Günstiger Wohnraum ist knapp
In einer Befragung bezeichnen 82 Prozent der Experten die
Lage auf dem Düsseldorfer Markt für Mietwohnungen als angespannt oder sehr
angespannt. Besonders düster sieht es im unteren Preissegment und bei
Sozialwohnungen aus.
VON NICOLE LANGE
Von gemeinsamen Besichtigungen mit zweistelliger
Teilnehmerzahl ist zuweilen zu hören, von langen Wartelisten und zahlreichen
Absagen. Auch SPD und Grüne beklagen immer wieder das Fehlen von bezahlbarem
Wohnraum für Studenten oder Familien. Sie fühlen sich nun durch eine Befragung
der Stadt bestätigt, die in der kommenden Woche im Wohnungsausschuss
vorgestellt wird. Die Ergebnisse zeigen eine schwierige Lage auf dem
Mietwohnungsmarkt der Stadt.
Befragt wurden Experten wie etwa Makler, Mitarbeiter von
Wohnungsunternehmen, Architekten, Vertreter der Bauwirtschaft und von
Mietervereinigungen. 57 Prozent von ihnen bezeichneten dabei die Situation bei
Mietwohnungen als angespannt, weitere 25 Prozent sogar als sehr angespannt. Vor
allem in den unteren Preislagen sieht es demnach düster aus: Im unteren
Preissegment sehen insgesamt 84 Prozent der Befragten die Situation angespannt
oder sehr angespannt, bei den Sozialwohnungen sind es sogar 88 Prozent. Für die
nächsten drei bis fünf Jahre erwarten die Fachleute nach eigenen Angaben noch
eine Verschärfung der Lage.
„Die Wohnungspolitik in Düsseldorf setzt die falschen
Prioritäten“, klagt der wohnungspolitische Sprecher der SPD, Andreas Rimkus, angesichts dieser Ergebnisse. „Man überlässt das
knappe Bauland Investoren für hochpreisigen
Wohnungsbau und nimmt in Kauf, dass auch im Umfeld die Preise steigen.“ Er habe
nichts gegen Luxus-Wohnungen, stellt er klar. Doch müsse sichergestellt sein,
dass auch die Menschen in Düsseldorf wohnen können, die sich keine
Spitzenmieten leisten könnten. „Wir brauchen schließlich Briefträger, Friseure,
Polizisten und Feuerwehrmänner“, sagte Rimkus, Es
könne nicht sein, dass diese allesamt aus dem Umland nach Düsseldorf pendeln
müssten. Auch die Grünen verweisen auf ihre wiederholten Forderungen nach mehr preiswertem Wohnraum. Schon in der letzten Befragung im Jahr
2006 hätten die Experten vor einer solchen Entwicklung gewarnt, sagte
Grünen-Ratsfrau und Ausschussvorsitzende Antonia Frey. „Die schwarz-gelbe
Ratsmehrheit hat in der Zwischenzeit aber zu wenig getan.“
Dem widerspricht der wohnungspolitische Sprecher der
CDU-Fraktion, Klaus-Dieter Lukaschewski,
nachdrücklich. Zwar sei die Lage im unteren Preissegment nicht einfach: „Aber
das ist natürlich auch der hohen Nachfrage geschuldet.“ Man nutze jede
Gelegenheit, um in der Stadt Wohnraum in allen Preisbereichen zu schaffen,
betonte er: „Nur fallen die Luxus-Projekte einfach mehr auf.“ Gerade im
sozialen Wohnungsbau entstünden die Probleme aber auch durch die Baulandpreise,
die wegen der hohen Nachfrage mit durchschnittlich 470 Euro je Quadratmeter
weit über dem Landesschnitt lägen. Lukaschewski
verweist zudem auf ein kommunales Förderprogramm, das am Montag ebenfalls im
Wohnungsausschuss diskutiert werden soll. Dessen angedachtes
Ziel: Die Stadt würde es Investoren, die sozial geförderte Wohnungen errichten
wollen, mit günstigen Darlehen ermöglichen, Grundstücke zu erwerben.
Auch FDP-Ratsherr Michael Latka
betont, dass in der Landeshauptstadt bei hoher Nachfrage „wenig Platz und wenig
Bauland“ vorhanden sei. „Selbst wenn sie keine Luxuswohnungen bauen, müssen sie
nun einmal die hohen Grundstückspreise stemmen.“
Kommentar
Mehr bezahlbare Neubauten
Wer in Düsseldorf eine Wohnung sucht, der hat es nicht
leicht. Dass die Mieten in der Landeshauptstadt hoch und die Schnäppchen
zumindest in den begehrteren Lagen selten sind, bestreitet kaum jemand.
Streiten ließe sich eher darüber, ob es in einer so
begehrten Stadt wie Düsseldorf auch anders ginge. Nein, sagen einige: Wenn die
Nachfrage so hoch ist, muss man eben die Preise zahlen oder in günstigere
Randlagen ausweichen. Aber es darf nicht sein, dass sich nur noch Großverdiener
eine Wohnung in Innenstadt-Nähe leisten können und Menschen mit geringerem
Einkommen schon daran erkennbar sind, in welchem Stadtteil sie leben. Die
bereits laufenden Prestige-Bauprojekte stehen der Stadt gut zu Gesicht und
werden zweifelsohne genug Interessenten finden. Wünschenswert wäre aber, dass
nun wieder mehr bezahlbare Neubauten mit einfacheren Standards geplant werden.
Was die Stadtplanung dazu beitragen kann, sollte sie tun.
NICOLE LANGE
Publikation
Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Lokalausgabe
Rheinische Post Düsseldorf
Erscheinungstag
Donnerstag, den 07. Juni 2012
Seite
22
Mieten und Kaufpreis
Der große Düsseldorfer Wohn-Report
Von J. PHILIPPI-GERLE
[Wohnen in Düsseldorf wird noch teurer.]
Wohnen in Düsseldorf wird noch teurer.
Foto: Galert
Düsseldorf –
Unser schönes Düsseldorf, allmählich wird’s unbezahlbar!
Seit Jahren steigen die Preise für Wohnungen und Häuser an. Normalverdiener
gucken immer öfter in die Röhre.
Das beweisen gleich drei neue Studien zum Immobilienmarkt.
Die Mietpreise, so der Ring Deutscher Makler, sind im letzten Jahr
durchschnittlich um 4,7 Prozent gestiegen.
Aktuell kostet eine Quadratmeter im
Altbau (75 qm, 3 Zimmer) je nach Lage zwischen 6,50 und 14,50 Euro, der Neubau
zwischen 11 und 18 Euro! Die Prognose, nachzulesen im neuen „Capital
Immobilienkompass“: In Trend-Stadtteilen wie Unterbilk,
Flingern oder Heerdt ziehen
die Mieten nochmal um 5 Prozent an!
Laut einer Studie von Immobilien-Experten, die im
Wohnungsausschuss der Stadt vorgelegt wird, klagen Wohnungsmarkt-Experten immer
lauter. Bei Sozialwohnungen bewerten 88 Prozent die Lage bei Sozialwohnungen
als angespannt und sehr angespannt, bei Wohnungen im unteren Preissegment 84
Prozent.
Und Eigentum? Wird auch immer teurer. Laut neuem „City
Report Wohnen“ von Sparkassen-Tochter Corpus Sireo
kosten Häuser im Schnitt 389.000 Euro, 2,5 Prozent mehr als 2010. Bei Wohnungen
sind die Quadratmeterpreise sogar 4 Prozent angezogen.
In Oberkassel, wo das Durchschnittshaus 1,6 Millionen Euro
kostet, sogar um 17 Prozent. Der Düsseldorfer Niederlassungsleiter Christoph Seckler, erklärt: „Düsseldorf ist Zuzugsstadt, sehr
attraktiv. Nur bei Altbauten könnten Preiserhöhungen abflauen, weil da oft
energetische Sanierungen anstehen.“
Und was fehlt überall? Christoph Seckler:
„Bezahlbarer Wohnraum.“ Trotz einiger Großbauprojekte scheint da wenig in
Sicht. SPD und Grüne kritisieren die neuen Luxus-Projekte. SPD-Chef Andreas Rimkus: „Verlierer dieser Politik sind
Durchschnittsverdiener und Rentner.“
So ist die Lage auf dem Miet-Markt
Experten-Urteil
Sozial-
wohnung
unt. Segment
mittl. Segment
Luxus-Segment
entspannt
88 %
84 %
73 %
43 %
ausgewogen
7 %
9 %
23 %
34 %
angespannt
5 %
7 %
5 %
23 %
So viel Miete kostet eine Durchschnitts-Wohnung
Die Lage
Euro/qm
Einfache Lage
6,50 – 8,50
Mittlere Lage
8,50 – 11
Gute Lage
11,50 – 13,50
Sehr gute Lage
14,50 – 18
[]
Das kosten Einfamilienhäuser
Die Karte zeigt für fast alle Stadtteile den
Durchschnittspreis für ein Haus – von Luxuspreisen in Oberkassel für 1,6
Millionen bis zum günstigen Hassels mit 255.000 Euro. Fast überall sind die
Preise gestiegen.
Grafiken/Quellen: Corpos Sireo, BulwienGesa, Capital, RDM
http://www.express.de/duesseldorf/mieten-und-kaufpreis-der-grosse-duesseldorfer-wohn-report,2858,16307840.html
http://www.derwesten.de/nrz/staedte/duesseldorf/preise-fuer-eigenheime-in-duesseldorf-steigen-id6739786.html