SPD will Kindergeld reformieren. Im Falle eines Wahlsieges
soll auch die Mietsteigerung begrenzt werden
Von Steffen Hebestreit
Mit einem Vorstoß für mehr bezahlbare Mieten in der Stadt
und einer Neuregelung des Kindergeldes haben SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und seine Partei am Mittwoch versucht, aus der
politischen Defensive zu kommen.
Zum Auftakt einer SPD-Klausurtagung in Hannover warb Steinbrück für eine Reform des Kindergeldes. Künftig sollen
die Bezieher von kleineren und mittleren Einkommen bessergestellt
werden, während Familien mit einem Jahreseinkommen von mehr als 70 000 Euro
brutto einige Einbußen zu verkraften hätten.
"Es ist ungerecht, dass in Deutschland Eltern mit hohem
Einkommen über die Kinderfreibeträge monatlich bis zu 100 Euro mehr
Unterstützung für ihre Kinder vom Staat erhalten als Gering- und
Normalverdiener", kritisierte SPD-Vize Manuela Schwesig.
Eine Familie mit zwei Kindern würde bei einem Einkommen von 2500 Euro im Monat
künftig 88 Euro mehr erhalten. Bei Geringverdienern soll das Kindergeld in
einem vereinfachten Verfahren mit dem Kinderzuschlag zusammengelegt werden,
womit es auf 324 Euro stiege.
Im Gegenzug soll der Steuerfreibetrag für Kosten der
Kinderbetreuung abgeschafft werden, weil davon vor allem Gutverdiener profitierten.
Die Reform soll zwei bis drei Milliarden Euro kosten. Gegenwärtig gibt es 184
Euro Kindergeld für die ersten beiden Kinder, 190 Euro für das dritte und 215
für jedes weitere Kind.
Gemeinsam mit SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier und
dem niedersächsischen SPD-Spitzenkandidaten Stephan Weil machte sich Steinbrück am Mittwoch überdies in einem Positionspapier
dafür stark, den rasanten Anstieg der Mietpreise zu begrenzen. Die Sozialdemokraten
wollen im Falle eines Wahlsieges die Mittel für den sozialen Wohnungsbau bis
2019 auf eine halbe Milliarde Euro festschreiben.
Bereits für Sommer kündigt die SPD eine Bundesratsinitiative
an, die Grenzen für Mietsteigerungen sowohl bei Bestands- wie bei Neumieten
vorsieht. Wer neu in eine Wohnung einzieht, dürfe nicht mehr als zehn Prozent
über der ortsüblichen Vergleichsmiete zahlen müssen, heißt es in dem
fünfseitigen Papier, das der Frankfurter Rundschau vorliegt. "Bei
Bestandsmieten wollen wir die Mieterhöhungen auf maximal 15 Prozent in vier
Jahren begrenzen." Die Kosten für die Sanierung von Wohnungen soll nur
noch zu neun Prozent pro Jahr auf die Mieter umgelegt werden.
Niedersachsen wird sich im Falle einer SPD-Regierung
überdies einer weiteren Bundesratsinitiative anschließen, die das Maklerwesen
neu regeln soll. Künftig soll der Grundsatz gelten: Wer bestellt, der bezahlt.
Wer einen Makler einschaltet, muss dessen Gebühren bezahlen. "Es kann
nicht sein, dass Wohnungseigentümer und Makler ein Geschäft zu Lasten Dritter,
nämlich der wohnungssuchenden Mieter, machen", heißt es in dem Papier.
Unterdessen wandte sich der konservative "Seeheimer Kreis" der SPD mit einem ungewöhnlichen
Appell an "die deutsche Medienlandschaft". Er rief die Medien auf,
"sich wieder auf die Sachebene zu begeben und sich den großen und
wichtigen politischen Fragen zu widmen". Die aktuelle Berichterstattung
über den Kanzlerkandidaten der SPD grenze an Kampagnenjournalismus,
kritisierten Petra Ernstberger, Johannes Kahrs und Carsten Schneider.
10.1.13 fr