Kinderarmut
"Die Not ist so
groß geworden"
Düsseldorf
<http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/duesseldorf.html>,
22.08.2008, Andrea Krebs
Fast jedes fünfte Kind in Düsseldorf lebt vom
Existenzminimum: Die Tafel
versorgt elf Schulen mit Frühstück und Mittagessen. Stadt
senkt den
Elternbeitrag für die Versorgung.
Allein die nackten Zahlen erschrecken: Ist deutschlandweit
jedes sechste
Kind von Armut bedroht, lebt in Düsseldorf fast jedes fünfte
Kind vom
Existenzminimum. "Ihnen fehlt es am Nötigsten, in
vielen Familien reicht
es noch nicht einmal für ein Frühstück", mahnt Heike Vongher von der
Düsseldorfer Tafel und müht sich um Hilfe: Vor genau einem
Jahr
eröffnete sie mit ihren über 50 ehrenamtlichen Helfern die
erste
Kindertafel der Stadt - inzwischen sind es elf Schulen mit
322 Kindern,
denen der Verein ein Mittagessen und oder ein Frühstück
garantiert.
Waren es 1999, als die Stadt ihren letzten Armutsbericht
herausgegeben
hat, noch 11,3 Prozent der unter 25-Jährigen, die vom
Nötigsten leben
mussten, waren es 2004 schon 10 187 Mädchen und Jungen unter
18 Jahren
(17 Prozent). Jetzt zählte das Sozialdezernat in seiner
aktuellsten
Erhebung sogar 16 000 Kinder unter 16 Jahren, die in Hartz IV-Familien
leben oder deren Mütter und Väter einen so geringen Lohn
haben, dass die
Stadt sie mit Sozialgeld unterstützt.
"Die Not ist so groß geworden, dass wir einfach handeln
müssen", sagt
Heike Vongher. Unterstützt wird
die Tafel ebenso von vielen
Privatpersonen, die spenden, wie von der Metro-Group
oder BBDO.
Allerdings, ganz aus der Verantwortung nehmen mag auch Vongehr die
Eltern nicht. Ähnlich wie bei dem städtischen Modell
"Kein Kind ohne
Mahlzeit" bleibt bei den monatlichen Kosten von durchschittlich 50 Euro
für die Mittagsversorgung "ein Anteil von 20 Euro, den
die Mütter und
Väter übernehmen müssen."
Darüber hinaus setzt die Stadt seit dem 1. August die
angekündigte
Reduzierung des Elternbeitrags für den Mittagstisch in
Schule und
Kindergarten um: Eltern, die unter einer Einkommensgrenze
von 12 271
Euro pro Jahr liegen oder so wenig verdienen, dass ihnen der
Düsselpass
zusteht, bezahlen nur noch die Hälfte für den Mittagstisch:
im Schnitt
1,25 Euro pro Kind und Tag.