Freiwillige Polizisten sollen vor allem in Parks Streife
gehen
Ordnungsamt wird geeignete Kandidaten auswählen /
Gewerkschaft spricht von
"gut bezahlten Spaziergängern"
Der Freiwillige Polizeidienst, auf den sich CDU und Grüne im
Koalitionsvertrag verständigt haben, wird Anfang kommenden
Jahres
eingeführt. Er soll maximal 90 Männer und Frauen umfassen,
die in blauen
Uniformen Streife laufen werden.
Frankfurt · Zur Verwendung der ehrenamtlichen Ordnungshüter
hat Peter
Postleb, Leiter der Stabsstelle
Sauberes Frankfurt, klare Vorstellungen. Sie
sollen im Günthersburgpark und auf
dem Lohrberg nach dem Rechten sehen, denn
dort sind Sicherheitsdienste im Auftrag der Stadt lediglich
von März bis
Oktober unterwegs. Dann ist der Etat erschöpft.
Die Freiwilligen könnten sich um "achtlos weggeworfenen
Abfall, frei
laufende Hunde, Alkoholkonsum auf Spielplätzen und
aggressives Verhalten
gegenüber Erholung suchenden Bürgern" kümmern,
beschreibt Postleb bereits
einen Aufgabenkatalog. Robert Schäfer, Chef von Schutz- und
Kriminalpolizei,
macht Ostpark, Niddawiesen und Weihnachtsmarkt zu
potentiellen
Einsatzgebieten. CDU-Fraktionschef Uwe Becker sieht in dem
Freiwilligen-Corps vor allem "einen Ansprechpartner für
den Bürger".
Der designierte Sicherheitsdezernent, der Christdemokrat
Boris Rhein,
kündigt für den Fall seiner Wahl im Juli an, er werde das
Projekt mit
Hochdruck betreiben. In der ersten Phase soll das
Ordnungsamt die
Werbetrommel für den Dienst rühren, der pro Monat 20 Stunden
nicht
überschreiten darf und mit sieben Euro pro Stunde honoriert
wird.
In das Auswahlverfahren kommen Personen, die mindestens 21
und höchstens 63
Jahre alt sind, einen makellosen Leumund haben und gute
Deutschkenntnisse
vorweisen können. Außerdem legt die Stadt Wert auf
charakterliche Eignung -
Rambotypen sollen keine Chance haben. Das Land zahlt die 50
Stunden währende
Schulung, dazu Uniform und Ausrüstung - Handys zur
Kommunikation und
Pfefferspray zur Selbstverteidigung. Die Stundenvergütung
geht zu Lasten der
Kommune, die dafür etwa 150 000 Euro pro Jahr aufwenden
muss.
Bislang schicken 80 hessische Kommunen die Bürger auf
Streife, doch trotz
durchweg guter Erfahrungen bleibt die Gewerkschaft (GdP) der
Polizei
skeptisch. Wolfgang Link, GdP-Bezirksvorsitzender in
Frankfurt, spricht von
einer Truppe "gut bezahlter Spaziergänger", auf
die man verzichten könne,
wenn das Land mehr Polizeibeamte beschäftigte oder die
Gemeinden mehr in
ihren Sicherheits- und Ordnungsdienst investierten.
CDU verzichtet auf Videokontrollen
Vor der Kommunalwahl im März waren solche Argumente auch von
Seiten der
Grünen zu hören. Die halten sich aber immerhin zu Gute, dass
auch die CDU
bei den Koalitionsgesprächen im Römer eine "Kröte"
geschluckt und auf eine
Expansion der Videoüberwachung im öffentlichen Raum
verzichtet hat.
Hans-Jürgen Biedermann
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Copyright © Frankfurter Rundschau online 2006
Dokument erstellt am 17.05.2006 um 00:17:13 Uhr
Erscheinungsdatum 17.05.2006 | Ausgabe: S | Seite: 29
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