Armutsgefährdungsquote: 2005 lag sie bei 14,7 Prozent, im vergangenen Jahr bei 15,4 Prozent

 

Armut Wer ist arm in Deutschland?

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Die Armut in Deutschland wächst. Manche Gruppen sind davon besonders häufig betroffen.
Foto: dpa

In Deutschland sinkt die Arbeitslosigkeit und die Einkommen steigen,
doch nicht jeder profitiert davon. Die Schere zwischen besser und
schlechter Verdienenden öffnet sich weiter. Die FR zeigt wer besonders
oft benachteiligt ist.

In Deutschland steigen die Löhne und Einkommen, die Arbeitslosigkeit schrumpft, die Zahl der Erwerbstätigen erreicht immer neue Rekordhöhen. Doch trotz des gefeierten „Arbeitsmarkt-Wunders“ wächst auch die Armut. Gemessen an der Armutsgefährdungsquote: 2005 lag sie bei 14,7 Prozent, im vergangenen Jahr bei 15,4 Prozent. Armutsgefährdet sind laut offizieller Definition Personen, die weniger als 60 Prozent des bedarfsgewichteten mittleren Einkommens erzielen. Bei einem Ein-Personen-Haushalt entspräche dies 917 Euro im Monat. „Armutsgefährdung“ ist daher nicht unbedingt ein Maß für einen absoluten Mangel, sondern für die Verteilung der Einkommen: Wer kriegt mehr vom Kuchen, wer weniger? Das Statistische Bundesamt hat ausgerechnet, wer in Deutschland besonders arm ist:

Gering Qualifizierte:
Dies
sind Personen, die ausschließlich einen Hauptschul- oder
Realschulabschluss beziehungsweise keinen Hauptschulabschluss sowie
keinen beruflichen Bildungsabschluss haben. Hier gelten 30,8 Prozent der
über 25-Jährigen als arm. Diese Gruppe wird offensichtlich zunehmend
abgehängt: 2005 betrug die Armutsquote nur 23,1 Prozent. Besonders
geringe Einkommen haben gering Qualifizierte in den neuen Bundesländern
einschließlich Berlin (37,5 Prozent gegenüber 29,8 Prozent im Westen).
Zum Vergleich: Die Armutsgefährdungsquote bei den Hochqualifizierten ist
seit 2005 von 5,5 auf 5,3 Prozent gefallen.

 

Ostdeutsche:
Die
Armutsquote im Osten Deutschlands liegt bei 19,2 Prozent. Das ist etwas
weniger als 2005 (20,4 Prozent), aber deutlich mehr als im Westen (14,5
Prozent).

Bremer:
Unter den
Bundesländern hat Bremen die meisten Armen, die Quote lag zuletzt bei
24,1 Prozent. Am wenigsten Arme leben dagegen in Baden-Württemberg und
Bayern (11,4 und 11,5 Prozent). Dazwischen liegen Hessen (13,8),
Nordrhein-Westfalen (17,5 Prozent), Berlin (20,0) und Sachsen-Anhalt
(21,3 Prozent). Vergleicht man die Großstädte untereinander, so steht
jedoch nicht Bremen an der Spitze, sondern Leipzig mit 24,1 Prozent
Armen. Dagegen kommt das reiche München nur auf 9,4 Prozent, Köln liegt
bei 20,5 und Frankfurt am Main bei 14,7 Prozent.

Junge:
Im
Bundesgebiet waren im vergangenen Jahr 19,0 Prozent der
Unter-18-Jährigen arm. Bei den 18 bis 25-Jährigen waren es sogar 24,6
Prozent. Zum Vergleich: Bei den 50- bis 65-Jährigen betrug die
Armutsgefährdungsquote nur 13 Prozent.

Frauen:
Besonders
häufig von Armut betroffen sind Frauen zwischen 18 und 25. Hier gelten
laut offizieller Definition 25,7 (Männer: 23,6) Prozent als arm. Der
Wert für die Altersgruppe 25 bis 50 Jahre erreicht 13,3 Prozent bei
Männern, bei Frauen ist es ein Prozentpunkt mehr.

Alleinerziehende:
Sie
sind die ärmste Gruppe unter allen Haushaltstypen, hier dürfte es sich
in der Mehrzahl ebenfalls um Frauen handeln. 41,9 Prozent von ihnen sind
arm, die Quote ist in den letzten zehn Jahren um zwei Prozentpunkte
gestiegen. Ebenfalls geringe Einkommen haben kinderreiche Familien: In
der Kategorie „Zwei Erwachsene und drei oder mehr Kinder“ zählen die
Statistiker 24,6 Prozent Arme.

Arbeitslose:
57,6
Prozent Erwerbslose sind in Deutschland sind arm, unter den
Selbstständigen dagegen nur 8,6 und bei den abhängig Beschäftigten nur
7,5 Prozent. Die meisten Armen unter allen vom Statistischen Bundesamt
untersuchten Gruppen gibt es unter den Erwerbslosen in Ostdeutschland:
67 Prozent, mehr als zwei Drittel.

Ausländer:
Bundesweit
liegt die Armutsgefährdungsquote von Menschen ohne deutsche
Staatsangehörigkeit bei 32,5 Prozent, in Ostdeutschland sind es sogar
44,5 Prozent. Unter den Inhabern eines deutschen Passes dagegen sind es
nur 13,7 Prozent. Menschen mit Migrationshintergrund sind häufiger arm
(26,7 Prozent) als die ohne Migrationshintergrund (12,5 Prozent).

Einen genauen Überblick über die Untersuchung des Statistischen Bundesamts bekommen Sie hier: http://www.amtliche-sozialberichterstattung.de/A1armutsgefaehrdungsquoten.html

http://www.fr-online.de/arbeit---soziales/armut-wer-ist-arm-in-deutschla...