Heute Diskussion um Schließung von Methadon-Ambulanzen
VON ARNE LIEB
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Publikation |
Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH |
Lokalausgabe |
Rheinische Post Düsseldorf |
Erscheinungstag |
Mittwoch, den 06. Februar 2013 |
Seite |
28 |
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Stadt plant Schließung von Methadon-Ambulanzen
100 Patienten müssten in Arztpraxen versorgt werden.
VON LENA STEEG
Die Methadon-Ambulanz in Benrath soll geschlossen, das Angebot der Ambulanz an der Flurstraße drastisch ausgedünnt werden. Am kommenden Mittwoch berät der Ausschuss für Gesundheit und Soziales (AGS) über eine entsprechende Vorlage der Verwaltung. Die rund 100 betroffenen Suchtkranken sollen die Ersatzdroge künftig bei niedergelassenen Ärzten erhalten.
In den Ratsfraktionen ist man mit dieser Lösung nicht einverstanden. Rajiv Strauß, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion, sieht einen „schweren Rückschlag für die Drogenpolitik der Stadt und für die betroffenen Menschen.“ Denn in der Benrather Ambulanz haben die Suchtkranken bislang einen Aufenthaltsraum und werden sozial betreut. Dieses Angebot gebe es in den Arztpraxen nicht, was wiederum zu Problemen mit den Anwohnern führen könne: „Die Beispiele Kamper Acker und Roßstraße sollten allen Beteiligten eigentlich Warnung genug sein.“
Das sieht auch CDU-Ratsfrau Constanze Mucha so. „Weder den Suchtkranken, noch den Anwohnern, die rund um die Arztpraxen wohnen, ist damit geholfen.“ Sie kennt das Problem vom Kamper Acker: „Mich erreichen immer noch Zuschriften von aufgebrachten Bürgern.“ Sie plädiert deshalb für eine zentrale Ambulanz, in der auch Prävention angeboten werde.
In Düsseldorf werden rund 1300 Süchtige mit Methadon versorgt. Neben den Ambulanzen sind dafür 18 niedergelassene Ärzte zuständig. An der Flurstraße sollen künftig nur noch besonders heikle Fälle wie Schwangere, Mütter und Haftentlassene behandelt werden. Durch die Kürzungen fallen auch zehn Stellen weg. Die SPD vermutet, dass insbesondere diese Einsparung ausschlaggebend für die Vorlage der Verwaltung gewesen sei.
Rajiv Strauß (SPD) will die Ambulanzen erhalten. Rp-ArchivFoto: Bauer
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Publikation
Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Lokalausgabe
Rheinische Post Düsseldorf
Erscheinungstag
Donnerstag, den 31. Januar 2013
Seite 28
31.01.2013 | 00:29 Uhr
Düsseldorf. Die SPD kritisiert die geplanten Kürzungen bei den Düsseldorfer Methadon-Ambulanzen.
„Sozialpolitik hat viele Gesichter. Sie muss da helfen, wo es notwendig ist. Die Methadon-Ambulanz ist eine wichtige und anerkannte Einrichtung, die schwerstsüchtigen Menschen seit Jahren erfolgreich hilft“, sagt Rajiv Strauß, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion. „Sie zu schließen, wäre ein schwerer Rückschlag für die Drogenpolitik der Stadt und für die betroffenen Menschen.“
Im Ausschuss für Gesundheit und Soziales soll am 6. Februar eine Vorlage der Verwaltung beraten werden. Diese sieht, wie die NRZ bereits berichtet hatte, eine Schließung der Methadonambulanz in Benrath vor und eine Reduzierung des zu betreuenden Patientenkreises bei der verbleibenden Methadonambulanz an der Flurstraße. „Das ist ein qualitativer Rückschritt“, sagt Strauß. „In der Ambulanz haben die Kranken einen Aufenthaltsraum und werden auch sozial betreut. Bei den Ärzten wird nur das Methadon verabreicht.“
Strauß sieht auch Probleme für die Anwohner der Praxen, die nun mehr Patienten bekommen: „Die Beispiele Kamper Acker und Roßstraße sollten allen Beteiligten eigentlich Warnung genug sein. Bis heute kriegt die Stadt die Probleme mit den Süchtigen, die sich dort regelmäßig im Umfeld der Arztpraxen versammeln, nicht in den Griff. Wenn nun weitere 100 Patienten dazu kommen, wird das die Probleme vervielfachen. Damit hat sich die Ankündigung von Oberbürgermeister Elbers, dass Einsparungen nicht zu Belastungen für die Bürger führen dürfen, erledigt.“
Strauß vermutet, dass insbesondere die Vorgabe der schwarz-gelben Stadtrats-Mehrheit, Personal zu sparen maßgeblich für die Vorlage der Verwaltung war. „Der zuständige Gesundheitsdezernent ist ja zugleich auch Personaldezernent. Es kann aber doch nicht so sein, dass die Personalpolitik die Inhalte der Sozialpolitik bestimmt. Da wird das Pferd von hinten aufgezäumt.“
30.01.2013 | 13:49 Uhr
Düsseldorf. Methadon-Therapie soll es bald fast ausschließlich in Arztpraxen geben. Die SPD kritisiert das.
Die Stadt will die Methadon-Ambulanz in Benrath schließen, das Angebot der Ambulanz beim Gesundheitsamt in Flingern soll drastisch reduziert und damit praktisch auf Null gefahren werden. Entsprechende Pläne wurden bereits rathausintern angekündigt.
Bei der Sitzung des Ausschusses für Gesundheit und Soziales am 6. Februar soll die Politik ausführlich informiert werden. In Düsseldorf werden derzeit 1300 Süchtige mit der Ersatzdroge Methadon versorgt – 180 von ihnen in den beiden städtischen Ambulanzen, die anderen bei 18 niedergelassenen Arztpraxen, die dafür eine spezielle Zulassung haben. Die bisher von der Stadt versorgten Patienten sollen künftig auf die Arztpraxen verteilt werden, in Flingern soll an der Flurstraße nur noch ein Minimalangebot aufrecht erhalten bleiben für besonders heikle Fälle (Schwangere, Mütter, Haftentlassene). Konsequenz: Die meisten der bisher für diesen Bereich vorgehaltenen zehn Stellen fallen weg.
Die SPD lehnt diese Pläne kategorisch ab. Die Qualität der städtischen Versorgung sei erheblich besser als bei den niedergelassenen Ärzten, sagt Rajiv Strauß, Ratsherr und gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Bei der Stadt werden zusätzlich Räume und eine psycho-soziale Betreuung angeboten. In den Praxen dagegen holen sich die Patienten ihre Dosis ab und treffen sich anschließend meist vor der Tür. Das hat bereits mehrfach zu Ärger bei Anwohnern gesorgt wie am Kamper Acker in Holthausen oder an der Roßstraße.
Die Stadt, die nur mit einem Griff in die Rücklage ihren Haushalt ausgleichen kann und beim Gesundheitsamt sowieso Personalengpässe hat, sieht bei den Methadon-Ambulanzen Sparpotenzial: Weniger Geld wird fließen und die Mitarbeiter werden auf vakante Stellen innerhalb des Amtes versetzt.Die SPD dagegen betont die Verantwortung der Stadt. Die Fraktion hofft, dass nicht nur die Grünen, sondern auch die FDP und die CDU gegen die Pläne stimmen. Die Stadt sieht sich aber nicht mehr in der Pflicht, denn seit 2007 gibt es keine gesetzliche Grundlage mehr, dass diese Aufgabe Kommunen übernehmen müssen.