Was macht Düsseldorf falsch bei der Wohnungspolitik?

 

Groschek Ich will es mal so sagen: Düsseldorf hat den landesweit höchsten Bedarf an Sozialwohnungen. Im letzten Jahr sind hier aber gerade einmal rund 140 geförderte Wohnungen entstanden, 2010 waren es noch nicht einmal 50. Selbst einem Laien dürfte schnell klar werden, dass hier etwas nicht richtig läuft. Auf der Strecke bleiben Menschen mit einem geringen Einkommen, die auf preiswerten Wohnraum angewiesen sind.

 

Wie kann man das Problem besser lösen?

 

Groschek Die Stadt muss planungs- und vergaberechtliche Möglichkeiten nutzen und den Investoren eindeutige Vorgaben machen: Wo soll wie viel preiswerter Wohnraum geschaffen werden? Düsseldorf muss eine aktivere Grundstückspolitik betreiben. Ich will einer wachsenden Spaltung der Gesellschaft vorbeugen, schließlich gehören zu einer lebendigen Stadt alle Bevölkerungsgruppen: Alt und Jung, genauso wie Reich und Arm.

 

Wie sieht Ihre Hilfe aus?

 

Groschek Das Land NRW stellt zum Einen alleine in diesem Jahr 850 Millionen Euro an Fördermitteln zur Finanzierung preiswerten Wohnraums zur Verfügung. Darüber hinaus bieten wir die sogenannte „Komplettförderung“ an: Dieses Instrument gibt den Großstädten die Möglichkeit selbst in hochpreisigen Wohnungsmärkten qualitativ hochwertige Sozialwohnungen zu verwirklichen - immerhin können mit diesem Förderbaustein bis zu 80 Prozent der Gesamtbaukosten im Mietwohnungsbau gefördert werden. Ein Instrument, welches einige Boomstädte wie Münster bereits nutzen - Düsseldorf leider noch nicht.

 

Thorsten Breitkopf stellte die Fragen. Viele Artikel zur Debatte um Wohnungsmangel und Luxuswohnen finden Sie im Internet unter: www.rp-online.de/duesseldorf .

 

Publikation     Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH

Lokalausgabe    Rheinische Post Düsseldorf

Erscheinungstag         Donnerstag, den 13. September 2012

Seite   28

 

 

 

Was macht Düsseldorf falsch bei der Wohnungspolitik?

 

Schnorrenberger Die stark steigende Nachfrage nach Wohnraum entsteht doch erst durch die Attraktivität der Stadt und die wirtschafts- und investitionsfreundliche Politik. Dies sind ganz klar Erfolge der Politik der OB Joachim Erwin und Dirk Elbers! Hier sollte nun aber auch konsequent weitergedacht werden. In welchem Umfeld möchten die Düsseldorfer in Zukunft leben? Wer wird der Nachfrager der Zukunft sein? Wie kann man durch Ausbau des Nahverkehrs wenig nachgefragte Stadtteile oder Nachbarkommunen besser erschließen? Den Ansatz Qualität vor Quantität halte ich für richtig, aber es muss auch in Zukunft bezahlbaren Wohnraum für die Bevölkerungsschichten geben, die sich die hohe und dadurch meist teure Qualität nicht leisten können. Die viel diskutierten Quoten halte ich für sinnvoll bei der Gestaltung des Marktes. Die von NRW-Bauminister Michael Groschek vor einigen Tagen angestoßene Debatte um Luxuswohnungen halte ich hingegen für irreführend.

 

Wie kann man das Problem besser lösen?

 

Schnorrenberger Wegen des großen zeitlichen Vorlaufs bei der Planung neuer - etwa dem Derendorfer Güterbahnhof - sollten neben langfristigen Überlegungen die kurzfristigen Maßnahmen intensiviert werden. Hier hat die Stadt reagiert und unternimmt große Anstrengungen auf der Suche nach entwickelbaren Hinterhöfen, Aufstockungsmöglichkeiten, Baulücken oder der Umwidmung von Büro- und Gewerbeflächen. Zur Förderung dieser Investitionen sollte man einfachere Verwaltungswege bei der Genehmigung anbieten oder das leidige Thema Stellplatznachweis lockerer handhaben.

 

Wie sieht Ihre Hilfe aus?

 

Schnorrenberger Wir Makler denken über die Stadtgrenzen hinaus uns sehen Ratingen, Meerbusch und Co. als Teil der Wohnmetropole Düsseldorf.

 

Publikation     Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH

Lokalausgabe    Rheinische Post Düsseldorf

Erscheinungstag         Donnerstag, den 13. September 2012

Seite   28

 

 

 

Wohnen - mal billig, mal teuer

Droht Düsseldorf die „Luxus-Ghettoisierung“, wie NRW-Bauminister der Stadtspitze vorwirft? Oder ist es eine Scheindebatte? Ein Blick aufs Immobilien-Angebot zeigt, dass es große Unterschiede bei den Mieten gibt.

VON DENISA RICHTERS

 

Seit Monaten wird darüber diskutiert, ob sich Normalverdiener und junge Familien das Wohnen in Düsseldorf noch leisten können. Von Stadtspitze und CDU-FDP-Mehrheit im Rathaus kommt ein klares Ja. Die Lage sei bei weitem nicht so angespannt, wie von Rot-Grün dargestellt. Das ständige Schlechtreden sorge erst dafür, dass Mieten steigen, heißt es. SPD und Grüne im Rat werfen hingegen der Stadtspitze vor, preiswertes Wohnen nicht ausreichend zu fördern. Angeheizt hat die Debatte NRW-Bauminister Michael Groschek (SPD), der warnt, dass Düsseldorf eine „Luxus-Ghettoisierung“ drohe.

 

Wie sieht das Angebot auf dem Düsseldorfer Wohnungsmarkt aus? Wir haben uns bei verschiedenen Internet-Anbietern umgesehen. Die Vorgabe: eine Mietwohnung mit mindestens drei Zimmern, Balkon, 80 bis 85 Quadratmeter groß. Etwa 100 verschiedene Angebote sind unter diesen Kriterien in der Landeshauptstadt zu finden.

 

Die Preiswertesten Mit Abstand am günstigsten sind Angebote in den Stadtteilen Holthausen, Hassels und Garath. Dort liegt die Kaltmiete unter den oben genannten Kriterien deutlich unter 500 Euro. Allerdings handelt es sich meist um Wohnungen in Hochhaussiedlungen aus den 1960er/70er Jahren - sie sind bei Wohnungssuchenden wenig begehrt. In Eller gibt es Am Hackenbruch eine 82-Quadratmeter-Wohnung für 585 Euro kalt, in der Stadtmitte an der Friedrich-Ebert-Straße sogar eine Dachgeschosswohnung von 95 Quadratmetern mit einer großen Dachterrasse für 600 Euro. Jedoch ist die Ausstattung mehr als dürftig, der Boden der Terrasse aus Teerpappe. Dafür wird in Unterbilk an der Friedenstraße zum selben Preis eine renovierte Wohnung angeboten, in Oberbilk ein 84-Quadratmeter-Altbau mit Stäbchenparkett für 675 Euro. Auch in Knittkuhl und Teilen von Gerresheim (oft an stark befahrenen Straßen) sind relativ preiswerte Wohnungen zu finden. Das billigste Wohnobjekt im Angebot ist eine Dachkammer in Eller für 170 Euro. Größe: 18 Quadratmeter.

 

Die Teuersten An der Wildenbruchstraße in Oberkassel bieten gängige Internet-Portale derzeit die Dreieinhalbzimmerwohnung mit der höchsten Kaltmiete in Düsseldorf an: 1200 Euro für 82 Quadratmeter in der zweiten Etage ohne Lift. Macht fast 15 Euro pro Quadratmeter. Dafür ist sie renoviert, mit Parkett ausgestattet und in einem der begehrtesten Stadtteile relativ ruhig gelegen. Ebenfalls im Trend liegen Derendorf und dort das Areal der früheren Ulanenkaserne. Das Umfeld ist ein Zentrum der Mode- und Werbebranche geworden. Wer in ist, wohnt auch dort. Eine 82-Quadratmeter-Wohnung in der frisch sanierten alten Exerzierhalle (Baujahr 1898) mit großem Balkon ist für 932,65 Euro zu haben. Teure Wohnungen dieser Größe sind in Golzheim, Kaiserswerth, Oberkassel, Lörick, Flingern-Nord und Bilk zu finden, teils auch in Pempelfort und Oberbilk.

 

Die teuerste, angebotene Mietwohnung liegt an der Golzheimer Rheinfront, hat neun Zimmer, 312 Quadratmeter und kostet monatlich 7870 Euro - kalt.

 

Publikation

Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH

Lokalausgabe

Rheinische Post Düsseldorf

Erscheinungstag

Mittwoch, den 12. September 2012

Seite 25

 

 

Vorbild München: Immer 30 Prozent Sozialwohnungen

Leser-Kommentare: 2

Von Uwe-Jens Ruhnau und Volker Eckert

mit einem Kommentar von Uwe-Jens Ruhnau

Die Mieten in Düsseldorf steigen rasant. Jetzt geht es um Rezepte gegen den Preisdruck.

Großbild Judith Michaelis, Bild 1 von 3

Das Quartier Central in Pempelfort ist Symbol für die wachsende Stadt Düsseldorf geworden.

Düsseldorf. Düsseldorf als Luxus-Ghetto? NRW-Bauminister Groschek prangert die Landeshauptstadt an, weil hier Landesmittel für Sozialwohnungen nur mäßig abgerufen werden. In drei Jahren waren es in Düsseldorf 28 Millionen, in Köln 222 Millionen Euro.

Gleichzeitig steigen die Mieten in Düsseldorf kräftig: In fünf Jahren ist die Nettokaltmiete bei Neuvermietungen im Stadtdurchschnitt laut Marcus Drost von Immobilien-Scout um 17 Prozent geklettert (siehe Kasten). Eine Steigerungsrate, die nah an die teuerste deutsche Wohnstadt München heranreicht. Drost: „Dort liegt die Steigerung bei 18,8 Prozent.“

Umfrage

Ist eine Quote für Sozialwohnungen richtig?

Abstimmen

Es gibt jedoch einen entscheidenden Unterschied: In München liegt die Durchschnittskaltmiete mittlerweile bei 11,64 Euro und somit fast drei Euro über Düsseldorf, das bei den kreisfreien Städten auf Platz 8 liegt.

Dennoch ist der Trend vorgegeben – und vielleicht auch die Gegenmaßnahmen. „Wir fordern bei allen Wohnungsplanungen inzwischen 30 Prozent öffentlich geförderten Wohnraum“, sagt Georg Reisner, Abteilungsleiter Wohnungs- und Städtebauförderung der Stadt München, die auf eigenem Grund selbst 50 Prozent Sozialwohnungen errichtet.

Noch im Sommer seien die Regeln verschärft worden, auch bei Umnutzungen sei das Drittel Sozialwohnungen Pflicht. Die Stadt finanziere die Verluste bei den Investoren teils mit.

Für Düsseldorfs Verwaltung und die schwarz-gelbe Ratsmehrheit sind solche Vorgaben undenkbar, Rot-Grün fordert sie. Beispiel Gartenstadt Reitzenstein: 350 Einfamilienhäuser, 700 Geschoss-, davon 40 Sozialwohnungen. Am Rhein hat man Angst vor sozialen Brennpunkten, in München freut sich die Bevölkerung, wenn sie eine der Wohnungen ergattern kann. Miete dort: 5,50 bis 6,50 Euro.

Immobilienexperte fordert Runden Tisch mit der Stadt

Thomas Hummelsbeck, Geschäftsführer der Rheinwohungsbau, hält einen Anteil von 20 Prozent gefördertem Wohnraum bei Neubauten für machbar. „Dafür haben wir und andere Gesellschaften uns bei Baudezernent Bonin stark gemacht.“

Wenn ein politischer Wille da sei, gebe es Wege, Quoten zu erreichen. Schon jetzt geschehe das, wie etwa bei einer aktuellen Ausschreibung für die Malmedyer Straße in Heerdt.

Selbst ohne Quotierung gibt es Handlungsmöglichkeiten. „Wir sollten uns fragen, wo wir mit der Stadt hinwollen“, sagt Udo Hensgen und schlägt einen Runden Tisch der wichtigen Entwickler mit der Stadtspitze vor.

Hensgen setzt nicht auf schnellen und maximal-profitablen Kauf und Verkauf wie viele andere in der Branche. Seine Firma hat 2000 Wohneinheiten im Bestand, darunter das Collenbachkarree und 350 Sozialwohnungen.

„Ein gesunder Bauträger muss Bestände haben, die sich entwickeln“, sagt Hensgen. So könne Kapital gebildet und in neue Projekte gesteckt und auf Mischkalkulationen gesetzt werden. So finanzieren an der Cimbernstraße in Oberkassel Eigentums- die Mietwohnungen mit, an der Hansaallee sollen bis zu 120 Mietwohnungen entstehen. Miete im Schnitt: zehn Euro.

Die Kritik des Landesministers hält Hensgen für Polemik. „Sozialwohnungen lohnen sich nicht, da die Zinsen so niedrig sind. Da muss die Förderung temporär wohl erhöht werden.“

http://www.wz-newsline.de/lokales/duesseldorf/vorbild-muenchen-immer-30-prozent-sozialwohnungen-1.1097005

 

 

Luxus-Ghettoisierung
Wohnen in Düsseldorf wird unbezahlbar

Von JONAS MEISTER und JULIA GRAUEL

Attraktiver Wohnraum wie im „Quartier Central“ ist für die meisten Düsseldorfer mittlerweile unbezahlbar.
Foto: Uwe Schaffmeister

Düsseldorf –  

Wohnen in der Landeshauptstadt ist schön, aber teuer – zu teuer! Nun schlägt auch NRW-Bauminister Michael Groschek (SPD) Alarm, er warnt vor einer „Luxus-Ghettoisierung“. Wohnen für Durchschnitts-Familien werde „zunehmend unbezahlbar“.

Immer weniger Mieter können sich eine Wohnung in Düsseldorf leisten. Bei vielen verschlingt die Miete mittlerweile bis zu 50 Prozent des monatlichen Einkommens. Der durchschnittliche Mietpreis liegt in Düsseldorf bei 10,60 Euro pro Quadratmeter, bundesweit sind es nur 6,40 Euro.

Bauminister Groschek warnt vor zu hohen Mietpreisen.
Foto: dpa

Minister Groschek kritisiert: „Gerade »Boomstädte« wie Köln, Düsseldorf oder Münster benötigen zusätzlichen sozialen Wohnraum. Die Fördergelder sind da, sie müssen aber auch abgerufen werden.“ 2010 nutzte die Stadt vier Millionen Euro zur Förderung von Sozialwohnungen, genehmigt waren 15 Millionen.

EXPRESS berichtete über Mieterschicksale.

Insgesamt blieb Düsseldorf in den vergangenen drei Jahren mit Investitionen von 28 Millionen Euro deutlich unter der Budgetgrenze. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum gab Köln 222 Millionen Euro aus, doppelt so viel, wie im Haushalt vorgesehen.

Für Oberbürgermeister Dirk Elbers liegt der Spielball hingegen bei der Landesregierung: „Für viele Investoren sind die Förderprogramme des Landes einfach nicht wirtschaftlich. Darauf sollte das Land reagieren und unbedingt nachbessern.“ Nach Rathausangaben hat sich die Situation für Wohnungssuchende in den vergangenen Jahren weiter gebessert. Zuletzt war ihre Zahl so tief wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Ob sich die Lage für Wohnungssuchende in Zukunft wirklich deutlich bessern wird, scheint im Moment jedoch nicht absehbar. Besonders Mieterverbände sind angesichts steigender Miet- und Grundstückspreise eher skeptisch. NRW-Mieterbundchefin Elisabeth Gendziorra: „Auch in Düsseldorf scheint man nicht auf eine gesunde soziale Mischung setzten zu wollen. Zu einem Kurswechsel fehlt oft einfach der politische Wille.“

http://www.express.de/duesseldorf/-luxus-ghettoisierung--wohnen-in-duesseldorf-wird-unbezahlbar,2858,17220352.html

 

 

 

 

Debatte zu Luxus-Wohnen Düsseldorf

NRW-Bauminister Michael Groschek (SPD) wirft Düsseldorf „Luxus-Ghettoisierung“ und zögerliches Abrufen von Landesmitteln für sozialen Wohnbau vor. Damit liegt er mit Rot-Grün im Rat auf einer Linie. OB Elbers (CDU) weist das zurück. Wohnungsbauexperte warnt vor „Neiddebatte“.

VON DENISA RICHTERS


Kaum drei Monate als NRW-Bauminister im Amt hat sich Michael Groschek (SPD) mit den Stadtoberen von Düsseldorf angelegt. In einem Interview mit der „WAZ“ warnt der Sozialdemokrat vor einer „Luxus-Ghettoisierung“ in begehrten Großstädten wie Düsseldorf, Köln und Münster. Während er der Domstadt ein gutes Zeugnis ausstellt, fällt sein Urteil über Düsseldorfs Wohnbaupolitik äußerst negativ aus: Die Landeshauptstadt müsse sich „für bezahlbare Mieten deutlich mehr engagieren“ und habe in den vergangenen Jahren zu wenig der Landesfördergelder für Sozialwohnungen abgerufen. Düsseldorf habe den vorgesehenen Budgetrahmen bei weitem nicht ausgeschöpft, während Köln fast das Doppelte der Förderung in sozialen Wohnbau gesteckt habe.


„Das ist schlichte Polemik“, kontert Düsseldorfs OB Dirk Elbers (CDU). Düsseldorf sei eine attraktive Stadt, die wie viele andere Großstädte vor der Herausforderung steht, einen Wohnraum-Mix in verschiedenen Preissegmenten anzubieten. Das erfordere mehr als öffentlich geförderten Wohnungsbau. Dass die Stadt in manchen Jahren nicht mehr Fördermittel abgerufen habe, liege an der Unattraktivität der entsprechenden Landesprogramme. Angesichts der hohen Grundstückspreise sei die Förderung für viele Investoren zu niedrig, weshalb sie sich gegen geförderten Wohnungsbau entscheiden. „Da muss zunächst das Land seine Hausaufgaben machen und die Zuschüsse anpassen“, so Elbers. FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus geht noch weiter: „Dann soll die Landesregierung doch gleich die kommunale Selbstverwaltung abschaffen!“ Die Mieten und der Wohndruck seien in Düsseldorf deutlich niedriger als in Köln. Zudem habe Köln mehr Bauflächen. „Wir können nicht einfach dranbauen wie in Köln-Chorweiler.“


Auch Volker Eicheler, Professor und Rektor der von der Immobilienwirtschaft getragenen EZB Business School in Bochum, folgt Groscheks Argumenten nicht. Es sei zwar richtig, dass es in Düsseldorf eine Mangelsituation bei Wohnungen gebe - dies betreffe jedoch Luxuswohnungen ebenso wie Eigenheime oder Sozialwohnungen. Eicheler wirft Groschek vor, eine „Neiddebatte“ zu schüren. Denn der Bau von Luxuswohnungen schade niemandem: Dadurch setze sich eine Umzugskette in Gang, weil in der Folge andere, oft günstigere Wohnungen frei werden. Der Neubau hochpreisiger Wohnungen wie auf dem Areal des früheren Derendorfer Güterbahnhofs schütze auch davor, dass bei Bestandsimmobilien Luxusmodernisierungen vorgenommen würden. Zudem müsse eine Stadt wie Düsseldorf, die hochqualifizierte Fach- und Führungskräfte brauche, entsprechend hochwertigen Wohnraum bieten.


Eicheler verweist auf das Prinzip nach dem Zweiten Weltkrieg, als in den zerstörten Städten Millionen Wohnungen fehlten. „Damals galt, auch unter sozialdemokratischen Bauministern, dass jede Wohnung, die entsteht, hilft. Egal, in welchem Preissegment.“ Daran habe sich nichts geändert. Insofern sei Groscheks Vorwurf gegen Düsseldorf unfair. „Letztendlich sind die Investoren verantwortlich, was gebaut wird. Sozialer Wohnungsbau ist derzeit unattraktiv.“


Dafür liegt Groschek komplett auf einer Linie mit der rot-grünen Rats-Opposition. „Die Warnungen des Bauministers zur Wohnungsentwicklung in Düsseldorf treffen den Nagel auf den Kopf“, sagt SPD-Chef Andreas Rimkus. Die Wohnungspolitik sei einseitig und vor allem auf den Bau von noch mehr Luxuswohnungen ausgerichtet. „Die Landesregierung hat die Dramatik im Düsseldorfer Wohnungsmarkt erkannt und handelt“, sagt Antonia Frey von den Grünen. Es sei offensichtlich, dass Stadtspitze, CDU und FDP wenig Interesse an bezahlbaren Mieten hätten.

 

 

Teure Wohnstadt


Düsseldorf ist nach der Marktanalyse eines Internet-Immobilienportals die teuerste Wohnstadt in NRW.


Die durchschnittliche Kaltmiete beträgt bei Neuvermietungen demnach 8,85 Euro pro Quadratmeter. Es folgen Köln (8,23 Euro), Bonn (7,90 Euro) und Münster (7,29 Euro).

 

 

 

Publikation

Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH

Lokalausgabe

Rheinische Post Düsseldorf

Erscheinungstag

Dienstag, den 11. September 2012

Seite

17

 

 

 

NRW-Bauminister Groschek befürchtet „Luxus-Gettoisierung“

Von Matthias Benirschke und Yuriko Wahl-Immel

mit einem Kommentar von Tanja Henkel

Bauminister Michael Groschek (SPD) wirft der Stadt Düsseldorf vor, nicht für günstigen Wohnraum zu sorgen.

Großbild Archiv

In Düsseldorf-Oberkassel entstehen die Heinrich-Heine-Gärten. In dem exklusiven Quartier mit 313 Wohnungen wird es Wachleute geben. Die Einfahrten sind durch Schranken gesichert, die Garagenzufahrten videoüberwacht, ein Stahlzaun in Hecken verborgen.

Düsseldorf. NRW-Bauminister Michael Groschek (SPD) hat vor einer „Luxus-Gettoisierung“ in besonders gefragten Großstädten des Landes gewarnt. Für immer mehr Durchschnittsfamilien würden dort Wohnungen unbezahlbar. „Gerade Boomstädte wie Köln, Düsseldorf oder Münster benötigen zusätzlichen sozialen Wohnraum. Die Fördergelder sind da. Sie müssen aber abgerufen werden“, sagte Groschek den Zeitungen der WAZ-Gruppe.

Nach einer im März veröffentlichten Studie des Pestel-Instituts in Hannover im Auftrag der Wohnungsbau-Initiative aus Gewerkschaft und Baubranche fehlen in NRW fast 1,2 Millionen Sozialwohnungen. Nur knapp ein Drittel aller finanzschwachen Haushalte in NRW habe derzeit überhaupt die Möglichkeit, eine Sozialmietwohnung zu bekommen. Pro Jahr würden 46 000 Sozialwohnungen vom Markt verschwinden, weil die vertraglich vereinbarte Frist der Mietpreisbindung auslaufe.

Düsseldorfer OB bezeichnet Minister-Rüge als schlichte Polemik

Umfrage

Tun die Städte zu wenig für bezahlbaren Wohnraum?

Abstimmen

Vor allem Düsseldorf müsse sich „für bezahlbare Mieten deutlich mehr engagieren“, kritisierte Groschek. Die Landeshauptstadt hatte in den vergangenen drei Jahren ein Budget von knapp 47 Millionen Euro an Fördergeldern für Sozialwohnungen, aber nur knapp 28 Millionen Euro wurden abgerufen.

Im Vergleich zu Düsseldorf gehe das ebenfalls begehrte Köln „mit gutem Beispiel voran“, sagte der Bauminister. Die Domstadt habe in den vergangenen drei Jahren 222 Millionen Euro für Sozialwohnungen abgerufen und damit doppelt so viel Geld verbaut, wie ursprünglich vom Land veranschlagt.

Auch Städte wie Dortmund, Essen und Duisburg hätten mehr Landesmittel abgerufen als vom Land kalkuliert. Groschek: „Wenn wir die fortschreitende Spaltung der Gesellschaft verhindern wollen, dann muss auch eine Stadt wie Düsseldorf an Normalverdiener und selbstverständlich auch an sozial Schwächere denken.“

Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) wirft dem Minister schlichte Polemik vor: „Intelligente Wohnungspolitik ist mehr als öffentlich geförderter Wohnungsbau.“ Groschek operiere mit alten Zahlen. Im vergangenen Jahr habe die Landeshauptstadt 80 Prozent der Mittel abgerufen. Elbers hält das Landesprogramm allerdings für unattraktiv. Investitionen würden sich wegen der hohen Grundstückspreise nicht lohnen.

Die Warnung vor einer „Luxus-Gettoisierung“ kann der Bochumer Wohnungsbauexperte Prof. Volker Eichener nicht nachvollziehen. Luxuswohnungen würden gebaut, weil es eine Nachfrage gebe. Am Ende der Umzugskette werde eine Wohnung für Studenten frei. Auch in gefragten Städten gibt es seiner Ansicht nach bezahlbare Familienwohnungen.

Nach einer Marktanalyse des Internetportals ImmobilienScout ist das Wohnen in NRW nirgends teurer als in Düsseldorf. Die durchschnittliche Kaltmiete beträgt bei Neuvermietungen demnach 8,85 Euro pro Quadratmeter.

Kommentar

Nicht spalten

Es wird immer Städte geben, deren Mieten teurer sind als der Durchschnitt. Das liegt meist am Ruf der Stadt und die daraus resultierende Nachfrage. Der Markt regelt den Preis. Das darf aber nicht dazu führen, dass Städte ihre Pflicht vergessen – so wie Düsseldorf. mehr 10.9.12

http://www.wz-newsline.de/home/politik/inland/nrw-bauminister-groschek-befuerchtet-luxus-gettoisierung-1.1096127

 

 

Studie: Starker Mietanstieg bei Wohnungen in Großstädten am Rhein

Großbild dpa

Das teuerste Wohngebiet in NRW ist, laut LEG-Studie, Düsseldorf-Oberkassel.

Düsseldorf (dpa). In den Großstädten am Rhein sind die Mieten für einfache Wohnungen zuletzt kräftiger gestiegen als in den oberen Preissegmenten. Zu diesem Ergebnis ist im vergangenen Jahr der Wohnungsmarktreport des Immobilienkonzerns LEG gekommen.

In Düsseldorf seien 2010 neu vermietete einfache oder schlecht gelegene Wohnungen pro Quadratmeter 11,9 Prozent teurer gewesen als ein Jahr zuvor. Über alle Lage- und Qualitätsklassen hinweg habe das Preisplus nur 0,5 Prozent betragen, Luxusimmobilien seien sogar billiger geworden.

In Köln war die Entwicklung ähnlich. Dort betrug die allgemeine Mietpreissteigerung 2,1 Prozent, im unteren Marktsegment mussten 8,4 Prozent mehr bezahlt werden. Auch in der Domstadt gingen die Quadratmetermieten für hochwertige Wohnungen zurück. In Bonn lagen die Mietsteigerungen für einfache Wohnungen mit 4,9 Prozent ebenfalls über dem Anstieg im oberen Segment von 2,4 Prozent.

Die LEG hatte von einer Beratungsfirma rund 520 000 Miet- und Kaufangebote unter die Lupe nehmen lassen. Im Schnitt verlangten die Vermieter in NRW demnach eine Kaltmiete von 5,67 Euro pro Quadratmeter und Wohnung.

Das teuerste Wohngebiet in NRW war Düsseldorf-Oberkassel mit 11,39 Euro, gefolgt von der Altstadt-Nord in Köln mit 11,00 Euro. In Brakel (Kreis Höxter) wurden Wohnungen dagegen für 3,69 Euro pro Quadratmeter neu vermietet. 10.9.12

http://www.wz-newsline.de/home/politik/nrw/studie-starker-mietanstieg-bei-wohnungen-in-grossstaedten-am-rhein-1.1095790

 

 

Düsseldorfer Politiker teilen Kritik des NRW-Bauministers am „Luxusghetto“

10.09.2012 | 16:50 Uhr

Am Kaiser-Wilhelm-Ring in Düsseldorf-Oberkassel ist das Wohnen besonders teuer.Foto: Kai Kitschenberg / WAZ Foto Pool

Düsseldorf.   Mit harschen Worten wie „Luxusghettoisierung“ hat NRW-Bauminister Michael Groschek (SPD) in einem Interview die Wohnungspolitik der Düsseldorfer Stadtspitze kritisiert. Die Düsseldorfer SPD und die Grünen teilen diese Kritik: In Düsseldorf würden zu wenige Wohnungen für Normalverdiener gebaut.

Für Durchschnittsfamilien, so NRW-Bauminister Michael Groschek (SPD), würden die Mieten in der Landeshauptstadt zunehmend unbezahlbar. Gerade Düsseldorf müsse sich „für bezahlbare Mieten deutlich mehr engagieren“, forderte der Bauminister im Interview der WAZ am Montag und bekräftigte damit die seit langem geäußerte Kritik von Maklern ebenso wie von SPD und Grünen.

Die Landeshauptstadt habe von den Fördergeldern des Landes für Sozialwohnungen in den vergangenen drei Jahren nur 28 Millionen Euro abgerufen. Im Jahr 2010 waren es sogar nur vier Millionen Euro, obwohl 15 Millionen Landesgelder veranschlagt waren. Groschek nennt Köln als Gegenbeispiel: Die Stadt habe in drei Jahren 222 Millionen Euro für Sozialwohnungen abgerufen - das sind pro Jahr gerechnet 74 Millionen Euro.

Zahl der Sozialwohnungen sei auf sieben Prozent gesunken

Für die SPD ist das Wasser auf die Mühlen: Schließlich kritisieren auch Makler und Wohnungsgenossenschaften, dass in Düsseldorf zu wenig Wohnungen für Normalverdiener gebaut werden, bekräftigt SPD-Ratsherr Andreas Rimkus. Dabei haben rund 50 Prozent der Düsseldorfer Haushalte vom Einkommen her Anrecht auf eine geförderte Wohnung.

Auch die Grünen bemängeln, CDU und FDP hätten „wenig Interesse an bezahlbaren Mieten“, so Ratsfrau Antonia Frey. Die Zahl der Sozialwohnungen in Düsseldorf sei auf sieben Prozent gesunken, mit der Folge, dass die Mieten gestiegen seien: Allein im günstigen Drittel der Mieten um rund zwölf Prozent.

Nobelprojekte gehen sofort weg

Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) war durch eine Äußerung in die Kritik geraten, dass Düsseldorf eben keine Stadt für billiges Wohnen sei. Elbers und Baudezernent Gregor Bonin verweisen darauf, dass Menschen, die in Düsseldorf arbeiten, ja im Umland wohnen könnten. FDP-Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann bekräftigte, 20 Minuten Fahrt ins Büro seien durchaus annehmbar.

SPD und Grüne fordern, die Stadt müsse in Neubaugebieten Investoren verpflichten, rund ein Drittel aller Einheiten als Sozialwohnungen zu bauen. In Düsseldorf werden bei Luxuswohnungen bereits 19 Euro pro Quadratmeter gezahlt, die Durchschnittsmiete liegt bei 8,39 bis über 12 Euro. Luxusprojekte im Zooviertel oder am Rheinufer - Kaufpreis 14.000 Euro pro Quadratmeter - gehen in kürzester Zeit weg. Die Stadt kann in diesem Jahr rund 21 Millionen Euro an Landeszuschüssen für Sozialwohnungen abrufen.

http://www.derwesten.de/nrz/staedte/duesseldorf/duesseldorfer-politiker-teilen-kritik-des-nrw-bauministers-am-luxusghetto-id7083067.html