Quelle:
Verlag: Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Publikation: Rheinische Post Düsseldorf
Ausgabe: Nr.66
Datum: Dienstag, den 18. März 2008
Seite: Nr.10
Düsseldorf- Burgplatz-Wirte
Schützt uns vor der Randale!
Von ARNO GEHRING exp. 19.3.08
Der öffentliche Alkoholkonsum
auf dem Burgplatz. Pöbeleien, Schlägereien, Beschwerden von Anwohnern und
Gästen. Der Versuch, den Platz zum Alkohol-Sperrbezirk zu machen, wurde von
SPD, Grünen und FDP abgeschmettert (EXPRESS berichtete).
Ausgestanden ist das Thema
aber nicht: Jetzt gab es wieder Randale rund um den Schlossturm. Und wieder
gehen die Wirte auf die Barrikaden.
Einer von ihnen ist Robert Ritschel, Betriebsleiter des Eiscafés Shopoint.
„Fünfmal“ musste er die Polizei rufen, weil rund 150 Punks vor dem Café ein
Gelage veranstalteten. Ritschel: „Die hatten
reichlich Bierkästen angeschleppt. Mit steigendem Alkoholkonsum stieg ihre
Aggressivität. Gäste und Passanten wurden angepöbelt, Flaschen flogen. Als die
Polizei eintraf, wurde ich gefragt, ob die Flaschen gezielt geworfen wurden.“
Ritschel verneinte dies, da zogen die Beamten wieder ab. Der
Betriebsleiter: „Kaum waren sie weg, ging‘s wieder
los.“
Um sich und seine Gäste zu
schützen, rief er immer wieder die Polizei an. Ritschel:
„Bis man mir dort erklärte, dass ich bei weiteren Anrufen wegen ,Missbrauchs
des Notruftelefons‘ Ärger bekommen würde.“ Ritschels
Chef, der Brasilianer Altamir Rocco-Lisboa:
„Wir haben uns schließlich dem Pöbel gebeugt. Die Terrasse vorm Café, für die wir
übrigens bei der Stadt richtig Geld bezahlen müssen, haben wir abgebaut. Kunden
trauten sich eh nicht mehr, dort ein Eis zu essen.“
Dem Gastro-Team
im „Alten Schlossturm“ nebenan erging‘s nicht anders.
Barmann Mario: „Die Punks spielten mit leeren Bierkästen vor unserem Lokal
Fußball. Grölten torkelnd die Passanten an: ,Hier marschiert der asoziale
Widerstand‘. In unser Lokal hat sich kein Gast mehr gewagt. Der Burgplatz ist
einer der schönsten Plätze in Düsseldorf. Aber Gastronomie kann so hier nicht überleben.
Wir fordern die Politik auf, uns endlich zu schützen!“
OB Joachim Erwin, oberster
Verfechter des (vorerst gescheiterten) Alkoholverbots, dazu: „Beschweren können
sich die betroffenen Wirte ja bei der FDP-Fraktionschefin Strack-Zimmermann.
Sie und ihr Fraktions-Kollege Neuenhaus haben viel dazu beigetragen, dass das
Verbot verhindert wurde!“
Eine Altstadt ohne Besucher
Was will die Altstadt? Über Sinn und
Zweck eines Alkoholverbots
am Burgplatz lässt sich trefflich
streiten - Kneipenwirte
gehören zu den größten Verfechtern, den
zentralen Platz nebst
Freitreppe trocken zu legen. Ob ihnen
immer nur die
gelegentliche Randale ein Dorn ein Auge
ist oder doch eher der
Umstand, dass sie diesen
Altstadtbesuchern lieber selber den
Alkohol verkaufen würden, sei
dahingestellt. Politisch gibt es
nach wie vor keine Mehrheit für ein
solches Alkoholverbot.
Das scheint den CDU-Ordnungspolitiker
Andreas Hartnigk so sehr
zu wurmen, dass er erneut einen gar
nicht so zaghaften Anlauf
unternommen hat, das Thema nochmal aufzuwärmen. Dabei zeigt ihm
allerdings sein eigener
Fraktionsvorsitzender die kalte
Schulter. Dirk Elbers
genügt der Scherbenhaufen, der durch die
anhaltende politische Debatte im
vergangenen Jahr entstanden
ist. Die hat schlussendlich dazu
geführt, dass die FDP die
Gefolgschaft verwehrte. Wieder mal,
möchte man sagen. Immer
dann, wenn die Union ordnungspolitisch
auf klare Kante setzt,
ducken sich die Liberalen weg.
Was will die Altstadt? Die
Junggesellenabschiede also nicht -
aber erst ab dem Zeitpunkt, wo ein
gewisser Alkoholpegel
erreicht ist und die Pöbelgefahr
steigt. Aber auch andere
Besucher sind offenbar nicht so gut
gelitten. Anders ist es
nicht zu erklären, dass Geschäftsleute
(und Anwohner)
verhindern, dass auf belebten
Einkaufsstraßen Sitzbänke
aufgestellt werden. Mit dieser
Begründung hat die
Stadtverwaltung jetzt den
Bezirkspolitikern erklärt, weshalb es
keine Bänke geben wird. Diese Haltung
zeigt nichts anderes als
Missachtung der Kunden: Das Geld dürfen
sie in den Läden lassen,
aber bloß nicht zwischendurch mal
verweilen.
JÖRN TÜFFERS
Quelle:
Verlag: Rheinische Post
Verlagsgesellschaft mbH
Publikation: Rheinische Post
Düsseldorf
Ausgabe: Nr.69
Datum: Samstag, den 22. März
2008
Seite: Nr.10