Gutscheine statt Geld

Jugendliche Arbeitslose bekommen ab März weniger Bares, wenn sie die

Arbeitsangebote der Arge ablehnen oder sich gar sich nicht erst melden. Bei

etlichen hat die Drohung schon gewirkt.

VON GÖKÇEN STENZEL

 

Die Ankündigung, von März an auch Lebensmittel-Gutscheine statt Geld an

junge Arbeitslose auszugeben, hat bereits Erfolg. „Es haben sich etliche

bei uns gemeldet, an die wir bis dahin nicht heran gekommen waren“, so

Sozialdezernent Burkhard Hintzsche gestern im Gesundheitsausschuss. Viele

junge Arbeitslose hätten eben keine Entschuldigung dafür, dass sie

Arbeitsangebote nicht annähmen.

 

Grund für die Erklärung: Ein Antrag von PDS-Mann Frank Laubenburg, der

Sachgutscheine grundsätzlich als „menschenunwürdig“ abgelehnt sehen wollte.

Die Grünen beantragten genaue Berichte von Peter Lorch, dem Geschäftsführer

der Arge aus Stadt und Arbeitsagentur. Sie wollen ein optimales

Jugendjob-Center, noch mehr Angebote und: Junge Arbeitslose sollen

verstärkt aufgesucht werden. Angenommen wurde aber der CDU-Antrag, in dem

die Arge gebeten wird, das Verfahren bei der Vermittlung von jungen

Arbeitslosen bald im Ausschuss zu erläutern.

 

Im Kern geht es um 400 Jugendliche, die „trotz aller Angebote nicht

mitwirken, bei denen wir aber keine Gründe dafür erkennen können“, wie

Peter Lorch sagt. Alle Angebote - das sind Beratungen und Vermittlungen in

Jobs, in Aus- und Weiterbildung. Lorch: „Keines unserer Angebote ist

derzeit ausgebucht - wir können jedem sofort eine Maßnahme anbieten.“ Im

Sozialamt formuliert man es so: Bevor jemand Gutscheine statt Geld bekommt,

sind ihm Angebote gemacht worden, „dass die Schwarte kracht“.

 

Mitmachen bei den „Angeboten“ ist Voraussetzung, um als junger Arbeitsloser

unter 25 das volle Sozialgeld zu kassieren. Was etwa bei Thomas B. (20) gar

nicht gut wäre: Hat er Geld in der Hand, gibt er es sofort aus für Bier und

Klamotten. Die Kommune muss aber dafür sorgen, dass der Unterhalt gesichert

ist - dass Thomas also genug zu essen hat. Lebensmittel-Gutscheine auch als

Hilfe statt Strafe.

 

Die 400 fraglichen Jugendlichen müssen sich auf Nachfragen und Hausbesuche

einstellen. Der Bezirks-Sozialdienst geht jetzt zu denen, die auf Briefe

von der Arge nicht reagiert haben, erklärte Hintzsche. Danach werde über

Geld-Kürzungen oder Sachleistungen entschieden. Kritik an den Bedingungen

für junge Jobsuchende wies der Dezernent zurück: „Düsseldorf ist mit der

Jugendberufshilfe sehr gut aufgestellt.“ Zudem gebe es 20 zusätzliche

Vermittler für Jugendliche und ein „top ausgestattetes“ Center. Dass jemand

die Arge telefonisch nicht erreichen könne, dass die Vermittler nicht genug

Zeit für die „Kunden“ hätten - das wies Hintzsche deutlich zurück.

 

- /VON GÖKÇEN STENZEL

 

Quelle:

Verlag: Rheinisch-Bergische Druckerei- und Verlagsgesellschaft mbH

Publikation: Rheinische Post Düsseldorf

Ausgabe: Nr.36

Datum: Samstag, den 11. Februar 2006

Seite: Nr.10