Geldvermögen wächst, Ungleichverteilung auch

 

Geldvermögen der Deutschen wächst

Die Zinsen sind im Keller - dennoch werden die
Bundesbürger insgesamt immer vermögender. Mancher Sparer traut sich
inzwischen sogar wieder an die Börse.

Vor 18 Stunden

Von Friederike Marx, dpa

 

 Das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland summierte sich Ende 2017 auf 5857 Milliarden Euro.Foto: Patrick Seeger 

 

 

Die Menschen in Deutschland haben trotz der Zinsflaute
in der Summe so viel auf der hohen Kante wie nie zuvor. Das
Geldvermögen der privaten Haushalte stieg bis Ende 2017 gegenüber dem
Vorjahr um knapp 5 Prozent auf den Rekordwert von 5857 Milliarden Euro,
wie die Deutsche Bundesbank mitteilte.

Getrieben wurde die Entwicklung auch durch Kursgewinne an
den Aktienmärkten. Die Bundesbank berücksichtigt bei der Berechnung des
Geldvermögens Bargeld, Bankeinlagen, Wertpapiere und Ansprüche an
Versicherungen - nicht jedoch Immobilien. Wie das Vermögen verteilt ist,
geht aus den Daten nicht hervor.

Die Privathaushalte horteten Bargeld oder parkten mehr Geld
als Sichteinlagen bei Banken - also auf Giro- oder Tagesgeldkonten,
deren Bestände man rasch umschichten kann. 41 Milliarden Euro kamen hier
im vierten Quartal hinzu. Aus Spareinlagen und -briefen zogen die
Bundesbürger den Angaben zufolge im geringem Maß Geld ab. Insgesamt
steckten Ende vergangenen Jahres 2311 Milliarden Euro in Bargeld und
Einlagen - das entspricht rund 39 Prozent des Geldvermögens .

Ganz oben auf der Beliebtheitsskala stehen weiter auch
Versicherungen und Pensionseinrichtungen. Knapp 15 Milliarden Euro
investieren die privaten Haushalte dort im vierten Quartal. Die Bestände
summierten sich so auf rund 2174 Milliarden Euro. „Im Umfeld niedriger
Zinsen deutet das Anlageverhalten der privaten Haushalte insgesamt auf
eine weiterhin ausgeprägte Präferenz für liquide oder als risikoarm
wahrgenommene Anlagen hin“, erläuterte die Bundesbank.

Und das, obwohl viele Sparer in Deutschland in der Zinsflaute
bares Geld verlieren. Das als Tagesgeld oder Festgeld zu mickrigen
Zinsen geparkte Ersparte wird von der inzwischen höheren Inflationsrate
aufgefressen: Nach Berechnung der Comdirect lag der Realzins - also der
tatsächliche Zins für Spareinlagen nach Abzug der Inflation
- im ersten Quartal 2018 bei minus 1,30 Prozent. Somit verloren Sparer
in Deutschland in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres 7,1
Milliarden Euro oder pro Kopf 86 Euro.

Im vergangenen Jahr trauten sich angesichts des Börsenbooms
allerdings mehr Bundesbürger an den Kapitalmarkt. Die Zahl der Aktionäre
in Deutschland stieg auf den höchsten Stand seit zehn Jahren. Etwas
mehr als zehn Millionen Menschen besaßen nach Angaben des Deutschen
Aktieninstituts im vergangenen Jahr Aktien und/oder Anteile an
Aktienfonds. Zum Vorjahr stieg die Zahl der Aktionäre um fast 1,1
Millionen.

Zum Jahresende erwarben die als eher börsenscheu geltenden
Deutschen der Bundesbank zufolge für drei Milliarden Euro Aktien und für
13 Milliarden Euro Anteile an Investmentfonds.

Im Gegensatz zu Sparern profitieren Kreditnehmer von der
Zinsflaute. Die privaten Haushalte nutzten die niedrigen Zinsen nach
Angaben der Bundesbank auch im vierten Quartal, um sich günstig Kredite
zu verschaffen - vor allem für den Wohnungsbau. Die gesamten
Verbindlichkeiten der privaten Haushalte stiegen um 0,7 Prozent auf 1727
Milliarden Euro. Abzüglich der Schulden stieg das Nettogeldvermögen der
privaten Haushalte gegenüber dem Vorjahr um knapp 5,7 Prozent auf 4131
Milliarden Euro.

Der Sozialverband VdK Deutschland mahnte, die Schere
zwischen Reich und Arm dürfe nicht weiter auseinandergehen. „Wenn auf
der einen Seite immer mehr Menschen auf soziale Sicherungsleistungen
angewiesen sind, die kaum das Existenzminimum abdecken, und auf der
anderen Seite private Vermögen immer weiter ansteigen, dann ist das eine
fatale Entwicklung“, kritisierte VdK-Präsidentin Ulrike Mascher.

(Von Friederike Marx, dpa)

http://www.fr.de/leben/recht/rekord-2017-geldvermoegen-der-deutschen-wae...

 

Aus: Ausgabe vom 14.04.2018, Seite 2 / Inland

Geldvermögen wächst, Ungleichverteilung auch

Frankfurt am Main. Das
Geldvermögen der Bundesbürger ist nach Angaben der Bundesbank 2017 um
fünf Prozent angewachsen und damit auf einen neuen Höchstwert von 5.857
Milliarden Euro gestiegen. In die Berechnung gehen Bargeld,
Bankeinlagen, Wertpapiere und Ansprüche an Versicherungen ein,
Immobilien bleiben unberücksichtigt. Die Bundesbank spricht vom Vermögen
»der Deutschen«, Angaben zu dessen Besitzern macht sie nicht. Jüngere
Untersuchungen zur Reichtumsverteilung kommen zu dem Ergebnis, dass die
ärmere Hälfte der Bevölkerung in der BRD über weniger als zwei Prozent
des Gesamtvermögens verfügt. (dpa/jW)

https://www.jungewelt.de/artikel/330756.geldverm%C3%B6gen-w%C3%A4chst-un...