Weltweit hat Vermögen der Millionäre zugelegt. Deutschland ist dabei unter den vier Ländern mit den meisten Millionären

 

„World Wealth Report“
So viele Millionäre leben in Deutschland

Weltweit hat das Vermögen der Millionäre im vorigen Jahr um
vier Prozent auf 58,7 Billionen Dollar zugelegt. Deutschland ist dabei
unter den vier Ländern mit den meisten Millionären – und hatte
überdurchschnittliche Zuwächse.

23.06.2016,

von
Christian Siedenbiedel

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Yachten sind ein beliebtes Anlageobjekt von Millionären - hier in Monaco.

Die Zahl der Millionäre in Deutschland ist im vergangenen Jahr um 5,1
Prozent auf 1.198.700 gestiegen. Damit gehört Deutschland neben den
Vereinigten Staaten, Japan und China zu den vier Ländern mit den meisten
Millionären auf der Welt und hatte auch im globalen Vergleich
überdurchschnittliche Zuwächse. Das geht aus dem „World Wealth Report 2016“ hervor,
den die Unternehmensberatung Capgemini in Frankfurt vorgelegt hat. Für
diesen Bericht werden jährlich seit nunmehr 20 Jahren umfangreiche
statistische Daten ausgewertet. Zudem wurden mehr als 5200 Millionäre
aus 23 Ländern sowie mehr als 800 Vermögensverwalter befragt.


Folgen:

Als Millionär, genauer als „High Net Worth
Individual“ (HNWI) gilt man in dieser Zählweise, wenn man ein
investierbares Vermögen von mehr als einer Million Dollar besitzt,
selbstgenutzte Immobilien würden dabei nicht mitgerechnet, heißt es. In
dieser Zählweise gibt es weltweit ungefähr 15,4 Millionen Millionäre,
deren Vermögen 2015 im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent auf 58,7
Billionen Dollar gewachsen ist. Seit 1996 habe sich hat Vermögen der
Millionäre auf der Welt demnach vervierfacht, heißt es in der Studie.
Capgemini wagte die Prognose, unter optimistischen Annahmen für die
weitere wirtschaftliche Entwicklung werde das Vermögen der Millionäre
bis zum Jahr 2025 die Grenze von 100 Billionen Dollar übersteigen.

 

Fünf Fakten über Millionäre

 

Fünf Fakten über Millionäre: Wo sie wohnen und wie sie ihr Geld anlegen.
© F.A.Z.

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Als einenwichtigen Grund für die überdurchschnittliche Entwicklung der
Millionärszahlen in Deutschland nannte Klaus-Georg Meyer, Vice
President  bei Capgemini, den überproportionalen Anstieg der
Immobilienpreise. Millionäre, die über ihre selbstgenutzte Immobilie
hinaus in diesem Bereich investiert seien, hätten davon profitiert.  

Starke Millionärszuwächse in China

Global betrachtet gab es offenbar eine Verschiebung hinsichtlich der Regionen
mit den meisten Millionären. Der asiatisch-pazifische Raum hat
mittlerweile Nordamerika nicht nur bei der Zahl der Millionäre, sondern
auch beim Volumen des Millionärs-Vermögens überholt. In der
Asien-Pazifik-Region gab es demnach 2015 rund 5,1 Millionen Millionäre
mit einem Gesamtvermögen von 17,4 Billionen Dollar, in Nordamerika
hingegen besaßen 4,8 Millionen Millionäre rund 16,6 Billionen Dollar.

Auffällig starke Zuwächse bei der Zahl der Millionäre gab es in China (plus 16

Prozent auf 1,03 Millionen) und Japan (plus 11 Prozent auf 2,7
Millionen). In den Vereinigten Staaten hingegen hat die Millionärszahl
unterdurchschnittlich zugenommen (plus 2 Prozent auf 4,5 Millionen), in
Kanada war sie sogar leicht rückläufig (minus 3 Prozent auf 321.000).

Die Krise vor allem in Brasilien machte sich für die Zahl der Millionäre in
Lateinamerika bemerkbar, sie ging um 2,2 Prozent zurück. Auch in Afrika
nahm die (ohnehin niedrige) Zahl von Millionären ab, um 1,8 Prozent.
Russland und Brasilien tauschten in der Rangfolge der Länder mit den
meisten Millionären ihren Platz: Russland verlor etwa 3000 Millionäre
auf  152.000, Brasilien verlor 12.000 Millionäre auf 149.000 und landete
damit hinter Russland. Auch Taiwan und Mexiko tauschten die Plätze,
weil Mexiko 2000 Millionäre verlor, während Taiwan 2000 mehr
verzeichnete. Indien konnte etwas aufsteigen und hat jetzt 200.000
Millionäre, etwa 2000 mehr als im Vorjahr.

In Spanien (plus 8 Prozent) und  in Frankreich (plus 6 Prozent) hat die
Zahl der Millionäre zwar prozentual stärker zugenommen als in
Deutschland, insgesamt gibt es der Studie zufolge dort aber deutlich
weniger als hierzulande.

Große Ungleichheit auch unter Millionären

Zu der grundsätzlichen Frage, ob sich die Schere zwischen Arm und Reich in
der Welt öffnet, hält der „World Wealth Report“ sich bedeckt. Er
streicht vor allem heraus, dass sich das Vermögen der Reichen weiter
erhöht hat. Zudem differenziert er nochmal zwischen ärmeren,
mittelreichen und ganz reichen Millionären. Und zeigt, dass es auch dort
keineswegs eine gleichmäßige Verteilung des Vermögens gibt.

Nordamerika ist nicht mehr die Region, in der die meisten Millionäre leben. Sondern:

Wer wird Millionär? Immer mehr Menschen in Deutschland und der Welt sind Millionäre.

Die oberste Gruppe, die „Ultra-HNWI“ mit einem Vermögen von 30 Millionen
Dollar oder mehr, machten weltweit zahlenmäßig nur 0,9 Prozent aus, also
einen verschwindend kleinen Anteil unter den Reichen insgesamt. Diese
Superreichen aber besäßen 34,1 Prozent des gesamten Millionärsvermögens.
Die mittlere Gruppe, mit 5 bis 30 Millionen Dollar, machten zahlenmäßig
9 Prozent aller Millionäre aus und besäßen etwa 22,5 Prozent des
gesamten Millionärsvermögens. Die unterste Gruppe mit 1 bis 5 Millionen
Dollar Vermögen, die „Millionaires Next Door“, die „Millionäre von
Nebenan“, wie der Bericht es formuliert, kämen zwar zahlenmäßig auf 90
Prozent aller Reichen – sie besäßen aber „nur“ 43,3 Prozent des gesamten
Millionärsvermögens.

Immobilien und Aktien besonders beliebte Geldanlagen

Der Bericht beschäftigt  sich auch damit, wie die Reichen ihr Geld anlegen.
Dabei fällt global für 2015 ein hoher Anteil von Aktien (26,8 Prozent),
aber auch von Cash (25,6 Prozent) auf. Regional gibt es offenbar noch
Unterschiede. Die Millionäre in Nordamerika stecken mehr in Aktien, die
in Europa mehr in Immobilien. Auch die Anlage in börsengehandelte
Indexfonds (ETF) ist offenbar unter Millionären insgesamt beliebter
geworden. Hinsichtlich der Digitalisierung bescheinigt der Report den
Millionären noch Nachholbedarf, allerdings äußern sie sich grundsätzlich
aufgeschlossen, auch digitalen Instrumenten bei der Vermögensverwaltung
zu vertrauen.

In Deutschland sollen die Millionäre ihr Geld zu 26,4 Prozent in Aktien
gesteckt haben, zu 22,2 Prozent in Immobilien, zu 16,6 Prozent in
Anleihen, zu 15,3 Prozent in alternative Investments wie Private Equity,
Hedgefonds oder Rohstoffe und zu 19,5 Prozent in Bar oder in Bargeld
entsprechenden Anlagen halten. Damit war der Anleihen-Anteil deutlich
kleiner als im weltweiten Durchschnitt und vor allem der
Immobilienanteil deutlich größer. Anders als der Durchschnittsdeutsche
sind die Millionäre in Deutschland aber offenbar sogar leicht
überdurchschnittlich in Aktien investiert.                

Für die Zukunft hat Capgemini unterschiedliche Szenarien untersucht und daraus
Prognosen abgeleitet. Unter dem optimistischen Wachstumsszenario kämen
die Millionäre bis 2025 auf ein Vermögen von zusammen immerhin 106
Billionen Dollar. Damit würde erstmals die Grenze von 100 Billionen
Dollar überschritten. Das wäre nahezu eine Verdreifachung des Vermögens
der Reichen seit 2006. Starke Zuwächse zwischen 2015 und 2025 hätten
nach dieser Prognose vor allem die Millionäre im asiatisch-pazifischen
Raum (plus 142 Prozent) und im Mittleren Osten (plus 92 Prozent). In
Europa würden die Reichen ihr Vermögen in diesen zehn Jahren um rund 46
Prozent steigern. Als besonders interessante Branchen werden dabei die
Finanzindustrie und die High-Tech-Branche eingestuft, als besonders
interessante Märkte China, die Vereinigten Staaten und Indien.

Quelle: FAZ.NET

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/arm-und-reich/world-wealth-report-...

https://www.worldwealthreport.com/