Die Zahl der leeren Büros steigt wieder
Die Makler Jones Lang LaSalle und Aengevelt zeigen die Büromarktrends: Die Mieten steigen,
die Renditen aber sinken rapide.
VON THORSTEN BREITKOPF
Der Düsseldorfer Markt für Büroimmobilien und
Gebäudeinvestments erlebt derzeit eine Flaute. Gestern präsentierten mehrere
Düsseldorfer Makler ein größtenteils ernüchterndes Bild für die
Landeshauptstadt. Ein Überblick über die aktuellen Zahlen der Branche:
Leerstände Während die Wohnungsknappheit in Düsseldorf immer
weiter zunimmt, beobachten die Makler bei Büro-Immobilien genau das
gegenteilige Bild. Knapp jedes achte Büro (umgerechnet 11,9 Prozent) steht nach
Angaben von Jones LangLaSalle-Niederlassungsleiter
Marcel Abel im gerade gestarteten Jahr 2013 in der Landeshauptstadt leer. Damit
ist die Erholung auf dem Markt dahin. In den Jahren 2011 und 2012 hatte die
Leerstandsquote leicht abgenommen. Durch den Umzug von Vodafone
zum neuen Campus aber werden im Bürogebiet Seestern etliche tausend
Quadratmeter Fläche frei. Nach Angaben des Düsseldorfer Immobilienmakler Aengevelt stehen allein zum heutigen Zeitpunkt mehr als
eine Million Quadratmeter Bürofläche in der Landeshauptstadt leer. Allerdings
ist nach laut Michael Fenderl, Leiter von Aengevelt-Research, der Leerstand im Umland Düsseldorfs mit
18,4 Prozent deutlich höher als in der Innenstadt (10,4 Prozent). „Während die
Vermarktungschancen für moderne Bürogebäude in entsprechender Lage zu
marktgerechten Preisen durchaus gut sind, ist in weniger nachgefragten und
veralteten Bestandsgebäuden mit einem weiteren Anstieg der Leerstandsquote zu
rechnen“, sagte Fenderl.
Mietentwicklung Ungeachtet der hohen Leerstände steigen bei
Düsseldorf Büros nach übereinstimmenden Angaben der Makler die so genannten
Spitzenmieten. Diese liegen laut Jones LangLaSalle
bei mehr als 26 Euro je Quadratmeter, der höchste Wert seit zehn Jahren. Aengevelt spricht von 25,50 Euro je Quadratmeter, was einem
Anstieg gegenüber dem Vorjahr um rund neun Prozent entspricht. Dieser Wert ist
der Durchschnitt im obersten Preissegment mit einem Marktanteil von etwa drei
Prozent. Von dieser Zahl geht aber ein hoher Signalwert aus. Nach Frankfurt und
München liegt Düsseldorf damit auf Platz drei der teuersten Bürostandorte.
Aussagekräftiger ist die mittlere Miete. Diese stieg laut Aengevelt
binnen Jahresfrist um 50 Cent je Quadratmeter auf 17,50 Euro. Laut Jones Lang LaSalle ist die durchschnittliche Gesamtmiete deutlich um
16 Prozent auf 14,95 Euro gestiegen.
Investmentmarkt Die Aktivitäten auf dem Investmentmarkt,
also dem Geschäft mit dem Erwerb von Immobilien, verliefen im Jahr 2012
deutlich unterdurchschnittlich. Das Transaktionsvolumen ist seit 2010
kontinuierlich von 1,3 Milliarden Euro auf zuletzt 740 Millionen Euro
geschrumpft. „Dieses Volumen kann uns nicht zufriedenstellen“,
sagte Achim Birken, Leiter des Düsseldorfer Investmentbereichs bei Jones Lang Lasalle. Beide Makler berichten, dass sich die Anleger fast
ausschließlich auf so genannte Core-Immobilien
stürzten, also hochmoderne Gebäude in Spitzenlagen, etwa dem als Central
Business District bezeichneten Innenstadtbereich rund
um die Königsallee.
Abschlüsse Die größten Verkäufe im abgelaufenen Jahr sind
das Sky-Office, dass von einer Versicherung für 125
Millionen Euro erworben wurde, die neue C&A-Zentrale in der Airport-City
(90 Millionen Euro) und das Glashüttenareal in Grafenberg-Ost. Bei den
Vermietungen war der linksrheinische Teil Düsseldorfs überrepräsentiert. Drei
von zehn der größten Vermietungen fanden dort statt, darunter die beiden
Spitzenreiter Telekom und Huawei.
Renditen Die Renditen der Düsseldorfer Investments sind seit
dem Platzen der US-Immobilienblase 2008 kontinuierlich sinkend. Selbst die
Spitzenrendite liegt heute in Düsseldorf für Büroimmobilien bei nur noch 4,7
Prozent. Geschäftshäuser und Einzelhandelsobjekte werden mit 4,1 Prozent
Rendite noch weniger Ertrag ab.
„Nirgendwo in Deutschland stieg die Spitzenmiete so stark
wie hier“
Marcel Abel
Jones LangLaSalle
Publikation
Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Lokalausgabe
Rheinische Post Düsseldorf
Erscheinungstag
Donnerstag, den 10. Januar 2013
Seite 33
Unvermietete Büros abreißen
Die Makler hören es nicht gern. Während Wohnungen im
preiswerten Segment in Düsseldorf zur Mangelware werden, steht jedes achte Büro
leer. Da wird schnell der Ruf laut, Büros einfach zu Wohnungen umzubauen. Die
Makler werfen ein, dass dies nicht immer möglich sei. Aber wenn diese Umnutzung
im Einzelfall nicht möglich ist, dann muss die Option heißen: Bürogebäude
abreißen, Wohnungen bauen. Zwar lebt die Stadt stark von ihren großen
Unternehmen mit attraktiven Büros. Aber die Mitarbeiter in den Büros sind nicht
nur Chefs, sondern auch normale Angestellte. Und die müssen auch die
Möglichkeit bekommen, in der Stadt ihres Arbeitgebers zu angemessenen Preisen
wohnen zu können.
Thorsten Breitkopf
Publikation
Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Lokalausgabe
Rheinische Post Düsseldorf
Erscheinungstag
Donnerstag, den 10. Januar 2013
Seite 33