DGB sorgt sich um frierende Deutsche


Berlin (RP) Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Linkspartei forderten gestern die Einführung von Energie-Sozialtarifen. Im nächsten Winter drohten Zehntausende Deutsche wegen steigender Kosten frieren zu müssen, sagte DGB-Chef Michael Sommer.


Der Chef der Linksfraktion im Bundestag, Gregor Gysi, warnte sogar vor Kälteopfern. Gysi forderte, die Konzerne müssten gezwungen werden, Sozialtarife anzubieten, „damit wir in Deutschland keine Kältetoten bekommen“. Die Preise für Gas, Strom und Heizöl ziehen seit langem an. Vergangene Woche verkündeten mehr als 100 Gasversorger, ihre Preise um durchschnittlich 18 Prozent anheben zu wollen.


„Aufgrund der drastisch gestiegenen Energiepreise dürften viele Mieter, Wohnungs- und Hauseigentümer ihre Kosten für Heizöl, Gas oder Kohle nicht mehr bezahlen können“, warnte der DGB-Vorsitzende Sommer. Deshalb müsse die große Koalition schnell handeln. Frieren sei so schlimm wie hungern. Sinnvoll seien Sozialtarife für den häuslichen Bedarf an Heizung und Strom, die zugleich Anreiz zum Sparen geben. So könnten die Versorger verpflichtet werden, eine bestimmte Menge an Strom und Gas zum niedrigeren Preis an jeden Haushalt abgeben.


CSU-Chef Erwin Huber will hingegen die Laufzeiten der Atomkraftwerke drastisch verlängern und die daraus resultierenden Gewinne den Verbrauchern zu Gute kommen lassen. Er schlug einen Pakt mit der Energiewirtschaft vor, die Gewinne aus einer Verlängerung der Laufzeiten im Wesentlichen zur Dämpfung der Strompreis-Explosion einzusetzen.


Auch SPD-Vorstandsmitglied Hermann Scheer sagte, es dürfe nicht sein, dass Menschen in Deutschland im Winter in kalten Wohnungen sitzen müssten. Er forderte deshalb einen Gesetzentwurf für Sozialtarife.

Quelle:
Verlag: Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Publikation: Rheinische Post Düsseldorf
Ausgabe: Nr.174
Datum: Montag, den 28. Juli 2008
Seite: Nr.4

 

 

28.07.2008 / Inland / Seite 1Inhalt

Gysi warnt vor Kältetoten

Frankfurt/Main. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und Gregor Gysi, Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag, haben vor den Folgen der hohen Energiepreise im kommenden Winter gewarnt. »Es droht der erste Winter seit langem zu werden, in dem Zehntausende Deutsche frieren müssen«, sagte DGB-Chef Michael Sommer der Bild am Sonntag. Gysi warnte gar vor Kältetoten.

Sommer verlangte die Einführung sogenannter Sozialtarife bis zum Winter: »Ein eng bemessener, nach Haushaltsgröße gestaffelter Grundbedarf könnte deutlich für alle verbilligt werden Nach seinen Vorstellungen müßten die Versorger verpflichtet werden, eine bestimmte Menge an Strom und Gas zu einem niedrigeren Preis an jeden Haushalt abzugeben. Auch Gysi forderte im Tagesspiegel am Sonntag, die Politik müsse »die Energiekonzerne zwingen, Sozialtarife anzubieten«.

(AP/jW)

 

30.07.2008 / Inland / Seite 4Inhalt

AWO und DMB ­fordern Entlastung

Berlin. Der Deutsche Mieterbund (DMB) und die Arbeiterwohlfahrt (AWO) fordern wegen der steigenden Energiekosten spürbare Entlastungen für einkommensschwache Haushalte. Diese treffe die Preisexplosion bei Öl, Gas und Strom »mit voller Wucht«, hieß es am Dienstag in einer gemeinsamen Pressemitteilung. AWO-Chef Wilhelm Schmidt und DMB-Chef Franz-Georg Rips verlangten vor allem eine Erhöhung der Hartz-IV-Regelsätze um 50 Euro. Mittelfristig seien ein verstärkter Einsatz erneuerbarer Energien und eine deutliche Verbesserung der Energieeffizienz vor allem in den Wohnungen nötig, erklärten die beiden Verbände. »Kurzfristig benötigen aber Millionen Haushalte eine spürbare Entlastung bei den Energie­kosten. Rips und Schmidt forderten die Bundesregierung ferner auf zu prüfen, ob für einkommensschwächere Haushalte ein Heizkostenzuschuß gezahlt werden könne. Die Wiedereinführung der Pendlerpauschale sei dagegen der falsche Weg, da diese vor allem einkommensstarken Haushalten mit hoher Steuerbelastung helfe.

 

(AP/jW)

 

Kortmann: Arme sollen weniger für Strom zahlen

 

(fvo) Karin Kortmann, OB-Kandidatin der SPD, fordert die entschlossene staatliche Regulierung des Strommarkts. Die geringsten Einkommen bräuchten die günstigsten Tarife, sagte Kortmann in der Verbraucherzentrale. Sozialtarife für arme Kunden seien für eine Übergangsphase sinnvoll. Die Verbraucherzentrale betonte, die Einladung an Kortmann sei nicht Ausdruck einer politischen Präferenz gewesen. Im August werde CDU-Kandidat Dirk Elbers erwartet.

 

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Quelle:

Verlag: Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH

Publikation: Rheinische Post Düsseldorf

Ausgabe: Nr.176

Datum: Mittwoch, den 30. Juli 2008

Seite: Nr.10

 

 

 

  Energie: Kortmann fordert Billigtarif für Arme

 

Düsseldorf

<http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/duesseldorf.html>,

30.07.2008, Frank Preuss

,

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<http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/duesseldorf/2008/7/30/news-65824259/detail.html>

Einen Billigtarif der Energieversorger für Bedürftige fordert

OB-Kandidatin Karin Kortmann (SPD). "Das gehört auf die Tagesordnung der

nächsten Aufsichtsratssitzung der Stadtwerke", sagte sie gestern.

 

Ihr Vorschlag: Bei einem Singlehaushalt die ersten 500 Kilowattstunden,

bei zwei Personen die ersten 700, bei einer Familie die ersten 900

"kostengünstig anzubieten". Das würde einen zusätzlichen Anreiz zum

Energie sparen mit sich bringen. Hinzu müsse natürlich eine intensive

Stromsparberatung kommen. Am besten verpflichtend.

 

Zudem sollten sich die Versorger ein Mindestmaß an Energie liefern, auch

wenn nicht mehr bezahlt werden könne. Sie habe bei einem Besuch der

Redaktion des Obdachlosenmagazins "fiftyfifty" von einer Mutter

erfahren, die Milch für ihr Baby mittlerweile mit dem Campingkocher warm

mache. Kortmann: "Es darf keine Nichtversorgung geben."

 

Wie dramatisch sich die Situation zuspitzt, erklärte Eckehard Broich vom

Mieterverein: "Bei uns kommen täglich sechzig Menschen zur Tür herein,

die nicht wissen, wie sie ihre Nachzahlungen begleichen sollen."

 

Kortmanns Widersacher Dirk Elbers (CDU) setzt voll und ganz auf

Beratung, um Energie einzusparen. Einen Sozialtarif lehnt er ab: "Den

müssen am Ende alle bezahlen." In Düsseldorf sitze niemand im Dunkeln.

 

Die Stadtwerke weiß er in dieser Einschätzung an seiner Seite. "Wer

entlastet, belastet andere", sagt Sprecher Juan Cava Marin. Und wenn

jemand kein Brot habe, frage man auch nicht, welcher Bäcker es ihm jetzt

umsonst gebe. Das Unternehmen glaubt die bessere Alternative mit seinen

für Bedürftige kostenlosen Beratungen zu haben. "Die kommen nach Hause

und spüren Einsparpotenziale von zehn bis zwanzig Prozent ohne

Komfortverlust auf." Man helfe den Menschen so auch. "Aber so müssen sie

sich mit Energie beschäftigen."

 

Zuschuss für neuen Kühlschrank

VON MICHAEL BROCKERHOFF


Im Kampf gegen die steigenden Energiekosten bekommen Bürger mit geringem Einkommen endlich Hilfe. Ab sofort können sie bei der Caritas eine unentgeltliche Energieberatung anfordern. Speziell ausgebildete Berater spüren dann in deren Wohnungen Energiefresser auf, zum Beispiel die standby-Geräte, die ständig Strom verschlingen, auch wenn sie nicht gebraucht werden, oder die einfache Glühbirne oder der veraltete Kühlschrank. „Wir wollen mit der Beratung dazu beitragen, dass einkommenschwache Haushalte bei den steigenden Preisen entlastet werden“, sagt Caritas-Referatsleiter Hans-Peter Merzbach.

Zwei Monate Ausbildung


Gewinner beim Projekt sind aber auch Arbeitslose. „Sie werden in einem zwei Monate dauernden Lehrgang als Energieberater ausgebildet und bekommen dadurch bessere Chancen, wieder einen Arbeitsplatz zu finden“, erklärt Projektleiterin Iris Baldus. 15 wurden ausgebildet und werden in den kommenden vier Monaten in Haushalte gehen, danach werden weitere Arbeitslose ausgebildet. Die Kosten tragen die Arge und das Umweltamt, „weil wir ein Interesse haben, sowohl Arbeitslose auszubilden als auch einkommenschwachen Bürgern zu helfen“, so Sozialdezernent Burkhard Hintzsche.


Und so helfen die Berater: Sie schauen sich bei einem Besuch in der Wohnung alle Geräte an, notieren deren Verbrauch, fragen nach den Gewohnheiten, die Geräte zu benutzen. Dann erstellen die Berater eine Liste mit Verbesserungsvorschlägen, „die wir dann in einem zweiten Gespräch erläutern“, sagte Christian Brinkmann, einer der neuen Energieberater.


Da könnte es aber neue Probleme geben, wenn beispielsweise der Kauf eines sparsamen Kühlschranks empfohlen wird. „Viele haben dafür nicht das Geld. Deshalb geben wir von der Stadt für einen neuen Kühlschrank einen Zuschuss von 100 Euro“, sagte Hintzsche. Für Umweltamtsleiter Werner Görtz sind solche Subventionen sinnvoller als Stromkostenzuschüsse, „weil durch neue Geräte der Energieverbrauch nachhaltig verringert und das Klima geschont wird. Das nutzt allen.“

Kortmann will günstigere Tarife


Die Energieberatung in den Wohnungen ist für OB-Kandidatin Karin Kortmann „genau das Richtige, um Bürgern aus der Finanznot zu helfen“. Doch reicht sie ihrer Meinung nach angesichts der steigenden Preise nicht aus. „Ein Sozialtarif ist nötig“, fordert sie und schlägt vor, für den Verbrauch von notwendigen Geräte wie Waschmaschine oder Kühlschrank einen besonders günstigen Tarif zu schaffen. „Für einen Ein-Personen-Haushalt sollten 500 Kilowattstunden billiger sein, für zwei Personen 700 und für drei 900.“ Die SPD werde die Stadtwerke schriftlich bitten, Vorschläge zu machen. Außerdem sei ein bundesweiter Fonds nötig, aus dem das Anschaffen sparsamer Geräte finanziert wird.


Anmeldung zur Beratung bei der Caritas unter Telefon 1602-2312

 

- /MICHAEL BROCKERHOFF


Quelle:
Verlag: Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Publikation: Rheinische Post Düsseldorf
Ausgabe: Nr.177
Datum: Donnerstag, den 31. Juli 2008
Seite: Nr.10