Düsseldorf besitzt zu wenige barrierearme Wohnungen für
Senioren
21.10.2013 | 10:00 Uhr
.Foto: Horstgünter Siemon
Düsseldorf. Obwohl beinahe 120.000 Düsseldorfer über 65 Jahre alt sind, liegt
der Anteil an barrierearmen Wohnungen in der Stadt bei unter zwei Prozent. Und
da der Anteil der Senioren in der Bevölkerung immer größer werden wird,
befürchten Experten eine Wohnungsnot. Und selbst wenn Wohnungen altengerecht
umgebaut werden, ist die Miete oft zu hoch für die Rente.
In Düsseldorf fehlen barrierearme Wohnungen für Senioren. Dennis Macko von der Gewerkschaft IG Bau-Agrar-Umwelt spricht
jetzt sogar von einer drohenden „grauen Wohnungsnot“. „Im Jahr 2025 wird es in
der Stadt rund 61.900 Haushalte geben, in denen mindestens ein 70-jähriger
lebt. Der heimische Wohnungsmarkt ist darauf nicht vorbereitet, barrierearme
Wohnungen für Senioren sind Mangelware“, mahnt Macko.
Der Sachstand: Laut dem städtischen Sozialbericht leben bereits 88.137 Menschen
zwischen 65 und 80 Jahren sowie rund 30 280 „Hochbetagte“ mit über 80 Jahren in
der Stadt - zusammen also mehr als 118.400 Senioren. Mehr als die Hälfte von
ihnen sind Frauen, bei den Hochbetagten sind es sogar zwei Drittel. Zudem
verschiebt sich das Verhältnis „Jung zu Alt“ laut Stadt immer mehr in Richtung
der älteren Bürger.
Unter 2 Prozent der Wohnungen sind barierrearm
Allerdings sind mehr als 81 Prozent der Wohnungen älter als 30 Jahre und daher
nicht barrierefrei. Die Stadt hat zwar ein Förderprogramm zum Umbau von
Unterkünften aufgelegt. 2010 wurden damit 185 Wohnungen mit städtischen
Zuschüssen gefördert, im Jahr 2011 waren es 208 Einheiten, die barrierearm umgebaut
werden konnten.
Dennoch liegt der Anteil der barriearmen Wohnungen
unter zwei Prozent. Hinzu kommt eine Besonderheit des Marktes in der
Landeshauptstadt: Alte finden meist keine bezahlbare kleine Wohnung. Obwohl
gerade Witwen und alleinstehende Seniorinnen gern aus
einer großen Wohnung ausziehen wollen, wenn Kinder und Mann nicht mehr da sind.
Doch meist leben sie schon sehr lange in ihrem Heim und zahlen daher eine
geringe Miete. Die hohen Mieten kleinerer Zwei- oder Drei-Zimmer-Wohnungen, ob
Alt- oder Neubau, liegen oft über dem Preis, die Senioren in ihrem Altbau
zahlen.
Und die meisten Rentnerinnen können sich keine teure Miete leisten. Laut
städtischem Bericht erhielten im Jahr 2011 insgesamt 67.128 Männer und Frauen
über 65 Jahren eine Rente von 250 bis maximal 1000 Euro, die Durchschnittsrente
in Düsseldorf betrug monatlich 913 Euro.
Es fehlen Wohnraumkonzepte
SPD und Grüne fordern ebenso wie die Linke mehr bezahlbaren, geförderten
Wohnraum. Eine Abhilfe bei Neubauten könnte das Wohnraumkonzept schaffen: Bei
mehr als 100 Neubauten sollen 20 Prozent geförderte Wohnungen entstehen. Damit
werden aber nur Neubauten der nächsten Jahre auch für Rentner bezahlbar.
Eine weitere Belastung für die Situation der „Ü-70-Haushalte“ ist der
Arbeitsmarkt, was bereits im Sozialausschuss thematisiert wurde: Wenn immer
mehr Menschen von einen Minijob leben müssen oder nur befristete
Arbeitsverhältnisse mit Pausen im Erwerbsleben haben, zahlen sie wesentlich
weniger für ihre Rente ein. In einigen Jahren könnten also viele Rentner nur
mit staatlicher Unterstützung eine Wohnung bezahlen. Die möglicherweise nicht
barrierefrei ist und ihre Bewegungsmöglichkeiten einengt. Was zu einer
Verlegung in ein Heim führen kann. Allerdings muss auch das bezahlt werden.
Jo Achim Geschke
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