2016 lag die Zahl der Stromsperren bei 328.000

 

Stromsperren sind tabu

Dass wir das Licht anknipsen können, sobald es dunkel wird, uns das
Essen warm machen oder ein Getränk kühlstellen können: Daran haben wir
uns gewöhnt. Doch wenn Menschen auf einmal im Dunkeln sitzen oder ihr
Herd kalt bleibt, weil ihnen der Strom abgestellt worden ist, wird
deutlich, wie existenziell die Stromversorgung für uns alle ist.

Stromsperren müssen tabu sein, denn sie eine Grundversorgung mit Strom gehört zum Existenzminimum eines Menschen.(c) Maksim Kostenko - Fotolia

Im Jahr 2016 lag die Zahl der Stromsperren bei 328.000. Ein
wesentlicher Grund dafür, dass die Stromrechnung gerade von
Grundsicherungsempfängern nicht mehr bezahlt werden kann, liegt auf der
Hand: Das Budget im Regelbedarf für Strom ist zu knapp bemessen.

Das bestätigt schon die im Jahr 2015 erstellte Untersuchung des
Deutschen Caritasverbandes von einkommensarmen Haushalten, die im
Projekt Stromspar-Check beraten worden sind: Arbeitslosengeld-II-Empfänger(innen) bekommen rund 20 Prozent zu wenig für Strom. 

Die Grundsicherungsempfänger(innen) haben einen höheren
Stromverbrauch, weil sie mangels oder wegen eingeschränkter
Erwerbstätigkeit viel mehr Zeit zuhause verbringen. Und: Energiesparende
Geräte können sie sich nicht leisten.

Der Deutsche Caritasverband setzt sich daher dafür ein, dass jede(r)
Grundsicherungsempfänger(in) sich die Menge an Strom leisten kann, die
ein(e) durchschnittliche(r) ALG-II-Empfänger(in) verbraucht. Das vom DCV errechnete Budget für Strom muss daher aktuell und in den kommenden
Jahren jährlich in voller Höhe an den aktuellen Strompreis angeglichen
werden.

Energieeffizienz: Jobcenter müssen höhere Mieten übernehmen

Doch mehr Geld für Strom alleine löst das Problem der Energiearmut
nicht. Das Wissen und die Ausstattung, um energie- und damit auch
kostensparend sowie umweltgerecht leben zu können, muss auch Menschen
mit wenig Geld zugänglich sein. Die Energiesparberatung, wie sie im
Stromspar-Check PLUS erfolgreich durchgeführt wird, muss überall
geleistet werden. Wünschenswert ist, dass auch die Mietwohnungen, in
denen arme Menschen wohnen, energetisch saniert werden. Von den
Energieeinsparungen profitiert auch das Jobcenter.

Und dennoch: Für arme Haushalte hat die Sanierung ein dickes Ende,
wenn die Miete steigt und das Jobcenter sich weigert, die Mieterhöhungen
zu übernehmen. Dann bleibt nur, umzuziehen in eine noch nicht sanierte
Wohnung oder die Mieterhöhung aus dem knappen Regelbedarf zu
finanzieren. Daher müssen die Jobcenter diese Mieterhöhungen, Folge
einer umweltpolitisch erwünschten Energiepolitik, übernehmen. Und auch
bei drohenden Stromsperren müssen alle Beteiligten gemeinsam
sicherstellen, dass trotz Schulden der Strom weiter aus der Dose kommt.
Nur mit vielen kombinierten Maßnahmen wird es uns gelingen, diese
Menschen buchstäblich aus dem Dunkeln wieder ans Licht zu holen.

Dr. Thomas Becker 4.12.17

 

 

Studie

Zu wenig Geld für Strom

Hartz-IV-Satz für Strom 20 Prozent zu niedrrig

Der im Arbeitslosengeld II veranschlagte Anteil für Strom und
die Mehrbedarfe für die Warmwasserbereitung sind zu niedrig. Eine
Caritas-Studie aus dem Jahr 2015 zeigt, dass der Stromanteil im
Regelbedarf eines alleinstehenden Erwachsenen um 20 Prozent (7,26 Euro)
im Monat erhöht werden muss.

mehr

https://www.caritas.de/glossare/stromspar-check

 

Downloads Energiearmut

Zum Stromkonsum von Haushalten in Grundsicherung: Eine empirische Analyse für Deutschland

In einer Studie des Deutschen Caritasverbandes (DCV), des Zentrums für
Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und des Stromspar-Check PLUS aus
dem Jahr 2015 werden der Stromkonsum und die Kosten, die den Haushalten
in Grundsicherung in Deutschland daraus entstehen, untersucht.

https://www.caritas.de/cms/contents/caritas.de/medien/dokumente/fachthem...
 

 

 

 

 

Politische Forderungen zur Bekämpfung und Vermeidung von Energiesperren

Die sozialen und wirtschaftlichen Folgen von Energiesperren sind für
die Betroffenen verheerend. Die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung
der Verbände benennt in diesem Dokument, wie Energieschulden vermieden
und Energiesperren verhindert werden können. (Stand: Juni 2017)

https://www.caritas.de/cms/contents/caritas.de/medien/dokumente/fachthem...

 

 

 

Position zur Bekämpfung von Energiearmut

Der Deutsche Caritasverband macht deutlich, welche Maßnahmen zur
Bekämpfung von Energiearmut notwendig sind. Der Stromanteil im
Regelbedarf eines alleinstehenden Erwachsenen muss um 20 Prozent (= 7,26
Euro) im Monat erhöht werden. Auch die Regelbedarfe von Paaren und
kleinen Kindern müssen angehoben werden (25.11.2015).

https://www.caritas.de/cms/contents/caritas.de/medien/dokumente/stellung...

 

Hier finden Sie die Stellungnahmen und Positionspapiere des Deutschen Caritasverbandes.

Bei Fragen und Anregungen wenden Sie sich an das Referat Koordination Sozialpolitik im Deutschen Caritasverband

https://www.caritas.de/fuerprofis/fachthemen/sozialpolitik/energiearmut/...