10.03.2013 | 18:46 Uhr
Foto: ddp
Dortmund. Durch die Schließung
des Straßenstrichs in Dortmund hat sich das Problem nur verlagert. Viele
Frauen, vornehmlich aus Osteuropa, arbeiten jetzt als Prostituierte in
Wohnungen und Gaststätten, oftmals unter elenden Bedingungen.
Das Aus für den Straßenstrich in Dortmund hat nur zu einer Verlagerung der
Prostitution in Wohnungen und Gaststätten geführt. Hier arbeiten dann vor allem
Frauen aus Südosteuropa unter elendsten Bedingungen. In Dortmund, Essen,
Duisburg und Bochum wird die Zahl der Prostituierten aus Bulgarien und Rumänien
momentan auf 650 geschätzt. Die meisten haben einen Roma-Hintergrund,
sind Analphabetinnen und einige arbeiten unter Lebensgefahr.
Nirgendwo ist das Elend so groß wie in Dortmund. Seit dem offiziellen Aus
für den Straßenstrich in der Nordstadt vor zwei Jahren verkaufen sich die
Frauen nun zum Teil für weniger als zehn Euro in Wohnungen und Gaststätten. Sie
riskieren als „Illegale“ ihr Leben und ihre Gesundheit. Während sich laut
Polizei und Ordnungsamt in der Dortmunder Nordstadt nur noch zwischen 20 und 35
mehrheitlich deutsche Drogenabhängige auf der Straße prostituieren, gehen
Sozialarbeiter von einer viel höheren Zahl aus. Der Verein „Kober“,
der Sexarbeiterinnen in der Nordstadt betreut, spricht von 80 bis 120
Bulgarinnen und Rumäninnen. „Sie bieten sich in Wohnungen, Kneipen oder
Autofahrern an der Straße an. Ihre Arbeit ist viel gefährlicher geworden, seit
es den Straßenstrich nicht mehr gibt“, sagen Elke Rehpöhler
und Christina Stodt von „Kober“.
Reportage
Verloren
auf dem Straßenstrich
Seit 2011 ist Straßenprostituion in Dortmund
verboten. Melissa aus Plowdiw bietet hier nach wie
vor ihre Liebesdienste an – als Illegale, für 20, 30 Euro. Die Kunden sind oft
gewalttätig, doch die 25-jährige Mutter nbraucht das
Geld für Heroin.
In Essen gibt es noch einen von der Stadt tolerierten Straßenstrich. Die
meisten der Frauen dort kommen nach Einschätzung der Expertin Mechthild Eickel vom Verein „Madonna“ ebenfalls aus Südosteuropa. Es
geht ihnen besser als den Roma-Prostituierten in
Dortmund, weil der Strich überschaubar und gesichert ist.
Anders ist die Lage in der Stadt mit dem größten Bordellareal in NRW:
Duisburg. Ende 2012 zählte das Gesundheitsamt 224 Frauen in den
Bordellbetrieben. 69 stammten aus Rumänien, 56 aus Bulgarien, nur 14 hatten
einen deutschen Pass. „Diese Frauen arbeiten legal als Selbstständige“, erklärt
Iris Sperg vom Gesundheitsamt. Dennoch bräuchten sie
dringend Hilfe.
Straßenstrich am Ende
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„Wir machen uns stark für eine Beratungsstelle mitten in der Szene. Ein Büro
mit Dolmetscher, gesundheitlicher Basisversorgung, Hilfe bei Behördengängen,
Aufklärung über Rechte und Pflichten“, sagt Iris Sperg.
Mechthild Eickel berichtet von Abzockern, die den
Frauen für Hilfe bei Behördengängen 1000 Euro abnähmen.
http://www.derwesten.de/nrz/politik/das-elend-der-prostituierten-nimmt-zu-id7706676.html