Studentenzimmer
gesucht - aber nicht überall
19.10.2011 | 14:36 Uhr
In einigen Städten in NRW herrscht Wohnungsnot unter Studenten.
Noch nicht alle Erstsemester haben schon eine Bleibe gefunden und stehen
suchend vor den schwarzen Brettern der Universitäten und Fachhochschulen. Im
Ruhrgebiet ist die Situation nicht so problematisch. Foto: Martin Oeser/ddp/dapd
Essen. Die Studentenschwemme an
den Universitäten und Fachhochschulen Nordrhein-Westfalens sorgt nicht nur für
Enge im Hörsaal. In manchen Städten gibt es auch nicht genug Wohnraum für die
Erstsemester. Im Ruhrgebiet ist das allerdings kein Problem.
Die Universitäten werden von Erstsemestern
geflutet, die Hörsäle laufen über und teilweise in
Kinos verlegt. Und nicht nur dort gibt es Platznot
- auch auf dem Wohnungsmarkt wird es eng. Aber nicht in allen Städten.
Während in Hannover die Studenten ins Altenheim ziehen und es sich die
Erstsemester in Jena in Wohnwagen auf Campingplätzen gemütlich machen, ist die
Not im Ruhrgebiet wohl nicht so groß. Das liegt laut des
Bochumer Studentenwerks „Akademisches Förderungswerk“ (AKAFÖ) auch an guter
Vorbereitung. „Wir haben zwar eine Warteliste, diese wird aber wie in jedem
Jahr abgearbeitet und wir sind guter Dinge, dass wir allen Wünschen gerecht
werden können. Zudem arbeiten wir in Bochum mit privaten und kirchlichen
Wohnungsfirmen und Wohnheimanbietern zusammen“, sagt Ralf Weber vom AKAFÖ.
Allein in Bochum und Gelsenkirchen gibt es in 19 Wohnheimen circa 4200 Plätze.
Die Situation im Ruhrgebiet sei aber laut Weber insgesamt entspannter, weil die
Studenten zwischen den Städten pendeln könnten.
Aber auch der derzeitige Wohnungsleerstand im Ruhrpott trägt dazu bei: Laut
einer Studie
des Eduard Pestel Institut für Systemforschung e. V.
wird es bis zum 2025 in bestimmten Städten und Kreisen NRWs einen Überhang von
70 000 Wohnungen geben. „In diesem Umfang wird Wohnraum nicht mehr vom Markt
aufgenommen werden“, heißt es in der Studie. Betroffen sein davon vor allem das
Ruhrgebiet, Solingen und Wuppertal, aber auch der Märkische Kreis und der Kreis
Lippe. Viel Platz für Studenten.
Ein wenig anders stellt sich die Situation in Düsseldorf
dar - auch, weil dort die Mieten wesentlich höher sind als in den
Ruhrgebietsstädten. Der Allgemeine Studierendenausschuss AStA der
Fachhochschule Düsseldorf gibt den Zimmersuchenden teils zunächst abwegig
klingende Tipps. So empfiehlt der FH-AStA, sich als
Notlösung auf dem Campingplatz Lörick-Rheinaue
niederzulassen. So verzweifelt scheint aber selbst in Düsseldorf keiner zu
sein: Campingplatzbetreiber Jürgen Kürten hat bisher keine Anfragen von
Studenten bekommen.
Der FH-AStA hat aber auch eigene Notschlafplätze
für wenige Euro im Angebot. Diese können ebenso die Erstsemester der
Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf nutzen. Auch hier hat der AStA das
Problem im Blick. „Personen, die beispielsweise ins Ruhrgebiet oder die
umliegenden Städte ziehen, sind keine Seltenheit“, erzählt Robin Pütz vom Uni-AStA. Manch ein Student fahre stundenlang, um
rechtzeitig im Hörsaal zu sitzen. „Die hohen Mietpreise in Düsseldorf tun ihr
Übriges, um vielen Studierenden die Möglichkeit zu nehmen, an ihrem Studienort
zu leben“. Unter dem Zeitverlust litten sowohl Studium als auch das soziales
Leben der Betroffenen.
Das Studentenwerk Düsseldorf sieht das anders. Mitte Oktober sein sogar noch
einige wenige Wohnheimsplätze frei gewesen. Außerdem sind neue Wohnheime gebaut
worden und in Planung. Mit Hilfe des Konjunkturpakets II wurden gerade zu
Semesterbeginn 440 neue Einzelapartments bezugsfertig. Damit werde laut des
Studentenwerks die Anzahl der Wohnheimsplätze in den nächsten Jahren von 3400
auf rund 4000 Wohnplätze steigen. Allerdings sind davon längst nicht alle
direkt in Düsseldorf.
An der Fachhochschule Südwestfalen gibt es auch kein wirkliches
Wohnungsproblem. Nur in Meschede
gäbe es laut der Hochschule nicht genug kleine Wohnungen. „Hier versucht die
Siedlungs- und Baugenossenschaft mit der Einrichtung von Wohngemeinschaften
gegenzusteuern, das heißt, große Wohnungen werden entsprechend umgestaltet“,
erklärt FH-Pressesprecherin Birgit Geile-Hänßel.
Die noch recht junge Hochschule Rhein-Waal in Kleve
hingegen sucht händeringend nach Wohnraum für seine Studenten. „Einige unserer
Studenten wohnen in Hotels und Ferienwohnungen, aber das kann nur eine
Übergangslösung sein“, erklärt die Hochschul-Präsidentin Prof. Dr. Marie-Louise
Klotz. Die Hochschule habe extra jemanden eingestellt, der sich um Wohnungen
für die Studenten bemüht. Hier sei das Entgegenkommen der Vermieter gefragt,
vor allem auch an ausländische
Studierende und Wohngemeinschaften zu vermieten. Zusätzlich Druck mache die
holländische Konkurrenz: Viele Studenten aus den Niederlanden ziehen nach
Deutschland über die Grenze, um Miete zu sparen. Dabei kosten manche Zimmer in
Kleve schon so viel wie in Köln, wie ein Blick in die Wohnungsanzeigen verrät.
Derzeit sind noch bis zu 100 Studenten auf der Suche und es könnten noch mehr
werden. Interessierte Vermieter, die studentischen Wohnraum in Kleve, Emmerich
und Kamp-Lintfort zu bieten haben, sollen sich bei Petra Hübers
(Tel.: 02821/80673-511, wohnung@hochschule-rhein-waal.de)
melden.
In Siegen
gibt es keine Jugendherberge oder ähnliches. Deswegen wurden, um dem
Studentenansturm gerecht zu werden, Notschlafplätze im Fitness-Raum eines Studentenwohnheims
eingerichtet. „In diesen Notquartieren befinden sich aktuell sieben
Studierende. Insgesamt wurde das Notquartier bisher von 15 Studierenden in
Anspruch genommen“, sagt Detlef Rujanski,
Geschäftsführer des Studentenwerks Siegen. 30 äußerst spartanische Schlafplätze
wurden dort eingerichtet. Besonders schwierig sei die Situation auch hier für
ausländische Studierende, die kurzfristig in Siegen angekommen sind.