Heroin-Ambulanz für Düsseldorf kommt
(ana) Was auf Bundesebene
beschlossene Sache ist, wird jetzt auch in der Landeshauptstadt auf den Weg
gebracht. Drogenabhängige werden
künftig reines Heroin auf Rezept bekommen, und zwar in einer
eigens dafür eingerichteten Drogen-Ambulanz. Dass es jedoch noch eine Weile
dauern werde, bis die neue Einrichtung in Düsseldorf
eröffnet, erklärten gestern im Gesundheitsausschuss Gesundheitsdezernent
Wilfried
Kruse und Michael Schäfer, stellvertretender Leiter des
Gesundheitsamts, unisono.
Der Grund: Zahlreiche Richtlinien des Bundes müssten
konzeptionell für die Kommunen weitergedreht werden. Dazu zählen vor allem
Standards für die Ausstattung der Ambulanz, aber auch ein
umfassendes Sicherheitskonzept, das mit der örtlichen Polizei abgestimmt werden
soll. Zudem werde nach einer geeigneten Trägerschaft
gesucht, die die Leitung der Heroin-Ambulanz übernehmen solle und bei der
Bezirksregierung Düsseldorf einen Antrag für Öffnung
einreichen müsste, erklärte Schäfer weiter.
Begrüßt wird die beaufsichtigte Abgabe von Diamorphin - so
der Fachbegriff für reines Heroin - inzwischen fast einhellig von allen
Fraktionen des Rates. Denn das Ziel ist es nicht nur,
Schwerstabhängige dadurch gezielter zu therapieren, sondern auch die
Beschaffungskriminalität in der Stadt zu senken.
Doch während die Fraktion der Grünen bereits auf einen
möglichen Eröffnungszeitpunkt der Heroin-Ambulanz spekuliert, der bislang laut
Verwaltung jedoch noch nicht absehbar ist, bleibt die CDU
verhaltener - und will die konkrete Planung des Gesundheitsamts erst einmal
abwarten.
KOMMENTAR
-
Quelle:
Verlag: Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Publikation: Rheinische Post Düsseldorf
Ausgabe: Nr.87
Datum: Donnerstag, den 15. April 2010
Seite: Nr.28
Fehler nicht wiederholen
Drogenhilfe verändert sich weiter - und die politischen
Schlachten der vergangenen Jahre muss sie nicht mehr fürchten. Allerdings dürfen
die Fehler, die sich bei der Abgabe des Drogenersatzstoffs
Methadon eingeschlichen und festgesetzt haben, auf keinen Fall bei der
Heroin-Abgabe wiederholen. Der Methadon-Markt unter Ärzten
und Ambulanzen ist viel zu frei und zu wenig unter Aufsicht, um reibungslos zu
funktionieren.
Und für Heroin müssen noch weit strengere Abgabe-Regeln
herrschen. Die Regie muss in der Hand des Gesundheitsamts bleiben und darf
nicht
an niedergelassene Ärzte delegiert werden - wie bei Methadon
geschehen. Außerdem ist die Frage des Standorts einer Abgabestelle sehr
sensibel: Niemand wird sie ohne weiteres in seiner
Nachbarschaft dulden wollen.
GÖKÇEN STENZEL
- /GÖKÇEN STENZEL
Quelle:
Verlag: Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Publikation: Rheinische Post Düsseldorf
Ausgabe: Nr.87
Datum: Donnerstag, den 15. April 2010
Seite: Nr.28
Heroin-Ambulanz: Standortsuche beginnt
(RP) Nachdem der Bundestag entschieden hat, dass die Abgabe von
Heroin an Schwerstkranke kommen soll, beginnt auch in Düsseldorf
die Suche nach einem geeigneten Standort. Im
Gesundheitsausschuss am Mittwoch wollen Politik und Verwaltung
offenbar grünes Licht für die Einrichtung einer
Heroin-Vergabestelle geben. Darin soll der Stoff an Abhängige
gehen, denen Therapien und Methadon nicht geholfen haben.
-
Quelle:
Verlag: Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Publikation: Rheinische Post Düsseldorf
Ausgabe: Nr.84
Datum: Montag, den 12. April 2010
Seite: Nr.27
9. April 2010 - 18:53 Uhr wz
Politiker sagen Ja zu einer Heroin-Ambulanz
von Juliane Kinast
Düsseldorf wird eine Ausgabe an Abhängige bekommen. Die CDU hat nach
langem Ringen den Weg freigemacht.
Heroin-Ambulanzen gibt es schon in zahlreichen Großstädten. Dort gibt es
Heroin auf Rezept. (Foto: dpa)
Düsseldorf. Lange hatte sich die CDU-Fraktion im Bundestag gewehrt. Doch
jetzt ist es beschlossene Sache: Drogenabhängige, bei denen Therapien
und der Ersatzstoff Methadon nicht helfen konnten, bekommen bald reines
Heroin auf Rezept -- auf Kosten der Kassen also.
In Düsseldorf verlangen daher schon länger SPD, Grüne und FDP die
Einrichtung einer Ambulanz, in der dieses so genannte Diamorphin
ausgegeben wird. Die CDU blieb skeptisch. Bis jetzt.
Umfrage
Würden Sie eine Heroin-Ambulanz in Ihrer Nachbarschaft dulden?
Abstimmen <http://www.wz-newsline.de/?redid=100160&poll_ident=4628>
"Wir wollen vom Gesundheitsamt ein Konzept erarbeitet bekommen. Und dann
wird eine Ambulanz eingerichtet", sagt Friedrich Conzen, Fraktionschef
der CDU im Stadtrat. Damit ist der politische Wille klar: Es wird in
Düsseldorf eine Ausgabe von Heroin geben.
30 Euro am Tag für Drogen -- der Weg in die Kriminalität
FDP-Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann hatte bereits vor
einem Jahr Gespräche mit dem Koalitionspartner aufgenommen, um den Weg
für eine solche Einrichtung zu ebnen. Ihr zentrales Argument: Eine
Versorgung der Schwerstabhängigen könnte die Beschaffungskriminalität in
Düsseldorf senken.
* Diamorphin <http://www.wz-newsline.de/?redid=802729#info1>
* Modell <http://www.wz-newsline.de/?redid=802729#info2>
* Erfolge <http://www.wz-newsline.de/?redid=802729#info3>
* Düsseldorf <http://www.wz-newsline.de/?redid=802729#info4>
Diamorphin ist reines Heroin. Die Droge im Straßenverkauf ist stark
gestreckt.
Seit 2002 haben sieben Städte in Deutschland Patienten mit Diamorphin
versorgt.
Iris Scholl von der Ambulanz in Köln berichtete der WZ 2009, dass seit
dem Start des Versuchs keiner der Patienten mehr straffällig wurde.
Es gibt nach Schätzungen 4.000 bis 5.000 Drogenabhängige. 1.300 werden
mit Methadon behandelt. Wie viele Menschen das Diamorphin bekommen
werden, ist unklar.
Und die ist in der Tat ein Problem: Im vergangenen Jahr gab es allein
1.000 Straftaten, die eindeutig der Beschaffungskriminalität zugeordnet
werden konnten. "Aber es gibt eine sehr hohe Dunkelziffer", sagt
Polizeisprecher Wolfgang Wierich.
Wer stark abhängig von Heroin ist, benötigt am Tag allein für die Drogen
rund 30 Euro. "Arbeiten können diese Menschen meist gar nicht mehr",
sagt Wierich.
Der Weg in die Kriminalität sei häufig ähnlich: "Ein Süchtiger braucht
zunächst die eigenen Mittel auf. Dann pumpt er Familie und Freunde an --
und beklaut sie schließlich", erklärt Wierich. Sein soziales Umfeld
bricht den Kontakt ab, so startet die kriminelle Karriere.
Die häufigsten Straftaten der Junkies sind Ladendiebstähle
"Sie begehen alle Straftaten, die schnell durchzuführen sind." Am
häufigsten seien Ladendiebstähle: Kaffee, Parfum, Zigaretten, Alkohol
oder Rasierklingen werden mitgenommen und weiterverkauft. Dann kämen
Einbrüche in Kliniken und Bürogebäude -- seltener auch Gewaltdelikte.
"Wir stehen der Einrichtung einer Ambulanz offen gegenüber", sagt
Wolfgang Wierich. Ob sie der Sicherheit zuträglich wäre, könne aber wohl
erst beurteilt werden, wenn es ein konkretes Konzept gebe.
Am Mittwoch, 14. April, berät der Gesundheitsausschuss im Rathaus das
Thema. Die Politiker aller Parteien wissen natürlich: Am schwierigsten
wird schließlich die Entscheidung, wo eine solche Ambulanz gebaut wird.
http://www.wz-newsline.de/?redid=802729