30.01.2013 | 13:41 Uhr
Heerdt. Haus an der Emanuel-Leutze-Straße
am Seestern soll mit Asbest belastet sein - Anwohner demonstrierten gegen den Investor.Haus an der Emanuel-Leutze-Straße
am Seestern soll mit Asbest belastet sein - Anwohner demonstrierten gegen den
Investor.
„Eine höhere Miete kann ich gar nicht bezahlen, und ich weiß auch nicht, wo
ich eine neue Wohnung finden soll“, sagt Christina Sturm, seit 13 Jahren
Mieterin in der Emanuel-Leutze-Straße 1. Wie am
Dienstag berichtet, saniert der neue Eigentümer das Wohnhochhaus mit 216
Einheiten. Dadurch soll die Miete allerdings um fast das Doppelte auf rund 12
Euro kalt pro Quadratmeter steigen, wie Mieter übereinstimmend berichten.
Alteingesessene, wie ein 100-Jähriger und eine 86-Jährige, könnten eine solch
hohe Miete nicht bezahlen. Die Anwohner haben sich zur „Initiative Seestern“ zusammen geschlossen und demonstrierten gestern mit dem
„Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“ vor dem Mietshaus. Dabei wurde deutlich: Das
Haus, Baujahr 1976, ist mit Asbest belastet und wird nach Meinung von Mieter
Friedrich Kuchenhart nicht fachgerecht saniert.
Kuchenhart war einer der ersten Mieter in dem Wohnhochhaus. „Ich bin 1976
dort eingezogen. Ich war Geschäftsführer eines Unternehmens, deshalb habe ich
alle Unterlagen aufgehoben“, stellt der 74-Jährige klar.
Im Haus werden laut dem neuen Eigentümer, der Wuppertaler „Ferox Immobilien“, unter anderem die Bäder saniert. Der
Wohnturm soll bis Anfang 2014 fertig sein und dann „White Maxx“
heißen.
Senior Kuchenhart hat beobachtet, wie Bauarbeiter Fensterbretter und Wände
in alten Bädern rausrissen. „Das ergibt Asbest belasteten Bauschutt“, betont
er, und das kann er mit einem Schreiben von einem früheren Eigentümer belegen.
Am 20. November schickte er daher ein Fax an das städtische Umweltamt und
informierte über den gefährlichen Schadstoff. „Am 23. November erhielt ich ein
Informationsschreiben von „Ferox“, dass
im Dezember mit der Beseitigung des Schadstoffs begonnen werde“, berichtet er.
Im Wohnungsausschuss am kommenden Montag muss die Stadtverwaltung auf Anfrage
von Grünen und „Die Linke“ berichten, wie es um die Schadstoffbelastung steht.
Die Anwohner klagen aber nicht nur darüber: „Hier soll jetzt allen Mietern
ein neuer Vertrag aufgezwungen werden nach der Sanierung“, kritisiert
Kuchenhart. „Wir sind für eine Sanierung, die ist dringend nötig“, sagt auch
Bewohner Horst Brandl. Wie er klagen Mieterin Sturm und andere Anwohner, dass etliche
Wohnungen von Schimmel befallen sind. Einige der früheren Eigentümer hätten am
Haus nichts getan.
Aber, so Brandl, „die Mieter werden jetzt von den neuen Besitzern gezwungen,
auf ihre Rechte aus dem alten Vertrag zu verzichten.“ Sie sollen während der
Bauarbeiten in eine Ersatzwohnung umziehen und einen neuen Mietvertrag
unterschreiben. Damit würden gesetzlich festgelegte Kündigungsfristen wegfallen
und heftige Mietsteigerungen möglich. Doch eine monatliche Belastung bis zu 12
Euro kalt könnte kaum einer der Alteingesessenen bezahlen. Eine bezahlbare
Wohnung ist in Düsseldorf aber Mangelware.
Unterstützung kommt jetzt aus der Politik. Philipp Tacer
(SPD) betonte Dienstag vor dem Wohnhochhaus: „Wenn die Stadt eine Erhaltungs-
und Milieuschutzsatzung für einige Viertel beschließen würde, müssten
aufwendige Sanierungen genehmigt werden und es würde überprüft, ob die
Maßnahmen nicht gegen die sozialen Interessen der Mieter verstoßen. CDU/FDP
wollen dies aber nicht.“
http://www.derwesten.de/nrz/staedte/duesseldorf/protest-gegen-hoehere-mieten-id7539867.html
Von COLJA SCHLIEWA 30.1.13
Die Mieter des Hochhauses an der Emanuel-Leutze-Straße
sollen nach den Sanierungsarbeiten das Doppelte zahlen, gründeten nun die
Initiative „Am Seestern“.
Foto: Uwe Schaffmeister
Düsseldorf –
Das neue Jahr ist noch keinen Monat alt – schon lag für die Bewohner des
Hochhauses an der Emanuel-Leutze-Straße eine
Hiobsbotschaft im Briefkasten. Und die hat sich gewaschen: Künftig sollen die
Mieter statt wie bisher 6,20 Euro pro Quadratmeter mit 12,56 Euro mehr als das
Doppelte bezahlen. Für die meisten der Bewohner absolut unmöglich!
Die Wuppertaler Immobiliengruppe „Ferox“ hatte das
Haus am Seestern im vergangenen August erworben. Nun soll das arg gebeutelte
Gebäude saniert werden. „Und die Zeche dafür sollen dann wir bezahlen“, sagt
Mieter Friedrich Kuchenhart (75). „Der Vermieter drängt bereits jetzt alle
Bewohner dazu, neue Mietverträge zu unterschreiben. Damit wären die alten
Verträge hinfällig, und wir würden als Neumieter gelten. Somit wäre die
Verdoppelung der Miete dann rechtens.“
Um die alten Verträge zu sichern und den alten Mietpreis beizuhalten,
gründete sein Nachbar Horst Brandl (53) die Mieterinitiative „Am Seestern“, mit
der er gestern vor dem Hochhaus gegen die Vorgehensweise der „Ferox GmbH“ protestierte.
Brandl ist empört: „Besonders ältere Mieter ließen sich schon von
Mitarbeitern des Vermieters überreden, den neuen Vertrag zu unterschreiben. Das
muss ein Ende haben!“ Trotz Ankündigung erschien bei der gestrigen Aktion kein
Vertreter von „Ferox“.
Hochhaus-Mieter protestieren gegen Eigentümer
zuletzt aktualisiert: 29.01.2013 - 08:30
Düsseldorf (RP). Seit Jahren wurde nichts gemacht, im Hochhaus an der Emanuel-Leutze-Straße, und daran hatten sich die Mieter – manche leben seit 40 Jahren dort – mehr oder minder resigniert gewöhnt.
Gerüchte um die Sanierung verunsichern die Mieter am Seestern. Foto: Bretz, Andreas
Doch jetzt hat der neue Eigentümer, die Wuppertaler Immobiliengruppe Ferox, die Sanierung angekündigt. Und unter den Mietern macht sich Angst breit: Ferox werde die Miete von jetzt etwa 6,20 nach der Sanierung mehr als verdoppeln, verlange von den Mietern, der Aufhebung ihrer alten Verträge zuzustimmen, ohne einen neuen Vertrag in der Hand zu halten. Das sagt Horst Brandl von der Mieterinitative Seestern, die heute Nachmittag gemeinsam mit dem Bündnis für bezahlbaren Wohnraum gegen die "Sanierungsmachenschaften" der Ferox-GmbH protestieren will.
Auch die Eigentümer wollen zur Demo kommen. Kevin Egenolf, Verwaltungsgeschäftsführer bei Ferox, hofft, dann einige Missverständnisse aus dem Weg räumen zu können. Ohnehin sei er verwundert über den Protest, denn "wir sind jeden Tag im Haus und immer für die Mieter ansprechbar."
Egenolf widersprach gestern der Darstellung des Mieterbündnisses. Zwar müssten die derzeitigen Mieter nach der Sanierung mehr bezahlen. Aber der Anstieg sei von durchschnittlich sieben auf höchstens zehn bis elf Euro kalkuliert. Mehr als zwölf Euro pro Quadratmeter seien nur bei Neuvermietungen zu erwarten. Ferox hatte das 18-geschossige einstige Seestern-Büro-Center im Sommer gekauft, will die bisher als Büros genutzten fünf Etagen in Wohnungen umwandeln und die bestehenden 216 Wohnungen sanieren. Weil man dabei nach modernsten Energiesparstandards vorgehe, würden danach auch die Betriebskosten sinken. Egenolf: "Wir wollen unseren Mietern nicht schaden, im Gegenteil." Während der Sanierung stehen im selben Haus Ersatzwohnungen bereit, den Um- und den Rückzug zahle Ferox.
29.01.2013 | 11:09 Uhr
Foto: Kai Kitschenberg
Heerdt. Droht einer 86-jährigen Mieterin und einem 100-Jährigen sowie etlichen Bewohnern, die seit fast 40 Jahren in den 18-stöckigen Wohnhäusern an der Emanuel-Leutze-Straße 1 leben, der Rauswurf? Das zumindest vermutet die Anwohner-Initiative „Am Seestern“, die vom „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“ unterstützt wird.
Der große Komplex mit 216 Wohnungen wird jetzt vom neuen Eigentümer abschnittsweise saniert. Wer bleibt, soll laut Initiative undurchsichtige Verträge unterschreiben und muss nach der Sanierung mit sehr viel mehr Miete rechnen.
Horst Brandl wohnt seit sechs Jahren in den Wohn-Hochhäusern. Die neuen Eigentümer, die Wuppertaler „Ferox Projektentwicklung“, haben auch ihm im Oktober 2012 eine Benachrichtigung geschickt, dass die Häuser saniert werden. Die Mieter sollen dafür zunächst in eine „Umsetzwohnung“ ausweichen. Dafür aber, so Brandl, „sollen wir unterschreiben, dass wir auf den alten Mietvertrag und allen Ansprüche daraus verzichten.“ Einen neuen Mietvertrag aber habe das Unternehmen noch nicht vorgelegt. „Wer jetzt diesen Verzicht unterschreibt, hat dann ja gar keinen Vertrag mehr und keine rechtliche Absicherung“, fürchtet er. Kevin Egenolf von der Ferox Verwaltung bestreitet das, Mieter müssten nur „binnen drei Monaten einen neuen Vertrag schließen“.
Demnächst sollen laut Initiative die Monatszahlungen von 6,20 Euro kalt pro Quadratmeter auf 12,56 Euro steigen. „Die meisten alten Mieter, besonders die betagten, können das gar nicht bezahlen“, weiß Brandl.
Laut Ferox werde die Miete lediglich bei etwa 10,50 Euro kalt liegen. „Wenn alte Mieter das nicht mehr zahlen können, was soll man da machen?“ meint Egenolf. Erst im kommenden Jahr würden bei Neuvermietungen möglicherweise 12 Euro angesetzt werden.
Inzwischen habe der Eigentümer in den Treppenhäusern bereits den Bodenbelag rausreißen lassen, klagt Brandl, „da sind jetzt nur noch der blanke Estrich und Teppichreste zu sehen.“ Gereinigt werde das Treppenhaus auch nicht mehr. Außerdem gebe es für die riesige Häuserzeile seit Anfang Januar keine Hausmeister mehr. Laut Mitteilungen der Immobilienfirma an die Mieter sollen die Sanierungen am 25. Januar beginnen und Ende des Jahres abgeschlossen sein.
Die Grünen fragen im Wohnungsausschuss am kommenden Montag nach, wie die Verwaltung die Mieter schützen könnte.
Weil das Haus an der Emanuel-Leutze-Straße
saniert wird, steigen die Mieten stark an. Nun regt sich Widerstand.
Die Mieterinitiative protestiert vor dem Hochhaus.
Die Mieterinitiative protestiert vor dem Hochhaus.
Düsseldorf. Christine Sturm hat Angst. Seit Wochen kann sie nicht mehr richtig schlafen, liegt teilweise ganze Nächte lang wach. „Ich bin total am Ende“, sagt Sturm und zieht nervös an ihrer Zigarette.
Was sie und zahlreiche andere Mieter des Hochhauses an der Emanuel-Leutze-Straße 1 in Lörick bewegt, ist die angekündigte Mieterhöhung durch die Ferox Immobiliengruppe aus Wuppertal. Die hat das Hochhaus im August vergangenen Jahres gekauft und lässt es nun sanieren.
Dass das Haus mit 217 Wohneinheiten sanierungsbedürftig ist, bestreitet auch die extra gegründete Mieterinitiative „Am Seestern“ nicht: „Auch wir wollen die Sanierung, aber nicht mit diesen Konsequenzen“, sagt Horst Brandl, der selbst seit sieben Jahren dort lebt.
Brandl ist das Sprachrohr der Initiative und berichtet von Mietern, die seit rund 40 Jahren in dem Haus wohnen und bald den doppelten Preis zahlen sollen. „Die Kaltmiete soll von 6,20 auf 12,56 Euro pro Quadratmeter steigen. Das können sich viele nicht leisten“, sagt Brandl, der von „Verdrängung zu Gunsten von zahlungskräftigerem Klientel“ spricht.
Zwar ist eine derartige Erhöhung für Altmieter nicht einfach so durchzusetzen. Doch laut der Initiative dränge Ferox die Mieter dazu, einen neuen Vertrag zu unterschreiben. Juristisch wären sie dann Neumieter, die Bindung an den alten Preis wäre aufgehoben.
Bündnis sieht Parallelen zu vielen anderen Orten in Düsseldorf
Bislang waren in den unteren fünf Etagen Büros, darüber Wohnungen. Nach der Sanierung wird es insgesamt 21 000 Quadratmeter Wohnraum geben.
Unterstützung bekommen die Anwohner vom „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum in Düsseldorf“. Sprecher Oliver Ongaro: „Hier sehen wir erneut das hässliche Gesicht Düsseldorfs. Überall sollen ärmere Menschen, die seit Jahrzehnten in ihren Wohnungen leben, für Besserverdiener weichen.“
Kevin Egenolf, Geschäftsführer der Ferox Verwaltung GmbH, kann die Angst der Mieter grundsätzlich verstehen: „Niemand freut sich über steigende Mieten. Aber die Wohnungen haben dann Neubauqualität.“ Außerdem seien die genannten Zahlen falsch. Die aktuelle Durchschnittsmiete liege im „oberen Sieben-Euro-Bereich“.
Nach der Sanierung werde die Grenze von 10,50 Euro pro Quadratmeter nicht überschritten, was einer „normalen Modernisierungs-Mieterhöhung“ gleichkomme. Und warum soll es neue Verträge geben? Egenolf: „Im Laufe der Jahre gab es mehrere Eigentümer und verschiedene Verträge. Mit den neuen Verträgen wollen wir nur vereinheitlichen und den Mietern keine Rechte entziehen.“