Was macht Düsseldorf falsch bei der Wohnungspolitik?
Groschek Ich will es mal so sagen:
Düsseldorf hat den landesweit höchsten Bedarf an Sozialwohnungen. Im letzten
Jahr sind hier aber gerade einmal rund 140 geförderte Wohnungen entstanden,
2010 waren es noch nicht einmal 50. Selbst einem Laien dürfte schnell klar
werden, dass hier etwas nicht richtig läuft. Auf der Strecke bleiben Menschen
mit einem geringen Einkommen, die auf preiswerten Wohnraum angewiesen sind.
Wie kann man das Problem besser lösen?
Groschek Die Stadt muss planungs-
und vergaberechtliche Möglichkeiten nutzen und den Investoren eindeutige
Vorgaben machen: Wo soll wie viel preiswerter Wohnraum geschaffen werden?
Düsseldorf muss eine aktivere Grundstückspolitik betreiben. Ich will einer wachsenden
Spaltung der Gesellschaft vorbeugen, schließlich gehören zu einer lebendigen
Stadt alle Bevölkerungsgruppen: Alt und Jung, genauso wie Reich und Arm.
Wie sieht Ihre Hilfe aus?
Groschek Das Land NRW stellt zum Einen alleine in diesem Jahr 850 Millionen Euro an
Fördermitteln zur Finanzierung preiswerten Wohnraums zur Verfügung. Darüber
hinaus bieten wir die sogenannte „Komplettförderung“
an: Dieses Instrument gibt den Großstädten die Möglichkeit selbst in hochpreisigen Wohnungsmärkten qualitativ hochwertige
Sozialwohnungen zu verwirklichen - immerhin können mit diesem Förderbaustein
bis zu 80 Prozent der Gesamtbaukosten im Mietwohnungsbau gefördert werden. Ein
Instrument, welches einige Boomstädte wie Münster bereits nutzen - Düsseldorf
leider noch nicht.
Thorsten Breitkopf stellte die Fragen. Viele Artikel zur
Debatte um Wohnungsmangel und Luxuswohnen finden Sie im Internet unter: www.rp-online.de/duesseldorf .
Publikation
Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Lokalausgabe
Rheinische Post Düsseldorf
Erscheinungstag
Donnerstag, den 13. September 2012
Seite 28
Was macht Düsseldorf falsch bei der Wohnungspolitik?
Schnorrenberger Die stark
steigende Nachfrage nach Wohnraum entsteht doch erst durch die Attraktivität
der Stadt und die wirtschafts- und investitionsfreundliche Politik. Dies sind
ganz klar Erfolge der Politik der OB Joachim Erwin und Dirk Elbers!
Hier sollte nun aber auch konsequent weitergedacht werden. In welchem Umfeld
möchten die Düsseldorfer in Zukunft leben? Wer wird der Nachfrager der Zukunft
sein? Wie kann man durch Ausbau des Nahverkehrs wenig nachgefragte Stadtteile
oder Nachbarkommunen besser erschließen? Den Ansatz Qualität vor Quantität
halte ich für richtig, aber es muss auch in Zukunft bezahlbaren Wohnraum für
die Bevölkerungsschichten geben, die sich die hohe und dadurch meist teure
Qualität nicht leisten können. Die viel diskutierten Quoten halte ich für
sinnvoll bei der Gestaltung des Marktes. Die von NRW-Bauminister Michael Groschek vor einigen Tagen angestoßene Debatte um
Luxuswohnungen halte ich hingegen für irreführend.
Wie kann man das Problem besser lösen?
Schnorrenberger Wegen des großen
zeitlichen Vorlaufs bei der Planung neuer - etwa dem Derendorfer
Güterbahnhof - sollten neben langfristigen Überlegungen die kurzfristigen
Maßnahmen intensiviert werden. Hier hat die Stadt reagiert und unternimmt große
Anstrengungen auf der Suche nach entwickelbaren
Hinterhöfen, Aufstockungsmöglichkeiten, Baulücken oder der Umwidmung von Büro-
und Gewerbeflächen. Zur Förderung dieser Investitionen sollte man einfachere
Verwaltungswege bei der Genehmigung anbieten oder das leidige Thema
Stellplatznachweis lockerer handhaben.
Wie sieht Ihre Hilfe aus?
Schnorrenberger Wir Makler denken
über die Stadtgrenzen hinaus uns sehen Ratingen, Meerbusch und Co. als Teil der
Wohnmetropole Düsseldorf.
Publikation
Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Lokalausgabe
Rheinische Post Düsseldorf
Erscheinungstag
Donnerstag, den 13. September 2012
Seite 28
Wohnen - mal billig, mal teuer
Droht Düsseldorf die „Luxus-Ghettoisierung“, wie NRW-Bauminister der Stadtspitze vorwirft? Oder ist es eine Scheindebatte? Ein Blick aufs Immobilien-Angebot zeigt, dass es große Unterschiede bei den Mieten gibt.
VON DENISA RICHTERS
Seit Monaten wird darüber diskutiert, ob sich Normalverdiener und junge Familien das Wohnen in Düsseldorf noch leisten können. Von Stadtspitze und CDU-FDP-Mehrheit im Rathaus kommt ein klares Ja. Die Lage sei bei weitem nicht so angespannt, wie von Rot-Grün dargestellt. Das ständige Schlechtreden sorge erst dafür, dass Mieten steigen, heißt es. SPD und Grüne im Rat werfen hingegen der Stadtspitze vor, preiswertes Wohnen nicht ausreichend zu fördern. Angeheizt hat die Debatte NRW-Bauminister Michael Groschek (SPD), der warnt, dass Düsseldorf eine „Luxus-Ghettoisierung“ drohe.
Wie sieht das Angebot auf dem Düsseldorfer Wohnungsmarkt aus? Wir haben uns bei verschiedenen Internet-Anbietern umgesehen. Die Vorgabe: eine Mietwohnung mit mindestens drei Zimmern, Balkon, 80 bis 85 Quadratmeter groß. Etwa 100 verschiedene Angebote sind unter diesen Kriterien in der Landeshauptstadt zu finden.
Die Preiswertesten Mit Abstand am günstigsten sind Angebote in den Stadtteilen Holthausen, Hassels und Garath. Dort liegt die Kaltmiete unter den oben genannten Kriterien deutlich unter 500 Euro. Allerdings handelt es sich meist um Wohnungen in Hochhaussiedlungen aus den 1960er/70er Jahren - sie sind bei Wohnungssuchenden wenig begehrt. In Eller gibt es Am Hackenbruch eine 82-Quadratmeter-Wohnung für 585 Euro kalt, in der Stadtmitte an der Friedrich-Ebert-Straße sogar eine Dachgeschosswohnung von 95 Quadratmetern mit einer großen Dachterrasse für 600 Euro. Jedoch ist die Ausstattung mehr als dürftig, der Boden der Terrasse aus Teerpappe. Dafür wird in Unterbilk an der Friedenstraße zum selben Preis eine renovierte Wohnung angeboten, in Oberbilk ein 84-Quadratmeter-Altbau mit Stäbchenparkett für 675 Euro. Auch in Knittkuhl und Teilen von Gerresheim (oft an stark befahrenen Straßen) sind relativ preiswerte Wohnungen zu finden. Das billigste Wohnobjekt im Angebot ist eine Dachkammer in Eller für 170 Euro. Größe: 18 Quadratmeter.
Die Teuersten An der Wildenbruchstraße in Oberkassel bieten gängige Internet-Portale derzeit die Dreieinhalbzimmerwohnung mit der höchsten Kaltmiete in Düsseldorf an: 1200 Euro für 82 Quadratmeter in der zweiten Etage ohne Lift. Macht fast 15 Euro pro Quadratmeter. Dafür ist sie renoviert, mit Parkett ausgestattet und in einem der begehrtesten Stadtteile relativ ruhig gelegen. Ebenfalls im Trend liegen Derendorf und dort das Areal der früheren Ulanenkaserne. Das Umfeld ist ein Zentrum der Mode- und Werbebranche geworden. Wer in ist, wohnt auch dort. Eine 82-Quadratmeter-Wohnung in der frisch sanierten alten Exerzierhalle (Baujahr 1898) mit großem Balkon ist für 932,65 Euro zu haben. Teure Wohnungen dieser Größe sind in Golzheim, Kaiserswerth, Oberkassel, Lörick, Flingern-Nord und Bilk zu finden, teils auch in Pempelfort und Oberbilk.
Die teuerste, angebotene Mietwohnung liegt an der Golzheimer Rheinfront, hat neun Zimmer, 312 Quadratmeter und kostet monatlich 7870 Euro - kalt.
Publikation
Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Lokalausgabe
Rheinische Post Düsseldorf
Erscheinungstag
Mittwoch, den 12. September 2012
Seite 25
mit einem Kommentar von Uwe-Jens Ruhnau
Die Mieten in Düsseldorf steigen rasant. Jetzt geht es um
Rezepte gegen den Preisdruck.
Das Quartier Central in Pempelfort ist Symbol für die wachsende Stadt Düsseldorf geworden.
Düsseldorf. Düsseldorf als Luxus-Ghetto? NRW-Bauminister Groschek prangert die Landeshauptstadt an, weil hier Landesmittel für Sozialwohnungen nur mäßig abgerufen werden. In drei Jahren waren es in Düsseldorf 28 Millionen, in Köln 222 Millionen Euro.
Gleichzeitig steigen die Mieten in Düsseldorf kräftig: In fünf Jahren ist die Nettokaltmiete bei Neuvermietungen im Stadtdurchschnitt laut Marcus Drost von Immobilien-Scout um 17 Prozent geklettert (siehe Kasten). Eine Steigerungsrate, die nah an die teuerste deutsche Wohnstadt München heranreicht. Drost: „Dort liegt die Steigerung bei 18,8 Prozent.“
Ist eine Quote für Sozialwohnungen richtig?
Es gibt jedoch einen entscheidenden Unterschied: In München liegt die Durchschnittskaltmiete mittlerweile bei 11,64 Euro und somit fast drei Euro über Düsseldorf, das bei den kreisfreien Städten auf Platz 8 liegt.
Dennoch ist der Trend vorgegeben – und vielleicht auch die Gegenmaßnahmen. „Wir fordern bei allen Wohnungsplanungen inzwischen 30 Prozent öffentlich geförderten Wohnraum“, sagt Georg Reisner, Abteilungsleiter Wohnungs- und Städtebauförderung der Stadt München, die auf eigenem Grund selbst 50 Prozent Sozialwohnungen errichtet.
Noch im Sommer seien die Regeln verschärft worden, auch bei Umnutzungen sei das Drittel Sozialwohnungen Pflicht. Die Stadt finanziere die Verluste bei den Investoren teils mit.
Für Düsseldorfs Verwaltung und die schwarz-gelbe Ratsmehrheit sind solche Vorgaben undenkbar, Rot-Grün fordert sie. Beispiel Gartenstadt Reitzenstein: 350 Einfamilienhäuser, 700 Geschoss-, davon 40 Sozialwohnungen. Am Rhein hat man Angst vor sozialen Brennpunkten, in München freut sich die Bevölkerung, wenn sie eine der Wohnungen ergattern kann. Miete dort: 5,50 bis 6,50 Euro.
Immobilienexperte fordert Runden Tisch mit der Stadt
Thomas Hummelsbeck, Geschäftsführer der Rheinwohungsbau, hält einen Anteil von 20 Prozent gefördertem Wohnraum bei Neubauten für machbar. „Dafür haben wir und andere Gesellschaften uns bei Baudezernent Bonin stark gemacht.“
Wenn ein politischer Wille da sei, gebe es Wege, Quoten zu erreichen. Schon jetzt geschehe das, wie etwa bei einer aktuellen Ausschreibung für die Malmedyer Straße in Heerdt.
Selbst ohne Quotierung gibt es Handlungsmöglichkeiten. „Wir sollten uns fragen, wo wir mit der Stadt hinwollen“, sagt Udo Hensgen und schlägt einen Runden Tisch der wichtigen Entwickler mit der Stadtspitze vor.
Hensgen setzt nicht auf schnellen und maximal-profitablen Kauf und Verkauf wie viele andere in der Branche. Seine Firma hat 2000 Wohneinheiten im Bestand, darunter das Collenbachkarree und 350 Sozialwohnungen.
„Ein gesunder Bauträger muss Bestände haben, die sich entwickeln“, sagt Hensgen. So könne Kapital gebildet und in neue Projekte gesteckt und auf Mischkalkulationen gesetzt werden. So finanzieren an der Cimbernstraße in Oberkassel Eigentums- die Mietwohnungen mit, an der Hansaallee sollen bis zu 120 Mietwohnungen entstehen. Miete im Schnitt: zehn Euro.
Die Kritik des Landesministers hält Hensgen für Polemik. „Sozialwohnungen lohnen sich nicht, da die Zinsen so niedrig sind. Da muss die Förderung temporär wohl erhöht werden.“
Von JONAS MEISTER und JULIA GRAUEL
Attraktiver Wohnraum wie im „Quartier Central“ ist für die
meisten Düsseldorfer mittlerweile unbezahlbar.
Foto: Uwe Schaffmeister
Düsseldorf –
Wohnen in der Landeshauptstadt ist schön, aber teuer – zu teuer! Nun schlägt auch NRW-Bauminister Michael Groschek (SPD) Alarm, er warnt vor einer „Luxus-Ghettoisierung“. Wohnen für Durchschnitts-Familien werde „zunehmend unbezahlbar“.
Immer weniger Mieter können sich eine Wohnung in Düsseldorf leisten. Bei vielen verschlingt die Miete mittlerweile bis zu 50 Prozent des monatlichen Einkommens. Der durchschnittliche Mietpreis liegt in Düsseldorf bei 10,60 Euro pro Quadratmeter, bundesweit sind es nur 6,40 Euro.
Bauminister Groschek warnt vor zu
hohen Mietpreisen.
Foto: dpa
Minister Groschek kritisiert: „Gerade »Boomstädte« wie Köln, Düsseldorf oder Münster benötigen zusätzlichen sozialen Wohnraum. Die Fördergelder sind da, sie müssen aber auch abgerufen werden.“ 2010 nutzte die Stadt vier Millionen Euro zur Förderung von Sozialwohnungen, genehmigt waren 15 Millionen.
EXPRESS berichtete über Mieterschicksale.
Insgesamt blieb Düsseldorf in den vergangenen drei Jahren mit Investitionen von 28 Millionen Euro deutlich unter der Budgetgrenze. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum gab Köln 222 Millionen Euro aus, doppelt so viel, wie im Haushalt vorgesehen.
Für Oberbürgermeister Dirk Elbers liegt der Spielball hingegen bei der Landesregierung: „Für viele Investoren sind die Förderprogramme des Landes einfach nicht wirtschaftlich. Darauf sollte das Land reagieren und unbedingt nachbessern.“ Nach Rathausangaben hat sich die Situation für Wohnungssuchende in den vergangenen Jahren weiter gebessert. Zuletzt war ihre Zahl so tief wie seit zehn Jahren nicht mehr.
Ob sich die Lage für Wohnungssuchende in Zukunft wirklich deutlich bessern wird, scheint im Moment jedoch nicht absehbar. Besonders Mieterverbände sind angesichts steigender Miet- und Grundstückspreise eher skeptisch. NRW-Mieterbundchefin Elisabeth Gendziorra: „Auch in Düsseldorf scheint man nicht auf eine gesunde soziale Mischung setzten zu wollen. Zu einem Kurswechsel fehlt oft einfach der politische Wille.“
Debatte zu Luxus-Wohnen Düsseldorf
NRW-Bauminister Michael Groschek (SPD) wirft Düsseldorf „Luxus-Ghettoisierung“ und zögerliches Abrufen von Landesmitteln für sozialen Wohnbau vor. Damit liegt er mit Rot-Grün im Rat auf einer Linie. OB Elbers (CDU) weist das zurück. Wohnungsbauexperte warnt vor „Neiddebatte“.
VON DENISA RICHTERS
Teure Wohnstadt
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Publikation |
Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH |
Lokalausgabe |
Rheinische Post Düsseldorf |
Erscheinungstag |
Dienstag, den 11. September 2012 |
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mit einem Kommentar von Tanja Henkel
Bauminister Michael Groschek (SPD)
wirft der Stadt Düsseldorf vor, nicht für günstigen Wohnraum zu sorgen.
In Düsseldorf-Oberkassel entstehen die Heinrich-Heine-Gärten. In dem exklusiven Quartier mit 313 Wohnungen wird es Wachleute geben. Die Einfahrten sind durch Schranken gesichert, die Garagenzufahrten videoüberwacht, ein Stahlzaun in Hecken verborgen.
Düsseldorf. NRW-Bauminister Michael Groschek (SPD) hat vor einer „Luxus-Gettoisierung“ in besonders gefragten Großstädten des Landes gewarnt. Für immer mehr Durchschnittsfamilien würden dort Wohnungen unbezahlbar. „Gerade Boomstädte wie Köln, Düsseldorf oder Münster benötigen zusätzlichen sozialen Wohnraum. Die Fördergelder sind da. Sie müssen aber abgerufen werden“, sagte Groschek den Zeitungen der WAZ-Gruppe.
Nach einer im März veröffentlichten Studie des Pestel-Instituts in Hannover im Auftrag der Wohnungsbau-Initiative aus Gewerkschaft und Baubranche fehlen in NRW fast 1,2 Millionen Sozialwohnungen. Nur knapp ein Drittel aller finanzschwachen Haushalte in NRW habe derzeit überhaupt die Möglichkeit, eine Sozialmietwohnung zu bekommen. Pro Jahr würden 46 000 Sozialwohnungen vom Markt verschwinden, weil die vertraglich vereinbarte Frist der Mietpreisbindung auslaufe.
Düsseldorfer OB bezeichnet Minister-Rüge als schlichte Polemik
Tun die Städte zu wenig für bezahlbaren Wohnraum?
Vor allem Düsseldorf müsse sich „für bezahlbare Mieten deutlich mehr engagieren“, kritisierte Groschek. Die Landeshauptstadt hatte in den vergangenen drei Jahren ein Budget von knapp 47 Millionen Euro an Fördergeldern für Sozialwohnungen, aber nur knapp 28 Millionen Euro wurden abgerufen.
Im Vergleich zu Düsseldorf gehe das ebenfalls begehrte Köln „mit gutem Beispiel voran“, sagte der Bauminister. Die Domstadt habe in den vergangenen drei Jahren 222 Millionen Euro für Sozialwohnungen abgerufen und damit doppelt so viel Geld verbaut, wie ursprünglich vom Land veranschlagt.
Auch Städte wie Dortmund, Essen und Duisburg hätten mehr Landesmittel abgerufen als vom Land kalkuliert. Groschek: „Wenn wir die fortschreitende Spaltung der Gesellschaft verhindern wollen, dann muss auch eine Stadt wie Düsseldorf an Normalverdiener und selbstverständlich auch an sozial Schwächere denken.“
Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) wirft dem Minister schlichte Polemik vor: „Intelligente Wohnungspolitik ist mehr als öffentlich geförderter Wohnungsbau.“ Groschek operiere mit alten Zahlen. Im vergangenen Jahr habe die Landeshauptstadt 80 Prozent der Mittel abgerufen. Elbers hält das Landesprogramm allerdings für unattraktiv. Investitionen würden sich wegen der hohen Grundstückspreise nicht lohnen.
Die Warnung vor einer „Luxus-Gettoisierung“ kann der Bochumer Wohnungsbauexperte Prof. Volker Eichener nicht nachvollziehen. Luxuswohnungen würden gebaut, weil es eine Nachfrage gebe. Am Ende der Umzugskette werde eine Wohnung für Studenten frei. Auch in gefragten Städten gibt es seiner Ansicht nach bezahlbare Familienwohnungen.
Nach einer Marktanalyse des Internetportals ImmobilienScout ist das Wohnen in NRW nirgends teurer als in Düsseldorf. Die durchschnittliche Kaltmiete beträgt bei Neuvermietungen demnach 8,85 Euro pro Quadratmeter.
Es wird immer Städte geben, deren Mieten teurer sind als der Durchschnitt. Das liegt meist am Ruf der Stadt und die daraus resultierende Nachfrage. Der Markt regelt den Preis. Das darf aber nicht dazu führen, dass Städte ihre Pflicht vergessen – so wie Düsseldorf. mehr 10.9.12
Das teuerste Wohngebiet in NRW ist, laut LEG-Studie, Düsseldorf-Oberkassel.
Düsseldorf (dpa). In den Großstädten am Rhein sind die Mieten für einfache Wohnungen zuletzt kräftiger gestiegen als in den oberen Preissegmenten. Zu diesem Ergebnis ist im vergangenen Jahr der Wohnungsmarktreport des Immobilienkonzerns LEG gekommen.
In Düsseldorf seien 2010 neu vermietete einfache oder schlecht gelegene Wohnungen pro Quadratmeter 11,9 Prozent teurer gewesen als ein Jahr zuvor. Über alle Lage- und Qualitätsklassen hinweg habe das Preisplus nur 0,5 Prozent betragen, Luxusimmobilien seien sogar billiger geworden.
In Köln war die Entwicklung ähnlich. Dort betrug die allgemeine Mietpreissteigerung 2,1 Prozent, im unteren Marktsegment mussten 8,4 Prozent mehr bezahlt werden. Auch in der Domstadt gingen die Quadratmetermieten für hochwertige Wohnungen zurück. In Bonn lagen die Mietsteigerungen für einfache Wohnungen mit 4,9 Prozent ebenfalls über dem Anstieg im oberen Segment von 2,4 Prozent.
Die LEG hatte von einer Beratungsfirma rund 520 000 Miet- und Kaufangebote unter die Lupe nehmen lassen. Im Schnitt verlangten die Vermieter in NRW demnach eine Kaltmiete von 5,67 Euro pro Quadratmeter und Wohnung.
Das teuerste Wohngebiet in NRW war Düsseldorf-Oberkassel mit 11,39 Euro, gefolgt von der Altstadt-Nord in Köln mit 11,00 Euro. In Brakel (Kreis Höxter) wurden Wohnungen dagegen für 3,69 Euro pro Quadratmeter neu vermietet. 10.9.12
10.09.2012 | 16:50 Uhr
Am Kaiser-Wilhelm-Ring in Düsseldorf-Oberkassel ist das Wohnen besonders teuer.Foto: Kai Kitschenberg / WAZ Foto Pool
Düsseldorf. Mit harschen Worten wie „Luxusghettoisierung“ hat NRW-Bauminister Michael Groschek (SPD) in einem Interview die Wohnungspolitik der Düsseldorfer Stadtspitze kritisiert. Die Düsseldorfer SPD und die Grünen teilen diese Kritik: In Düsseldorf würden zu wenige Wohnungen für Normalverdiener gebaut.
Für Durchschnittsfamilien, so NRW-Bauminister Michael Groschek
(SPD), würden die Mieten in der Landeshauptstadt zunehmend unbezahlbar. Gerade
Düsseldorf müsse sich „für bezahlbare Mieten deutlich mehr engagieren“,
forderte der Bauminister im Interview der WAZ am Montag und bekräftigte damit
die seit langem geäußerte Kritik von Maklern ebenso wie von SPD und Grünen.
Die Landeshauptstadt habe von den Fördergeldern des Landes für Sozialwohnungen in den vergangenen drei Jahren nur 28 Millionen Euro abgerufen. Im Jahr 2010 waren es sogar nur vier Millionen Euro, obwohl 15 Millionen Landesgelder veranschlagt waren. Groschek nennt Köln als Gegenbeispiel: Die Stadt habe in drei Jahren 222 Millionen Euro für Sozialwohnungen abgerufen - das sind pro Jahr gerechnet 74 Millionen Euro.
Für die SPD ist das Wasser auf die Mühlen: Schließlich kritisieren auch Makler und Wohnungsgenossenschaften, dass in Düsseldorf zu wenig Wohnungen für Normalverdiener gebaut werden, bekräftigt SPD-Ratsherr Andreas Rimkus. Dabei haben rund 50 Prozent der Düsseldorfer Haushalte vom Einkommen her Anrecht auf eine geförderte Wohnung.
Auch die Grünen bemängeln, CDU und FDP hätten „wenig Interesse an bezahlbaren Mieten“, so Ratsfrau Antonia Frey. Die Zahl der Sozialwohnungen in Düsseldorf sei auf sieben Prozent gesunken, mit der Folge, dass die Mieten gestiegen seien: Allein im günstigen Drittel der Mieten um rund zwölf Prozent.
Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) war durch eine Äußerung in die Kritik geraten, dass Düsseldorf eben keine Stadt für billiges Wohnen sei. Elbers und Baudezernent Gregor Bonin verweisen darauf, dass Menschen, die in Düsseldorf arbeiten, ja im Umland wohnen könnten. FDP-Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann bekräftigte, 20 Minuten Fahrt ins Büro seien durchaus annehmbar.
SPD und Grüne fordern, die Stadt müsse in Neubaugebieten Investoren verpflichten, rund ein Drittel aller Einheiten als Sozialwohnungen zu bauen. In Düsseldorf werden bei Luxuswohnungen bereits 19 Euro pro Quadratmeter gezahlt, die Durchschnittsmiete liegt bei 8,39 bis über 12 Euro. Luxusprojekte im Zooviertel oder am Rheinufer - Kaufpreis 14.000 Euro pro Quadratmeter - gehen in kürzester Zeit weg. Die Stadt kann in diesem Jahr rund 21 Millionen Euro an Landeszuschüssen für Sozialwohnungen abrufen.