Kein Platz für Säufer
Mit Verboten
wollen immer mehr Städte vor allem Jugendliche davon
abhalten, auf der
Straße Saufgelage zu veranstalten Junge Männer
zwischen 16 und 21
Jahren werden laut Statistik unter
Alkoholeinfluss
häufiger gewalttätig
Von Natalie Soondrum
Fachleute
begrüßen den Vorstoß von Städten wie Freiburg oder
Hamburg.
"Das ist der absolut richtige Weg. Hier muss die
Politik
endlich zupacken", sagte Rainer Wendt,
Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft der FR. Die
Gemeinden
müssten nicht nur Verordnungen herausgeben, sondern
entsprechend
Personal zur Verfügung stellen, damit sie nicht
ohne Wirkung
blieben. "Wenn an attraktiven Orten Betrunkene
randalieren,
verlieren unsere Städte die Sympathie der Besucher."
Auf der
Hamburger Reeperbahn ist ab Januar 2008 Schluss mit
Saufgelagen
auf der Straße. An Kiosken und Tankstellen rund um
den Kiez soll
zunächst ab 23 Uhr kein Alkohol mehr erhältlich
sein. Greift
die Vereinbarung auf freiwilliger Basis nicht, soll
ab Mai 2008
eine Verordnung von Donnerstag bis Samstag
öffentliches
Trinken ganz untersagen.
Als Vorbild
für eine polizeiliche Regelung dient die Stadt
Freiburg. Dort
ist ab Januar 2008 im "Bermudadreieck" genannten
Ausgehviertel in der Innenstadt öffentlicher Alkoholgenuss
an
Wochenenden
von 22 bis 6 Uhr untersagt. Auch die Verwaltungen in
Düsseldorf,
Duisburg, Essen und Dortmund im Ruhrgebiet, Detmold
in
Nordrhein-Westfalen, Esslingen in Baden-Württemberg und
Brandenburg denken über Verbote nach. In Bremen ist exzessives
Trinken auf
der Straße sogar schon seit 2006 verboten.
Franz-Reinhard
Happel, Sprecher des Deutschen Städte- und
Gemeindebunds,
begrüßte im Gespräch mit dieser Zeitung die
Alkoholverbote: "Ich finde es gut, dass die Städte sich dem
Thema
stellen." Das Problem sei in den letzten sieben Jahren
kontinuierlich
gewachsen. Als Grund nennt Happel die
Perspektivlosigkeit junger Männer, und dass "Komasaufen und
Flatratepartys in Mode gekommen" seien.
Damit gibt es
auch mehr Kriminalität. In Hessen etwa stieg die
Anzahl der
Delikte seit 2001 bei Jugendlichen von 218 auf 774
Fälle, bei
Heranwachsenden (18 bis 21 Jahre) von 405 auf 1308.
Auch Christian
Bölckow, Geschäftsführer des Hamburger Büros für
Suchtprävention, hält Alkoholverbote für sinnvoll: "Der Kampf
gegen
Jugendalkoholismus ruht auf drei Säulen: Prävention,
Hilfsangebote
und Repression", sagte er der FR. Die "Griffnähe"
spiele beim
Alkohol eine entscheidende Rolle. Nehme sie ab, wie
bei einem
örtlichen Trinkverbot, werde weniger gesoffen.
SOONDRUM
© Copyright Frankfurter Rundschau
Ausgabe: Stadtausgabe (Nr. 285)
Datum: Freitag, den 07. Dezember 2007
Seite: 1