Die Wohnungsmärkte der Rheinschiene - Bezahlbarer Wohnraum darf nicht zur Mangelware werden
18.04.2013 (Pressemitteilung)
Der Deutsche Gewerkschaftsbund NRW und der Deutsche Mieterbund
NRW stellten gemeinsam im Rahmen der Landespressekonferenz die Ergebnisse einer
eigenen Studie über die Wohnungsmärkte der Rheinschiene vor. „Auch in Zukunft
wird die Einwohnerzahl in dieser Region wachsen. Aufgrund der seit Jahren
niedrigen Baufertigstellungszahlen deckt das Wohnraumangebot nicht mehr die
Nachfrage“, so Andreas Meyer-Lauber, Vorsitzender des
Deutschen Gewerkschaftsbundes NRW. „Die Studie belegt, dass der Wohnungsmarkt
in den Ballungszentren wie Köln, Düsseldorf oder Bonn, besonders hinsichtlich
preiswerter Wohnungen nahezu leergefegt ist. In den drei Rheinmetropolen fehlen
schon jetzt fast 18.000 Wohnungen.“
„Ein weiteres Problem ist die starke Reduzierung der öffentlich geförderten
Wohnungsbestände“, so Bernhard von Grünberg, Vorsitzender des Deutschen
Mieterbundes NRW. „Im Jahr 2010 waren in der Rheinschiene nur noch 7,1 Prozent
der Wohnungen öffentlich gefördert, wobei in den Folgejahren der Bestand um bis
zu 10 Prozent jährlich abnehmen wird. Dabei haben sowohl in Köln als auch in
Düsseldorf rund 50 Prozent der Haushalte Anspruch auf eine öffentlich
geförderte Wohnung“, machte von Grünberg deutlich. „Steigen die Mieten aufgrund
der Verknappung von preiswerten Wohnungen an, steigen auch die
Transferleistungskosten, die von der Kommune zu übernehmen sind. Es muss daher
im Interesse der Kommune sein, dass es bei Neubauvorhaben nicht nur Wohnungen
gibt, die den Bedarf von höheren Einkommensgruppen abdecken, sondern es muss
auch preiswerte Mietwohnungen geben“, so von Grünberg.
„Wir fordern deshalb, die Förderbestimmungen der NRW.BANK zu verändern“, machte
der Vorsitzende des DMB NRW deutlich. „Die Eigenkapitalquote sollte von derzeit
20 Prozent für Förderdarlehen im Mietwohnungsbau auf 10 Prozent gesenkt werden,
wenn sich die Investoren im Gegenzug verpflichten, eine Mietpreisbindung von 30
Jahren einzugehen.“ Es könne nicht angehen, dass bei der in der Region
festgestellten Wohnungsnot über 200 Millionen Euro an Fördergeldern nicht
verausgabt werden (2012). Also müssten die Förderbestimmungen geändert werden.
Dies führe zu einer Stärkung kommunaler Wohnungsunternehmen. Hier fehle es
häufig an Eigenkapital, weil die erwirtschafteten Erträge seit Jahrzehnten
abgeschröpft und im kommunalen Haushalt für diverse sachfremde Aufgabenfelder
eingesetzt werden. Hierzu Bernhard von Grünberg: „Kommunale Wohnungsunternehmen
könnten durch den Bau sozial geförderter Wohnungen erheblich zur sogenannten „Stadtrendite“ beitragen, die Ausgaben bei den
Kosten der Unterkunft langfristig reduzieren und so die Marktmieten
stabilisieren.“
Weiterhin sollten die Kommunen zusätzliche Bebauungsmöglichkeiten innerhalb der
Stadtgrenzen prüfen und ihre Bebauungspläne im Hinblick auf die Ermöglichung
von Verdichtungspotenzialen überarbeiten, um damit dem Mangel an Wohnraum
entgegenzuwirken. Hierbei sollte eine Quote von ca. 30 Prozent eingeführt
werden; zu diesem Prozentsatz muss der Bauherr öffentlich geförderte Wohnungen
auf dem Grundstück erstellen.
Außerdem sprach sich von Grünberg für die Erhöhung der Förderpauschalen des
Wohnraumförderprogramms aus. „Die Herstellungskosten für eine Wohnung in Bonn,
Köln und Düsseldorf liegen bei rund 2400 Euro/qm. Die derzeit geltenden
Pauschalen kompensieren nicht ausreichend die tatsächlichen Baukosten. In
Gemeinden mit Mietniveau 4/Einkommensgruppe A sollte die Förderpauschale von
1500 Euro auf mindestens 1900 Euro angehoben werden. Eine entsprechende
Anpassung sollte für die Einkommensgruppen B sowie für Mietniveau 3 erfolgen.
Die geltenden Konditionen bieten keinerlei Anreiz für Investoren.“
Andreas Meyer-Lauber machte abschließend deutlich:
„Wohnen darf kein Luxusgut werden. Wohnen ist vielmehr ein Grundrecht. Die
Politik ist aufgerufen, den Wohnungs- und Mietermarkt zu schützen und steuernd
einzugreifen.“
Weitere Kooperationspartner der Studie sind der Paritätische Wohlfahrtsverband
NRW, der Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln, die Arbeiterwohlfahrt
Bezirksverband Mittelrhein und die Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband
Niederrhein.
http://nrw.dgb.de/presse/++co++eb257824-a816-11e2-9fee-00188b4dc422
22.04.2013 | 16:40 Uhr
Exclusive Wohnungen an der
Herrmannstraße in Flingern. Foto:kai
Kitschenberg/WAZFotoPoolFoto: Kai Kitschenberg
Düsseldorf. Dass immer mehr bezahlbarer Wohnraum für mittlere
Einkommensgruppen fehlt, ist längst nicht nur Wahlkampfthema: In der
Zeitschrift „Capital“ sind jetzt vier Seiten dem Düsseldorfer Wohnungsmarkt
unter dem Titel „Wer soll das bezahlen?“ gewidmet. Vor einer „neuen
Wohnungsnot“ warnen nach einer Analyse des Marktes jetzt sechs Institutionen,
von der Caritas, dem Paritätischen Wohlfahrtsverband, der Awo,
dem DGB bis zum Deutsche Mieterbund.
Denn seit langem finden Senioren, Menschen mit mittlerem Einkommen und junge
Berufsanfänger kaum noch bezahlbare Wohnungen. Es ist ein einfaches
volkswirtschaftliches Rechenexempel: Weil immer mehr Menschen ihre teure Miete
nicht zahlen können, muss der Staat einspringen, heißt: Die Sozialkosten
steigen, aus Steuermitteln werden Mieten subventioniert. Die sechs Sozialverbände
zeigen jetzt in einer Untersuchung detailliert, wie die Mieten explodieren,
weil viel zu wenig gebaut wird, die Nachfrage aber stark steigt.
Die Analyse vergleicht vor allem die Städte der Rheinschiene, danach fehlten
in Düsseldorf bereits 6400 Wohnungen, in Köln sind es 7000 Einheiten. Die
steigende Nachfrage liegt einerseits daran, dass die Landeshauptstadt bis 2030
um knapp sechs Prozent auf über 620 000 Einwohner wächst. Dazu kommen
immer mehr Single-Haushalte: Hier sind es über 50 Prozent, ebenso in Köln.
Fazit: Es müssten pro Jahr in der Rheinschiene 60 000 bis 80 000
bezahlbare Unterkünfte gebaut werden. Laut Ring Deutscher Makler müssten
mindestens 1200 neue Einheiten jährlich in Düsseldorf entstehen, die Mieten
seien zwischen 2002 und 2011 um mehr als 30 Prozent gestiegen.
Wer ausweichen will auf das Umland, also etwa Mettmann, Hilden oder Erkrath,
sollte genau nachrechnen, so die Studie: Zum einen haben die Mietpreise rund um
die Landeshauptstadt enorm angezogen. Außerdem sei belegt, dass die Kosten für
die Auto- oder Zugfahrt zum Arbeitsplatz „die eingesparten Wohnkosten wieder
aufzehren“, so die Studie.
Die Zahl der geförderten Wohnungen, auf die in Düsseldorf knapp 50 Prozent
der Haushalte ein Anrecht hätten, hat sich in der Region seit 1992 halbiert,
ihr Anteil liegt bei sechs Prozent. 2011 wurden nur 65 geförderte Einheiten
gebaut, in allen Preisklassen entstanden 2012 nur 413 Einheiten. Wegen prekärer
Arbeitsverhältnisse und sinkender Reallöhne sind aber mehr Menschen auf
geförderte Unterkünfte angewiesen. Doch in Düsseldorf können Eigentümer auch
Mieten mit 11 Euro pro Quadratmeter und mehr verlangen. Die Durchschnittsmieten
sind seit 2007 um 14 Prozent gestiegen. Luxuswohnungen wie am Hermannplatz in Flingern, 6 Zimmer, Miete 4363 Euro, gehen ebenso wie
Eigentum für eine Million Euro und mehr. In den „Bilker
Höfen“ an der Färberstraße kosten 93 Quadratmeter 1490 Euro Miete.
Aber selbst Preise um 11 Euro können weder die meisten Senioren noch junge
Berufsanfänger zahlen. Laut Statistischem Amt NRW (IT NRW) wächst aber in
Düsseldorf zwischen 2011 und 2030 die Altersgruppe der Jungen bis 19 Jahren um
55 Prozent, die der über 80-Jährigen um 34 Prozent. Allein die Zahl der
Pflegebedürftigen wird bis 2030 von rund 14 000 auf über 19 000 steigen.
Laut Stadt sind bisher aber nur 1,5 Prozent der Wohnungen altersgerecht
eingerichtet. Dabei gab es bereits 2007 schon 9500 Anfragen für
seniorengerechten Wohnungen. Die Studie empfiehlt unter anderem,
Sozialwohnungen zu bauen, schon um den städtischen Haushalt zu entlasten.
23.04.2013 | 00:21 Uhr
Pempelfort. Das Dietrich Karree lebt wieder auf: Das
Einkaufszentrum aus den 70er Jahren an der Duisburger Straße 20 - 36 war
herunter gekommen und wurde inzwischen von einem neuen Besitzer saniert. Die
Immobiliengesellschaft Pamera hat jetzt nach eigenen
Angaben weitere Läden mit Verträgen auf mehr als zehn Jahre vermietet. Edeka
hat inzwischen sein Geschäft auf rund 4000 Quadratmetern renoviert, mit Aldi
Süd und der Stadtsparkasse seien bereits 80 Prozent der Einzelhandelsfläche
vermietet. Zu weiteren Mietern zählen ein Drogeriemarkt und der Schuhhändler
Deichmann.
Zum Karree gehören auch eine große Tiefgarage und 280 Wohnungen. Laut
Internetseite des Dietrich--Karrees werden die Unterkünfte ab 1. Januar 2015
allerdings erheblich teurer: Eine Drei-Zimmer-Wohnung, 88 Quadratmeter groß,
kostet bis Ende 2014 mit Wohnberechtigungsschein (WBS für Sozialwohnungen)
583,44 Euro plus Nebenkosten, ab 1. Januar 2015 will der Vermieter 1012 Euro
plus Nebenkosten einnehmen - fast eine Verdoppelung. Dann ist kein WBS mehr
nötig. Die Miete für eine 45 Quadratmeter-Wohnung steigt von 276,30 Euro auf
546,75 Euro ab Januar 2015. Die Wohnungen sollen renoviert worden sein.
Das Dietrich Karree wurde im Sommer vorigen Jahres zwangsversteigert und
gehört seitdem einem Immobilienfonds. Etliche kleinere Läden im Karree haben
bereits gekündigt, weil sie die neue Miete nach der Sanierung nicht mehr
bezahlen konnten.