„Immobilien sind so sexy wie schon lange nicht mehr“
Ring Deutscher Makler beklagt, dass es zu wenige Neubauten
gibt. Die Mieten sind stark angestiegen.
Düsseldorf. Der Blick vom 17.
Stockwerk des „Sign“ im Medienhafen schweift über
Hafen und Altstadt-Panorama bis nach Oberkassel – und immer wieder sieht man
Kräne und Baustellen. Kein Wunder, dass Jörg Schnorrenberger
vom Ring Deutscher Makler diesen Ort für seine Pressekonferenz zum Thema
Immobilienmarkt gewählt hat.
„Man sieht eine Stadt, die boomt“, sagt der RDM-Chef – nur der Wohnungsmarkt
kann nicht Schritt halten. Er ist nämlich so gut wie leer gefegt: „Düsseldorf
ist fast ausverkauft, die Mieten sind in den letzten Jahren explodiert.
Immobilien sind so sexy wie schon lange nicht mehr.“ Er und seine 150
RDM-Kollegen haben aufgrund von beurkundeten Verträgen die Preisentwicklung
dokumentiert.
Beispiele: Der Quadratmeterpreis für eine Bestandswohnung in guter
Wohnlage ist von 8,20 Euro (2004/ 2005) auf zehn Euro 2008/ 2009 geklettert,
für 2010/ 2011 gehen die Makler von elf Euro aus. Bei Neubauten ist im gleichen
Zeitraum der Quadratmeterpreis von elf auf 13 Euro gestiegen,
Eigentumswohnungen: von 2.500 Euro/ qm auf 3.000 Euro.
Zu wenige Neubauten bei stark
steigender Nachfrage
Und die Tendenz zeigt weiter nach oben. „Es wird noch Riesenprobleme geben“,
sagt Schnorrenberger mit Blick auf die nächsten Jahre
voraus, „die Neubauaktivität reicht nicht aus, um die Nachfrage zu bedienen.“
Daher gebe es mittlerweile auch wieder Massenbesichtigungen von freien
Wohnungen, was vor ein paar Jahren noch unvorstellbar schien.
„Die Nachfrage ist so hoch, doch wir können kaum etwas anbieten“, klagt Schnorrenberger. Wie die WZ berichtete, hat die Stadt ihr selbstgestecktes Ziel, 2.400 Wohnungen jährlich neu
zu bauen, klar verfehlt: 2009 waren es gerade mal 648 Einheiten. Und das bei
ständig steigenden Einwohnerzahlen.
Der Trend zum urbanen Wohnen sei „extrem spürbar“, junge Familien und Best
Ager zögen hierher sowie gut ausgebildete Menschen, die einen Arbeitsplatz
suchen. Und sie alle stehen vor der Frage: Wo bekomme ich angemessenen Wohnraum
in der Stadt?
„Was fehlt, ist bezahlbarer Standard, 80 bis 120 Quadratmeter mit normaler
Ausstattung. Darin liegt aber auch eine große Chance, Bürogebäude in der
Innenstadt umzubauen“, sagt Schnorrenberger. Wie
berichtet, hat die Stadt gerade 640 Bürogebäude in der City ermittelt, die
eventuell als Wohnraum genutzt werden könnten.
Der Ring Deutscher Makler (Vorstandsvorsitzender: Jörg Schnorrenberg)
veröffentlicht einmal im Jahr seinen Preisspiegel, einen Überblick über den
Immobilienmarkt.
Je nach Wohnwert variiert die Preisspanne zwischen 270 000
Euro (einfache Lage, 100 qm) und 1,05 Millionen Euro (sehr gut, 200 qm). Trend:
steigend.
Drei Zimmer, 75 qm, aus dem Bestand, zwischen 1300 (einfach) und 4200 Euro
(sehr gut). Trend: gleichbleibend.
Drei Zimmer, 75 qm Wohnfläche, von 6,30 Euro (einfach) über acht Euro
(mittel), elf Euro (gut) und 14 Euro (sehr gute
Wohnlage). Trend: steigend.
Für die nächste Zeit rechnet Jörg Schnorrenberger
mit einer Aufwertung Oberbilks: „Was Flingern schon hinter sich hat, kann man jetzt in Oberbilk sehen. Die ersten Kreativen kommen schon, die
Nachfrage nach schönen Altbauten an der Apollinaris-
oder Linienstraße steigt.“
Das entspreche der RDM-Prognose, dass zentrale Stadtteile sich zu nachgefragten Szenevierteln entwickeln. Schnorrenbergers Fazit: „Steigende Wohnungspreise sind auch in den kommenden Jahren zu erwarten.“
16.2.11