Selbstmord im Klinikpark: Fiftyfifty erstattet
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Publikation |
Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH |
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Lokalausgabe |
Rheinische Post Düsseldorf |
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Erscheinungstag |
Dienstag, den 24. Mai 2011 |
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15 |
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Suizid auf Klinikgelände: Vorwürfe von fiftyfifty (stz) Nachdem sich in der vorigen Woche auf dem Gelände der Rheinischen Landesklinik ein 27-jähriger Obdachloser erhängt hatte, hat sich Hubert Ostendorf von der Obdachlosenzeitung fiftyfifty in einem öffentlich gemachten Brief von dem verstorbenen Christoph A. verabschiedet. Er hatte zuvor bereits angekündigt, die Klinik wegen unterlassener Hilfeleistung anzuzeigen. Im Brief wirft er Mitarbeitern der Klinik vor, sie hätten Mittagspause gemacht, statt sich um einen Notfall zu kümmern. So etwas dürfe nie wieder passieren. |
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Publikation |
Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH |
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Lokalausgabe |
Rheinische Post Düsseldorf |
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Erscheinungstag |
Montag, den 23. Mai 2011 |
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17 |
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Suizid im Klinik-Park: Staatsanwalt ermittelt
(sg) Der Selbstmord des Fiftyfifty-Verkäufers Christof A. auf dem Gelände der Rheinischen Landesklinik „tut sehr weh“, sagte gestern der stellvertretende ärztliche Leiter der Klinik, Tillmann Supprian. „Wir sind die Hilfe-Stelle für akut Suizidgefährdete in Düsseldorf. Und wir sind sehr bestürzt, dass wir keine Gelegenheit hatten, ihm zu helfen.“
Warum es diese Gelegenheit nicht gab, ermittelt nun die Staatsanwaltschaft. Zu klären ist, warum die Sozialarbeiterin, die den 27-Jährigen in die Klinik brachte, nicht zur Aufnahme, sondern in die Suchtambulanz geschickt wurde. Und es geht um die Frage, warum, als Christof A. nach 45-minütigem Warten die Nerven verlor und davon rannte, niemand der jungen Sozialarbeiterin half. Die war stattdessen allein zur Aufnahme geschickt worden und musste von dort aus selbst die Polizei anrufen.
„Sie war die einzige, die ihn beschreiben und seine Lage einschätzen konnte,“ sagte Supprian, Deshalb sei es besser gewesen, dass sie direkt die Polizei alarmiert. Die Polizei hatte Christof A. erhängt auf dem Klinikgelände aufgefunden.
Er zolle der jungen Frau großen Respekt dafür, dass sie den Kranken in die Klinik begleitet habe, sagte Supprian. Möglicherweise habe sie aber dort die Krise Christof A.s nicht deutlich genug gemacht. „Wir würden gern mit ihr sprechen, um aufzuklären, wo genau was passiert ist und auch, um ihr bei der Bewältigung des traumatischen Erlebnisses zu helfen“, bot er an.
Fiftyfifty will Strafanzeige wegen unterlassener Hilfeleistung erstatten. Und in der Landesklinik will man die Zentrale Notaufnahme künftig besser ausschildern.
Publikation Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Lokalausgabe Rheinische Post Düsseldorf
Erscheinungstag Samstag, den 21. Mai 2011
Seite 24
27-Jähriger erhängt sich auf Klinik-Gelände
VON STEFANI GEILHAUSEN
Der Tod eines psychisch kranken 27-Jährigen auf dem Gelände der
Rheinischen Landesklinik soll ein juristisches Nachspiel haben. Hubert
Ostendorff von der Obdachlosenhilfe fiftyfifty kündigte gestern an, das
Krankenhaus wegen unterlassener Hilfeleistung anzuzeigen.
Der 27-jährige Christof A. hatte sich am Mittwoch in einem Waldstück auf
dem Klinikgelände erhängt. „Er war zuvor in einer schweren akuten Krise
in unsere Beratungsstelle gekommen“, sagt Ostendorff. Eine
Sozialarbeiterin habe A. deshalb im Taxi zur Klinik gebracht. An der
Pforte habe man sie zur Station 13 B geschickt, wo sie zuerst eine
Dreiviertelstunde hätten warten müssen, bevor man sie zur Station 2
geschickt habe.
A. habe „große Angst“ gehabt, gar nicht mehr aufgenommen zu werden, sei
plötzlich davongelaufen und habe dabei angekündigt, sich die Pulsadern
aufzuschneiden. Seine Begleiterin suchte sofort Hilfe in der Ambulanz,
rief dann die Polizei. Die fand Christof A. kurz darauf erhängt an einem
Zaun.
Katharina Landorff vom Klinikträger Landschaftsverband Rheinland
erklärte gestern, man sei „erschüttert und betroffen von dem
tragischen Todesfall“. Gleichwohl gehörten „Krisen und Suizide zum
Gesicht der Psychiatrie“. Landorff erklärte, nach ersten Erkenntnissen
gebe es „derzeit keine Anhaltspunkte für schuldhafte Versäumnisse der
Klinik“. Man nehme den Fall aber zum Anlass, „erneut unsere Abläufe zu
überprüfen“. Routinegemäß sei, wie nach jedem Suizid, die Fachaufsicht
eingeschaltet worden.
Nicht geklärt sei, ob die Sozialarbeiterin gezielt nach Haus 13 gefragt
habe oder sie fälschlicherweise dorthin geschickt worden sei. „Zuständig
wäre die Ambulanz in Station 2 gewesen.“
Die Polizei hat routinegemäß ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet
und Zeugen auch zu den Umständen der Klinikaufnahme befragt. „Die
rechtliche Würdigung im Hinblick auf Straftatbestände obliegt nun der
Staatsanwaltschaft“, sagt ein Polizeisprecher.
Hubert Ostendorff, der den alkoholkranken Christof A. seit langem
betreute, sieht vor allem ein Organisationsverschulden bei der Klinik.
„So viele Menschen haben keine Krankheitseinsicht. Christof hatte sie,
und er suchte Hilfe. Und er hat sie nicht bekommen.“
Publikation Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Lokalausgabe Rheinische Post Düsseldorf
Erscheinungstag Freitag, den 20. Mai 2011
Seite 17
Tod auf dem Klinikgelände: Unterlassene Hilfeleistung?
Leser-Kommentare: 3
Von Sema Kouschkerian
Ein Verkäufer von Fiftyfifty hat sich auf dem Gelände der Landeskliniken
erhängt. Düsseldorf. Als Christof A. am Mittwochvormittag in die
Beratungsstelle von Fiftyfifty kommt, ist er fertig. Und aggressiv, er
hat seinen jüngeren Bruder verprügelt, hat sich nicht mehr im Griff.
Seit vier Jahren verkauft er die Obdachlosenzeitschrift, hat sogar eine
eigene Wohnung. Sein Alkoholismus jedoch setzt ihm in den letzten Jahren
zu. „Er wollte sich in die Klinik einweisen lassen und bat uns um Hilfe.
Meine Kollegin Julia Kasprzyk hat ihn begleitet“, sagt Oliver Ongaro,
der für Fiftyfifty als Streetworker arbeitet. Wenige Stunden später ist
der 27-Jährige tot. Er hat sich auf dem Gelände der Landeskliniken
erhängt. Ongaro übt scharfe Kritik am Klinikpersonal: Es habe Christoph
A. die notwendige Hilfe verweigert.
Fiftyfifty-Anwalt: „Wir werden Strafanzeige stellen“
„An der Pforte des Landeskrankenhauses schickte man Julia und Christoph
zu einer falschen Stelle“, sagt Ongaro. 40 Minuten hätten Kasprzyk und
A. in der Station für Alkoholkranke warten müssen. Ein Pfleger habe sie
vertröstet. „Er sagte, ein Arzt käme gegen 13 Uhr. Falls etwas passiere,
solle Julia den Notrufknopf drücken.“
TRAGÖDIE
Großbild JM
Der Eingang der Landeskliniken: Von hier aus wurden Streetworker und
Patient weiter geschickt.
Als der Arzt schließlich vor ihnen steht, hat er nur eine Nachricht für
sie: Hier seien sie falsch, sie mögen bitte zur Ambulanz gehen.
Christoph A. sei daraufhin ausgerastet, sagt Ongaro. „Er hat seine
Tasche weggeworfen und gerufen, er werde sich die Pulsadern
aufschneiden.“ Die rund 500 Meter bis zur Ambulanz, die er nun aufsuchen
soll, die erneute Warterei – für den schwerkranken Alkoholiker türmen
sich solche Kleinigkeiten zu einem unüberwindbaren Berg auf.
„Meine Kollegin ist Christoph hinterher gelaufen, hat ihn aber
verloren“, sagt Ongaro. Als Julia Kasprzyk zur Ambulanz läuft und dort
um Hilfe bittet, zückt man angeblich nur die Schultern. „Ihr wurde
gesagt, sie soll die Polizei alarmieren.“ Binnen weniger Minuten sind
die Beamten da. Gemeinsam mit der Fiftyfifty-Mitarbeiterin machen sie
sich auf die Suche – und finden Christoph A. bald. Er hat sich mit einem
Verband, den er an seiner Hand trug, an einem Zaun erhängt.
Für Oliver Ongaro ist der Vorfall ungeheuerlich. „Es ist eine Tragödie,
dass das Personal der Landesklinik nicht sofort reagiert hat.“
Fiftyfifty-Anwalt Rainer Felkl kündigt an: „Wir werden Strafanzeige
wegen unterlassener Hilfeleistung erstatten.“
Aber auch die Polizei, die den Sachverhalt bestätigt, wird initiativ.
„Der Bericht der Kollegen vor Ort geht an die Staatsanwaltschaft“, sagte
Polizeisprecher Markus Niesczery. Dort werde geprüft, ob ein
Anfangsverdacht für eine Straftat besteht.
Klinikträger LVR will die Abläufe prüfen
Klinikträger ist der Landschaftsverband Rheinland. Sprecherin Katharina
Landorff verteidigte die Klinikmitarbeiter. „Sie hatten keinen Hinweis
auf eine krisenhafte Situation des Patienten“, sagt sie. Über den
Vorfall sei man „tief bestürzt“. Man werde die traurigen Ereignisse zum
Anlass nehmen, zu prüfen, wo etwas zu verbessern sei. „Suizide gehören
leider zum Gesicht einer Psychiatrie.“
Suizid im LVR-Klinikum: Notfallambulanz weist Schuld von sich
Von Stefan Kreidewolf
Düsseldorf. Am Mittwoch (Die WZ berichtete) erhängt sich der 27-jährige
Fifty-Fifty-Verkäufer Christof A. auf dem Gelände des LVR-Klinikums an
der Bergischen Landstraße. Er lies sich in Begleitung der
Fifty-Fifty-Streetworkerin Julia Kasprzyk aufgrund seines
Alkoholproblems in die Station für Alkoholkranke aufnehmen. Dort äußerte
er im Verlauf der Wartezeit Suizidgedanken.
Das Personal der Station für Alkoholkranke schickte ihn zur 500 Meter
entfernten Notfallambulanz, auf dem Weg entkam Christof A. seiner
Begleiterin und erhängte sich an einem Zaun. In einer ersten
Stellungnahme sieht das LVR-Klinikum den Suizid als Verkettung
unglücklicher Umstände: „Wir können im Moment noch nicht genau klären,
was da schief gelaufen ist. Das Verhalten von Frau Kasprzyk war sehr
enggiert und der richtige Weg. Leider sind beide erst zu einer
Spezialambulanz gegangen, in der keine Sprechstunde und die personell
unterbesetzt war“, sagt Dr. Tilmann Supprian, Leiter der Abteilung
Gerontopsychiatrie.
TRAGÖDIE
Großbild JM
Der Eingang der Landeskliniken: Von hier aus wurden Streetworker und
Patient weiter geschickt.
Die Notfallambulanz für Suizidgefährdete ist rund um die Uhr mit einem
Arzt besetzt, dort hätten die Ärzte Christof A. sofort helfen können.
„Unser Personal hätte Christof A. auch zur Notfallambulanz begleiten
können, aber uns fehlten die Informationen, wir sind davon ausgegangen,
dass er mit Frau Kasprzyk rübergeht“, sagt Dr. Supprian.
Selbsttötung: Landesklinik weist Schuld von sich
Kommunikationsprobleme sollen schuld sein am Suizid des Fifty-Fifty-Verkäufers Christof A.
Düsseldorf. „Christof, warum haben sie Dir nicht geholfen?“, steht auf einem Pappschild vor dem LVR-Klinikum an der Bergischen Landstraße. Fifty-Fifty-Verkäufer halten eine Mahnwache für ihren Kollegen Christof A. ab. Wie die WZ berichtete, hat sich am Mittwoch der 27-Jährige auf dem Klinikgelände erhängt. Der Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung steht im Raum, am Freitag stellte die Klinik ihre Sicht der Dinge dar.
Einig sind sich Fifty-Fifty und LVR darüber, dass der erste Fehler an der Pforte passiert ist: Mit der Streetworkerin Julia Kasprzyk fragte Christof A. gezielt nach der Sucht-Abteilung, der Pförtner schickt sie dorthin. „Der Pförtner fragt nicht, ob es ein Notfall ist. Diese Abteilung ist aber nicht für Notfälle, der Patient hätte zur Notaufnahme gemusst“, sagt LVR-Mediziner Dr. Tillmann Supprian.
Die Klinik will zur
Aufklärung des Suizids von Christof A. beitragen
Dr. Tillmann Supprian nimmt Stellung zu den Vorwürfen.
In der Sucht-Abteilung droht Christof A. nach Angaben von Fifty-Fifty, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Es ist kein Arzt vor Ort, laut Klinik hat Christof A. auf seinen Verband gezeigt und gesagt: „Achtung, sonst passiert das wieder.“ Christof A. stürmt aus dem Gebäude, während Kasprzyk verzweifelt um Hilfe bittet. Die Klinik sagt, dass die Kommunikation nicht funktioniert hat: „Wenn sie den Wunsch nach Hilfe geäußert hätte, wären Mitarbeiter gekommen“, sagt Supprian. Als Kasprzyk zur Notaufnahme rennt, soll sie dort die Polizei anrufen: „Das ist üblich, weil nur sie ihn beschreiben kann“, sagt Supprian. Zu spät für Christof A.. „Eine Verkettung unglücklicher Umstände, wir haben uns aber nichts vorzuwerfen“, sagt Supprian. Die Klinik bedauert den Vorfall und will das Gelände neu beschildern. Gespräche mit den Betroffenen sollen folgen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft will die Klinik unterstützen: „Wir wollen alles transparent machen und rekonstruieren.“
WZ 20. Mai 2011
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