Sozialticket-Initiativen rufen zur Teilnahme
an Protestkundgebung auf
Düsseldorf/Gelsenkirchen (epd). Die
Sozialticket-Initiativen aus NRW haben für den 31. Mai zu einer
Protestkundgebung um 12 Uhr vor der Zentrale des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr
(VRR) in Gelsenkirchen aufgerufen. Sie forderten am Donnerstag in einer in
Düsseldorf veröffentlichten gemeinsamen Erklärung die unverzügliche Einführung
eines Sozialtickets. Der DGB Bochum, das Sozialforum Dortmund, die Initiative
Sozialticket Niederrhein Jetzt!, das Industrie- und
Sozialpfarramt Gelsenkirchen sowie die Düsseldorfer Initiative für ein
Sozialticket verurteilten die weitere Verschiebung des VRR-Sozialtickets
in den Herbst als Skandal.
Die Einführung eines vergünstigten Tickets für den Verkehrsverbund Rhein
Ruhr war von der Mehrheitskoalition aus Grünen und CDU am 18. Januar
vergangenen Jahres in der Verbandsversammlung des VRR bereits für den 1. August
2010 beschlossen worden. Es wurde erst auf Herbst 2010 und dann auf Anfang diesen Jahres nochmals verschoben und für den 1. Juni
versprochen. Am 14. April seien von SPD und Grünen in der Landesregierung
Landesmittel in Höhe von 15 Millionen Euro noch in diesem Jahr und dann
jährlich 30 Millionen Euro für Sozialtickets bereitgestellt worden.
Für viele arme Menschen sei Mobilität zum "kaum bezahlbaren
Luxusgut" geworden, hieß es in dem Aufruf zur Kundgebung weiter. Selbst
dringend nötige Fahrten zu Hilfeeinrichtungen oder Ärzten könnten oft nicht
mehr bezahlt werden, mahnte Pater Wolfgang Sieffert
von der Altstadt-Armenküche in Düsseldorf. Zugleich wies Sieffert
darauf hin, dass die Verfahren wegen Schwarzfahrens um ein Vielfaches gestiegen
seien. In den Beratungsstellen für Wohnungs- und Arbeitslose häuften sich die
Fälle, bei denen arme Menschen wegen Schwarzfahrens mit hohen Geld- oder
Haftstrafen belegt würden.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund Region Ruhr-Mark hatte zuvor das Ergebnis
einer kürzlichen veröffentlichten Studie, wonach das
Ticket nicht aus öffentlichen Mitteln finanziert werden könne, bezweifelt. Nach
der vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) in Auftrag gegebenen Studie beziffern
sich die Verluste für den VRR durch ein Sozialticket für monatlich 22,50 Euro
auf mindestens 30 Millionen Euro. Der VRR prüft nun alternative Lösungen. So
sollen Hartz IV-Bezieher aus Kostengründen
Tagestickets erhalten.
Auch Heinz-J. Bontrup,
Professor für Wirtschaft an der Fachhochschule Gelsenkirchen, zweifelte die
Ergebnisse der VRR-Studie an. Es handele sich dabei
um eine "politische Berechnung", die keiner wissenschaftlichen
Begutachtung standhalte, sondern ein gewünschtes Ergebnis liefere. Er halte
zwar den darin genannten Verlust von mehr als 30 Millionen Euro für möglich.
Doch die Politik müsse dies eben mit Steuergeldern subventionieren, forderte Bontrup. Es sei beschämend, dass Menschen für ihr
"Grundrecht auf Mobilität" kämpfen müssten.
epd-West are fri
26.5.11
http://www.epd.de/west/west_index_88505.html