1600 Ein-Euro-Jobs fallen dieses Jahr in Düsseldorf weg
Zu leiden hat darunter zum Beispiel Petra Riebe, die
jahrelang Hilfe von der Renatec bekam.
Petra Riebe bekam vier Jahre Unterstützung von den Stadtteilhelfern der Renatec – jetzt ist es damit vorbei.
Düsseldorf. In den letzten vier Jahren bekam Petra Riebe
aus Bilk jeden Mittwoch um zehn Uhr Besuch von einem
Stadtteilhelfer der Renatec. Dann wurde ihr der
Rollstuhl aufgeklappt, in den Mantel geholfen, es wurden gemeinsame Besorgungen
gemacht oder es ging zum Spaziergang in den Südpark.
Am Mittwoch kam dieser Besuch zum letzten Mal – mit Ablauf des Monats fallen
alle 25 Stadtteilheilfer-Stellen bei der Renatec weg. Grund hierfür ist die Reduzierung der
Ein-Euro-Jobs durch den Bund.
Die 74-Jährige war eine der ersten, die das Angebot der Stadtteilhelfer
angenommen hat. Wegen ihrer Gehbehinderung ist sie auf Hilfe angewiesen, wenn
sie das Haus verlassen möchte. „Mit dem Rollator
bewege ich mich nur in der Wohnung. Sogar der Weg bis zur Mülltonne im Garten
ist eine regelrechte Expedition für mich“, beschreibt sie ihre Lage.
Sie hat starke Osteoporose, ist bereits fünf Mal am rechten Bein operiert
worden. Die Pflegestufe I ist bei Riebe kürzlich wieder bestätigt worden. Laut
Definition liegt eine „erhebliche Pflegebedürftigkeit“ vor. Die beginnt, wenn
täglich durchschnittlich mindestens 90 Minuten lang Hilfe benötigt wird.
Bei anderen Anbietern könnte
sich der Preis versechsfachen
Den Preis von fünf Euro für zwei Stunden Hilfe in der Woche konnte sie immer
durch ihre Pflegezuschüsse bezahlen, vom übrigen Geld konnte sie sich eine
Haushaltshilfe der Johanniter leisten. Doch das wird sich jetzt wohl ändern.
Nimmt sie nun die Hilfe eines anderen Anbieters in Anspruch, so könnte sich der
Preis teilweise versechsfachen.
Die Bundesregierung hat die Mittel für Eingliederungsmaßnahmen aufgrund der guten Arbeitsmarktlage in diesem Jahr um bundesweit sechs Million Euro reduziert. Die Jobcenter setzen diese Kürzung zu einem Großteil in der Einsparung von Ein-Euro-Jobs um. Die Stadtteilhelfer machten dabei allerdings nur einen ganz geringen Teil aus, erklärt Jürgen Hennigfeld vom Jobcenter Düsseldorf.
Insgesamt 800 Ein-Euro-Jobs sind für 2012 in Düsseldorf vorgesehen – sie
gelten für je sechs Monate. 2011 waren es noch 2400 Stellen. Für unter
25-Jährige sind keine Stellen mehr vorgesehen.
„Die Renatec selbst hat vorgeschlagen, in das
Zentrum plus in Bilk zu kommen. Aber wie soll ich das
machen? Auf Dauer kann ich mir das Taxifahren nicht
leisten.“ Von ihrer Rente könne sie ausschließlich ihre Miete zahlen, sagt sie.
Im letzten Jahr nahm Riebe an einem Malkurs teil, der im Zentrum plus
stattfand, damals musste sie für jede Fahrt das Taxi nehmen. „Ohne Trinkgeld zu
geben, möchte ich das ja auch nicht machen. Die müssen mir schließlich immer
beim Ein- und Aussteigen helfen.“
Einfach jemanden zu haben, mit dem man seine Zeit verbringen kann – das ist
Petra Riebe am wichtigsten. „Letztes Jahr war einer der Helfer mit mir am
Rhein. Wir sind dann vom Rheinturm bis zum Schloßturm
gegangen. Da geht mir das Herz auf“, beschreibt die gebürtige Düsseldorferin,
wie sie von den Helfern unterstützt wurde.
Die Fahrt an den Rhein könne sie sich aber höchstens zweimal im Jahr
leisten, wie sie sagt. „Bei schlechtem Wetter haben wir auch einfach nur mal
Karten gespielt. Fernsehen ist ja nett – aber es ist doch schöner, mit jemandem
reden zu können“, ergänzt sie lächelnd.
Die Renatec selbst habe versucht, das Angebot der
Stadtteilhelfer fortzuführen, erklärt Wolfgang Casper. „Wir haben mit
potenziellen Sponsoren verhandelt“, die Verhandlungen hätten aber zu keinem
Ergebnis geführt.
„Einige der Helfer haben auch gesagt, sie würden weiterhin kommen, wenn die Renatec aufhört. Aber die sind dann ja nicht versichert,
das ist mir zu gefährlich“, sagt Riebe.
Sie könne es sich auch erlauben, zumindest hin und wieder Unterstützung im
Haushalt anzunehmen. „Ich kenne aber auch viele, die sich das gar nicht leisten
können. Was ist mit denen?“ Natürlich könne man sich Service kaufen, sagt sie,
„man muss es aber auch bezahlen können.“ Weitere Beratungsangebote finden sich auf
der Website des Amtes für Soziale Sicherung: www.duesseldorf.de/soziales/