Warnung vor Blase am Immobilienmarkt
Herr Staudinger (Walser Privatbank), Luxuswohnungen in Düsseldorf sind im
Moment Stadtgespräch. Würden Sie als Anlagespezialist empfehlen, dort zu
investieren?
Staudinger Ich bin derzeit vorsichtig, was Investments in Düsseldorfer
Immobilien angeht. Gerade im Luxussegment beobachten wir die beginnende
Bildung einer Spekulationsblase in der Stadt. Guten Gewissens kann ich meinen
Kunden ein solches Investment zu den jetzigen Preisen nicht empfehlen. Es
stellt sich die Frage, ob auf diesem Einstiegsniveau bei vermieteten
Luxusobjekten noch eine akzeptable Rendite erzielt werden kann.
Woher kommt Ihre Vorsicht? Viele Makler und auch Banker sehen bei
Luxusimmobilien die Bäume in den Himmel wachsen.
Staudinger Die Preise haben in den vergangenen Jahren, ja sogar Monaten,
extrem angezogen. Auch wenn Düsseldorf als eine der wenigen Städte einen
Zuzug verbuchen kann, besonders von Wohlhabenden, ist die Frage, wer
langfristig bereit sein wird, diese hohen Mieten zu zahlen, nur um in
Düsseldorf zu leben. Die Blase im Luxussegment ist noch nicht offen zu sehen,
aber sie beginnt. Wenn es zu teuer wird, werden Lagen in Ratingen oder Neuss
wieder interessanter für die Mieter.
Raten Sie generell vom Investment in Düsseldorfer Immobilien ab?
Staudinger Nein, es gibt durchaus gute Renditeobjekte in der Stadt - vor
allem in mittleren oder leicht gehobenen Preislagen. Bei dem großen Run auf
das sogenannte „Betongold“ darf nicht vergessen
werden, dass eine gute Vermögensanlage darin besteht, die Investments zu gut
streuen. Ich sehe aber bei vielen Kunden, dass sie mehr als 90 Prozent in
Immobilien stecken - auch hier in Düsseldorf. Es gibt auch welche, die 100
Prozent in Immobilien investieren. Wenn eine Neuanlage ansteht, dann wird nach
sorgfältiger Prüfung wieder ein Haus gekauft. Die Anleger sollten mehr
streuen, auch in liquidiere Anlagen.
Aber die Zinsen sind absolut im Keller, bei deutschen Staatsanleihen gibt es
schon negative Renditen. Was ist die Alternative zum Betongold?
Staudinger Ein Teil in Immobilien ist ja in Ordnung. Es gibt aber auch am
Aktienmarkt noch interessante Titel mit guten Dividendenrenditen. Zehn oder
15 Prozent des Vermögens in Gold anzulegen, kann auch Sinn machen bei dem
Versuch, die Risiken zu streuen.
Welche Renditen sind bei Immobilien in der Landeshauptstadt Düsseldorf
möglich?
Staudinger Möglich sind fünf bis sechs Prozent. Und das ist bei realistischer
Betrachtung der Steuerlast und der möglicherweise steigenden Inflation gerade
mal der Erhalt des Kapitals.
Thorsten Breitkopf führte das Gespräch
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