Freibier für Alkoholiker?

Ein Versuchsprojekt in der Nachbarstadt Essen stößt hier auf Interesse, aber auch auf Ablehnung

Freibier für Alkoholiker? Das klingt verrückt. Die Stadt Essen versucht es trotzdem. Sie will bei einem Pilotprojekt mehrere Dosen Bier über den Tag verteilt an zwölf Alkoholkranke eines Szenetreffs austeilen. Im Gegenzug halten die Süchtigen den öffentlichen Platz sauber. Ein Modell auch für Düsseldorf? Da gehen die Meinungen hier weit auseinander. Die SPD bekundet Interesse, die CDU sagt erst mal nichts, die FDP kann sich damit nicht anfreunden und die Grünen sagen schon jetzt: Nein .
Normalerweise würde der Vorschlag, Alkoholikern, die auf Straßen und Plätzen rumhängen, auch noch Bier zu geben, sofort in irgendeiner Schublade auf Nimmerwiedersehen landen. Doch Amsterdam ist genau mit dieser Initiative so erfolgreich, dass sich inzwischen sogar Kommunen in Deutschland dafür interessieren und Essen auf die erste Kopiertaste drückt.
In Amsterdam gehen alkoholkranke Obdachlose im Brennpunkt Oost als Putzkolonne im öffentlichen Auftrag durch die Straße. Dafür bekommen sie zu den Mahlzeiten ein paar Dosen Bier, zehn Euro Taschengeld und ein bisschen Tabak. Die Folge: Die Straßen sind sauberer geworden, die Belästigungen gingen deutlich zurück.
Martin Volkenrath, Vorsitzender des Ordnungs- und Verkehrsausschusses, ist neugierig geworden und will das Thema auch im Ausschuss ansprechen. Sein Vorschlag: Sobald erste Erfahrungen aus Essen vorliegen, könne man prüfen, ob dies hier in einer problematischen Straße auch möglich ist. Dabei geht es nicht nur darum, für mehr Sauberkeit zu sorgen. „Diese Art der Beschäftigung ist doch viel positiver, als rumzuhängen und rumzusaufen“, meint Volkenrath. Über ein solches niederschwelliges Angebot bekomme man „soziale Kontakte“ zu den Süchtigen und vielleicht die Möglichkeit, ihnen Perspektiven für ein besseres Leben und eine Therapie aufzuzeigen. Für einen Versuch käme eine Straße oder ein Platz im Bahnhofsviertel oder in einem Stadtteil in Betracht.
FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus gefällt das erst mal gar nicht. Er glaubt nicht, dass Düsseldorf so etwas braucht. „Wir haben nicht die Probleme von Essen und von Amsterdam“, meint er. Der Vorsitzende des Sozialausschusses, Wolfgang Janetzki(CDU), will sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht festlegen. „Wir wollen das zuerst in unserer Fraktion besprechen.“
Die grüne Ratsfrau Antonia Frey hat sich bereits entschieden. „Ich will das nicht. Das ist mir zu grenzwertig.“ Ein-Euro-Jobs - okay. Aber Dosenbier als eine Art Almosen - nein. Das sei wie früher, als Dienstboten mit warmem Essen abgespeist wurden. „Ich bin für ordentliche Verhältnisse.“ Deshalb plädiert sie für bestehende Beschäftigungsmaßnahmen für Obdachlose.
 
Essener Trinkerszene begrüßt "Freibier-fürs-Fegen"-Vorstoß der Dezernenten
30.01.2014 | 19:13 Uhr
http://www.derwesten.de/nrz/staedte/essen/essener-trinkerszene-begruesst-freibier-fuers-fegen-vorstoss-der-dezernenten-id8936450.html
 
Projekt „Bier für Alkoholiker“ aus Amsterdam könnte zum Vorbild im Revier werden |30.01.2014  NRZ.de - Lesen Sie mehr auf:
http://www.derwesten.de/nrz/politik/projekt-bier-fuer-alkoholiker-aus-amsterdam-koennte-zum-vorbild-im-revier-werden-id8935942.html#plx1750570954
 
http://www.derwesten.de/nrz/staedte/essen/alkohol-fuer-alkoholkranke-dezernent-erklaert-vorschlag-id8936656.html