Immer mehr Prostituierte aus Bulgarien und Rumänien
Laut Stadt und Sozialdienst ist Armut die Ursache.
VON DENISA RICHTERS
Auf dem illegalen Straßenstrich auf der Charlottenstraße ist
eine steigende Zahl von Prostituierten mit rumänischem oder bulgarischem
Hintergrund zu verzeichnen. Das geht aus der Antwort der Stadtverwaltung auf
eine Anfrage der Grünen im Ausschuss für Gesundheit und Soziales hervor.
„Bundesweit steigt die Armutsprostitution“, so Jürgen Kamenschek
(Grüne). „Das ist kein Frauenproblem, sondern ein Menschenrechtsproblem.“ Er
fragte auch, welche Maßnahmen die Stadt ergriffen hat oder plant, um die
Situation dieser Frauen auf der Charlottenstraße zu verbessern.
Dort ist bereits seit längerem zu beobachten, dass statt der
Prostituierten aus der Drogenszene immer mehr Frauen aus südosteuropäischen
Ländern um Freier werben. Die Situation ist laut Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke von verschiedenen Problemen geprägt, zum
Beispiel Analphabetismus, geringen Deutschkenntnissen, geringem
Gesundheitsbewusstsein und fehlender sozialer Absicherung. Meyer-Falcke
verwies auf ein breites Beratungsangebot seiner Behörde, die auch medizinische
Behandlung und Aufklärung umfasse. Weiterhin gebe es eine enge Kooperation mit
dem Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer (SKFM), der in unmittelbarer
Umgebung die Anlaufstellen „Knackpunkt“ und „Knackpunkt 27“ betreibt. Auch die
Aidshilfe sei vor Ort. Zudem gebe es ein befristetes Projekt, bei dem
Streetworker in Begleitung von Sprachmittlerinnen direkten Kontakt zu den
Frauen aufnehmen. Auch beim Kriminalpräventiven Rat von Stadt, Vereinen und
Polizei gibt es einen eigenen Arbeitskreis für die Charlottenstraße.
Laut Heinz-Werner Schmittker vom
SKFM gibt es etwa 70 Prostituierte, die überwiegend aus Bulgarien oder Rumänien
kommen, einige seien Roma. „Die meisten werden von ihren Sippen aus den
Heimatländern hierher geschickt, um Geld zu verdienen und damit ihre Familien
zu ernähren.“ Einer Einladung zu einem Gespräch im „Knackpunkt“ seien etwa neun
dieser Frauen gefolgt. Dabei sei deutlich geworden, dass sie meist bereits in
der Heimat der Prostitution nachgegangen seien und bisher keine andere
Möglichkeit in Betracht gezogen hätten. „Sie würden aber gerne etwas Anderes
machen.“ Dafür sei es nötig, Deutsch zu lernen. Schmittker
hofft auf Unterstützung.
Publikation
Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Lokalausgabe
Rheinische Post Düsseldorf
Erscheinungstag
Donnerstag, den 05. September 2013
Seite 26
Immer mehr arme Frauen aus Bulgarien gehen auf den Strich
4.9.13
Zahl der Prostituierten auf der Charlottenstraße in
Düsseldorf steigt
http://www.derwesten.de/nrz/staedte/duesseldorf/immer-mehr-prostituierte-id8402240.html