer Augenkrankheit darf ich kein Fahrzeug führen, kann also auch
nicht das Fahrrad nehmen."

Für Gertraud Enslin sieht die Situation anders aus. Besucht sie
ihre Tochter in Wuppertal oder ihre Schwester in Halver, zahlt sie ab
der Stadtgrenze den normalen Preis. Denn das Sozialticket gilt nur im
Stadtgebiet. Weil sie sich nicht beides leisten kann, muss sie die Zahl
ihrer Fahrten einschränken.

 

Als problematisch wird aber nicht nur die Preiserhöhung des VRR
gesehen. Auch die Leistungen finden viele enttäuschend. Sie verweisen
darauf, dass beispielsweise der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) auch
ermäßigte Einzeltickets und Viererkarten anbietet.

Dies sei eine politische Entscheidung, erklärt eine Sprecherin des
VRR. Die Preiserhöhung begründet der Verkehrsverbund mit gestiegenen
Nutzerzahlen. "Wenn wir den Preis nicht erhöhen würden, müssten wir das
Sozialticket abschaffen", so die Sprecherin. Eine Quersubventionierung
des Sozialtickets durch andere Kundengruppen komme nicht in Frage.

 

Quelle: RP

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/scharfe-kritik-an-hoeher...