Geldspritze vom Land für den Bau von günstigen Wohnungen

Von Vera Zischke

mit einem Kommentar von Vera Zischke 21.1.14

Der Bedarf ist längst nicht gedeckt. Jeder zweite Bedürftige wird bei der Suche nach preisgünstiger Miete nicht fündig.

Auf Düsseldorfer Großbaustellen wie dieser entstanden zuletzt wieder mehr Mietshäuser. dpa, Bild 1 von 2

Auf Düsseldorfer Großbaustellen wie dieser entstanden zuletzt wieder mehr Mietshäuser.

Düsseldorf. Städte wie Düsseldorf entwickeln sich zu „Luxus-Ghettos“, es gebe eine „soziale Spaltung in Beton“. Vor einem Jahr fand Michael Groschek (SPD), NRW-Minister für Bauen, Wohnen und Stadtentwicklung, vernichtende Worte für den Wohnungsmarkt im Land. Größtes Problem: Für die immer größer werdende Zahl der Einkommensschwachen stand immer weniger bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung.

Ein Jahr später fällt Groscheks Urteil zum sozialen Wohnungsbau milder aus. „Es gibt so etwas wie eine Trendwende.“ 2013 sind landesweit 4680 neue Mietwohnungen gefördert worden und damit knapp ein Drittel mehr als im Vorjahr.

Wuppertal ging beim sozialen Wohnungsbau von Null auf Hundert

Vor allem Düsseldorf und Wuppertal haben deutlich aufgeholt. In der Landeshauptstadt wurden im vergangenen Jahr 115 Mietwohneinheiten gefördert, zuvor waren es gerade einmal 27. In Wuppertal, wo es zuletzt gar keinen sozialen Wohnungsbau mehr gegeben hatte, sind 110 soziale Wohneinheiten entstanden. Krefeld und Mönchengladbach liegen mit einem Anstieg um ein Drittel genau im Landestrend.

Dennoch wird der Bedarf noch lange nicht gedeckt. Laut Ministerium sucht noch immer die Hälfte der umzugswilligen Menschen mit Wohnberechtigungsschein – 50 000 Personen – vergeblich nach einer Wohnung.

Dabei stellt das Land bis 2017 jedes Jahr 800 Millionen Euro Fördergeld für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum bereit. Doch allein in den vergangenen Jahren wurden davon jeweils knapp 300 Millionen gar nicht erst abgerufen – Bauprojekte im gehobenen Segment lohnen sich für die Kommunen eher.

Deshalb will das Bauministerium noch deutlicher gegensteuern. Um sozialen Wohnungsbau für Investoren attraktiver zu machen, dürfen Sozialmieten um 20 Cent angehoben werden. Das ergibt je nach Region einen Mietpreis von 4,25 bis 6,25 Euro pro Quadratmeter.

Außerdem wird erstmals der Abriss von sogenannten Schrottimmobilien mit zinsgünstigen Darlehen unterstützt, damit sich Investoren eher an diese Schandflecke in den Städten herantrauen. Zudem sind Tilgungsnachlässe von bis zu 50 Prozent möglich.

Beim barrierefreien Umbau bestehenden Wohnraums oder dessen energetischer Sanierung winken ebenfalls Tilgungsnachlässe von bis zu 20 Prozent. Auch die Darlehen werden günstiger. Sie betragen je nach Gemeinde 1100 bis 1650 Euro pro Quadratmeter. Im Vorjahr rangierten sie zwischen 850 und 1500 Euro.

Opposition sieht noch keine Trendwende

Die Ingenieurkammer-Bau in NRW lobt das Programm als Schritt in die richtige Richtung. Die CDU-Opposition nannte die Wohnungsbaubilanz desaströs. Unter der schwarz-gelben Landesregierung hätten die Kommunen doppelt so viel Fördergeld für sozialen Wohnungsbau abgerufen wie heute. Das Fördergeld kommt aus dem ehemaligen Wohnungsbauvermögen des Landes, das von der NRW Bank verwaltet wird.

Kommentar

Die richtigen Stellschrauben

Sozialer Wohnungsbau ist kein Thema, das nur eine kleine Randgruppe betrifft. Etwa die Hälfte aller Bürger in Nordrhein-Westfalen verdient so wenig, dass sie Anspruch auf vergünstigten Wohnraum hat. mehr

http://www.wz-newsline.de/home/politik/nrw/geldspritze-vom-land-fuer-den-bau-von-guenstigen-wohnungen-1.1534280

 

 

800 Millionen für neue Wohnungen
22.01.2014 | 00:17 Uhr
Düsseldorf. Michael Groschek will den sozialen Wohnungsbau vom Staub der 70er-Jahre befreien. Noch immer werde die staatliche Wohnraumförderung „mit den Schreckensszenarien der Neuen Heimat“ verbunden, klagt Nordrhein-Westfalens Bauminister. Dabei ziele die heutige Förderpolitik auf die Mitte der Gesellschaft, so der SPD-Politiker. In NRW gebe es rund 100 000 Wohnungssuchende mit Wohnberechtigungsschein (WBS), aber nur 500 000 preisgebundene Wohnungen mit stark abnehmender Tendenz. Deshalb will die Landesregierung neue Impulse in der Wohnraumförderung setzen - trotz historisch niedriger Bauzinsen, abnehmender Bevölkerungszahlen und zum Teil beträchtlicher Leerstandsquoten.
Risiko-Lebensversicherung
15x in Folge Platz 1 bei Stiftung Warentest: CosmosDirekt. Jetzt absichern!
Frübuchervorteil sichern!
Aldiana buchen, Jahresbestpreis sichern und bis zu 540 € p.P. sparen! Jetzt informieren >>
Espresso Kapsel ab 0,24€!
Sparen Sie über 30% mit alternativen Kaffee Kapseln für Ihre Nespresso® Maschine! Jetzt zu Gourmesso!
800 Millionen Euro sollen jeweils bis 2017 jährlich in die NRW-Wohnungsbauförderung fließen, fast die Hälfte davon in Mietwohnungen. Darlehenssätze bis zu 1650 Euro pro Quadratmeter zu Zinsen zwischen 0 und 0,5 Prozent stehen dabei ebenso im Schaufenster wie die Aussicht auf leicht erhöhte Sozialmieten und bestimmte Tilgungsnachlässe. Als erstes Bundesland bietet NRW zudem Hausbesitzern billiges Geld für Maßnahmen zur „Einbruchssicherung“, wenn das Gebäude zugleich barrierefrei umgebaut wird. Ob Wohnungsbaugesellschaften und Hausbesitzer auf breiter Front den staatlichen Verlockungen erliegen, bleibt jedoch ungewiss.
Der NRW-Wohnungsmarkt gliedert sich nach Analyse das Bauministeriums in drei große Kategorien: in Boomregionen mit Wohnungsmangel wie Köln, Bonn, Münster oder Düsseldorf; in Ballungsräume mit Modernisierungsbedarf und höchst unterschiedlicher Nachfragesituation wie das Ruhrgebiet; in stark schrumpfende ländliche Randlagen ohne echte Neubauperspektiven. Groschek muss deshalb mit unterschiedlichen Förderinstrumenten allen gleichermaßen gerecht werden.
Eine beträchtliche Schieflage gibt es etwa in Düsseldorf: Hier hat jeder zweite Bürger Anspruch auf geförderten Wohnraum, doch die Sozialquote in der Stadt ist von 30 Prozent noch weit entfernt. Da 2013 zumindest wieder deutlich mehr preisgebundene Wohnungen gebaut wurden, sieht Groschek in Düsseldorf aber eine „Trendumkehr“ und eine Bewegung weg von der scharf kritisierten „Luxus-Ghettoisierung“.
In vielen Gegenden des Ruhrgebiets hingegen geht es darum, trotz geringer Nachfrage Investitionen in sanierungsbedürftigen 50er-Jahre-Bestand anzustoßen. Bauherren sollen in bestimmten Gebieten die Sozialmieten um 20 Cent erhöhen dürfen. Zudem winken bei der energetischen Sanierung, bei Abriss und Neubau oder dem altengerechten Umbau zum Teil beträchtliche Tilgungsnachlässe auf die gewährten Darlehen.
Tobias Blasius
800 Millionen für neue Wohnungen | NRZ.de - Lesen Sie mehr auf:
http://www.derwesten.de/nrz/politik/800-millionen-fuer-neue-wohnungen-aimp-id8900377.html#plx1412770929