Hohe Mieten: Grüne fordern Konzept
Satzungen gegen Leerstand und zum Schutz von Milieus sollen
helfen.
VON DENISA RICHTERS
Die Grünen haben das im Sommer 2013 vom Rat beschlossene
Handlungskonzept für mehr preiswerten Wohnraum mit CDU und FDP erarbeitet und
beschlossen. Sie halten es aber nicht für ausreichend. In einem Antrag für die
Ratssitzung am kommenden Donnerstag fordern sie deshalb weitere Maßnahmen.
„Zu einer gemeinwohlorientierten Wohnungspolitik gehören
auch angemessene Regelungen für den Wohnungsbestand“, sagt Antonia Frey,
wohnungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. „Wichtig ist, genau
hinzuschauen, um zielgenau handeln zu können.“ Um mehr und bessere Daten zu
haben, soll die Stadt gemeinsam mit den Interessenvertretern der Eigentümer von
„Haus und Grund“, dem Mieterverein und den Akteuren des Forums „Zukunft Wohnen
Düsseldorf“ die Mietrichtwerttabelle, den so genannten Mietspiegel,
überarbeiten. Zudem soll eine Vollerhebung der Bestandsmieten in Auftrag
gegeben werden. Um die Gentrifizierung von Stadtteilen, also das Verdrängen
sozial Schwächerer durch zahlungskräftigere Einwohner, niedrig zu halten,
sollen Erhaltungssatzungen („Milieuschutzsatzungen“) erarbeitet und den
politischen Gremien vorgelegt werden. Außerdem sollen für Zweckentfremdung von
Wohnraum spezielle Regeln gelten, die ebenfalls als Satzung erarbeitet werden
sollen.
„Die jüngste Entwicklung auf dem Düsseldorfer Wohnungsmarkt
bestätigt uns“, sagt Frey. Im oberen Preissegment sei zu viel gebaut worden, weshalb
die Mieten sinken. Im unteren und mittleren Segment seien Anstiege zu
verzeichnen.
Publikation
Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Lokalausgabe
Rheinische Post Düsseldorf
Erscheinungstag
Samstag, den 08. Februar 2014
Seite 35
Kräfte bündeln für günstige Mieten
Die Grünen fordern jetzt eine „Zweckentfremdungs-Verordnung“
Von Jo Achim Geschke 8.2.2014
Luxuswohnungen mit Mieten über 12 Euro pro Quadratmeter
sollen nicht lange leerstehen dürfen. Die Stadt müsste statt dessen mit einer
neuen „Zweckentfremdungs-Verordnung“ festlegen dürfen, dass sie billiger
vermietet wird. Das fordern jetzt die Grünen als einen von drei Bausteinen, um
den Anstieg der Mieten zu bremsen. Wie berichtet, wurden in Düsseldorf so viele
teure Wohnungen gebaut, dass Einheiten für mehr als 11 Euro je Quadratmeter
kaum noch zu vermarkten sind. Die Grünen stellen daher einen Antrag für die
Ratssitzung am Donnerstag, die Stadt müsse in einem Maßnahmebündel gegen
allgemein steigende Mieten ein Gesamtkonzept entwickeln, um der Verteuerung
entgegen zu wirken.
Zunächst muss der gemeinsame Mietspiegel vom Verein „Haus
und Grund“ und dem Mieterverein wesentlich detaillierter ausgearbeitet werden,
fordert Ratsfrau Antonia Frey (Grüne). Diese „Mietrichtwert-Tabelle“ sollte nicht
nach Stadtteilen, sondern nach einzelnen Quartieren in einem Stadtteil
untersucht werden, betont Markus Voelker, wohnungspolitischer Sprecher der
Grünen. Denn beispielsweise in Friedrichstadt gibt es erhebliche Unterschiede
bei den Mieten zwischen dem Quartier rund um den Fürstenplatz und nur wenigen
Dutzend Metern entfernten Straßen. „München hat für solche Erhebungen ein extra
Büro eingerichtet“, berichtet Voelker.
Den Anstieg begrenzen
Eine solch differenzierte Untersuchung würde auch bei der
Mietpreisbremse helfen, die noch in diesem Jahr kommen und Anstiege auf 15
Prozent in drei Jahren begrenzen soll. Denn wenn etwa ein Vermieter eine
Wohnung renoviert, und dann statt 6,50 Euro nur einen Euro mehr nimmt, kostet
eine 75 Quadratmeter-Wohnung pro Monat schon 75 Euro mehr.
Für Viertel, die sich durch Zuzug von solventen Mietern stark verändern (Gentrifizierung) und in denen daher die Mieten steigen, fordern die Grünen eine Erhaltungssatzung. „Das würde Luxussanierungen ausschließen“, so Voelker. Etwa zehn Quartiere haben die Grünen ausgemacht, in denen sanierte Wohnungen teuer geworden sind, darunter der Kern von Eller, Teile von Oberbilk, oder der Bereich um den Fürstenplatz in Friedrichstadt. Durch eine Zweckentfremdungs-Verordnung, würden zudem „Mieten von 11 oder 12 Euro, die am Markt vorbeigehen, verhindert“, erläutert Voelker. nrz