Geldvermögen der privaten Haushalte belief sich zum Ende des zweiten Quartals 2017 auf 5 723 Mrd € und stieg gegenüber dem ersten Quartal

 

Pressenotiz 13.10.2017

Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung in Deutschland im zweiten Quartal 2017

Sektorale Ergebnisse der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung

Das Geldvermögen der privaten Haushalte belief sich zum Ende des zweiten Quartals 2017 auf 5 723 Mrd € und stieg gegenüber dem ersten Quartal 2017 um gut 45 Mrd € oder 0,8 %. Da eine niedrigere Bewertung das Geldvermögen um etwa 8 Mrd € verringerte, war der Anstieg ausschließlich der auf Transaktionen beruhenden Geldvermögensbildung zuzuschreiben. Der größte Teil der Mittel floss mit etwa 26 Mrd € in Bargeld und Einlagen, die damit kräftiger wuchsen als im Vorquartal. Zuflüsse in Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionseinrichtungen beliefen sich auf gut 18 Mrd €. Die vorherrschende Präferenz für liquide und risikoarme Anlagen prägte somit weiterhin das Anlageverhalten dieses Sektors, auch wenn die privaten Haushalte gleichzeitig ihr Engagement in Aktien und Anteilen an Investmentfonds erneut merklich ausweiteten. Die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte wuchsen im zweiten Quartal 2017 um knapp 18 Mrd €, sodass ihr Nettogeldvermögen gegenüber dem Vorquartal um 27 Mrd € oder 0,7 % auf 4 027 Mrd € stieg.

Die Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften belief sich im Berichtsquartal auf etwa minus 1 Mrd €. Einerseits waren zwar Kredite mit gut 19 Mrd € die bedeutendste Finanzierungsquelle. Zugleich leistete auch die Finanzierung über Aktien und sonstige Anteilsrechte einen positiven Beitrag. Andererseits ging die Finanzierung über sonstige Verbindlichkeiten – darunter zählen auch Handelskredite und Anzahlungen – deutlich zurück. Insgesamt sank das Nettogeldvermögen der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften um 30 Mrd € oder 1,7 % auf minus 1 786 Mrd €.

Private Haushalte: Umfangreiche Geldvermögensbildung bei gleichzeitig kräftiger Außenfinanzierung

Die transaktionsbedingte Geldvermögensbildung der privaten Haushalte in Deutschland belief sich im zweiten Quartal 2017 per saldo auf knapp 53 Mrd € und lag somit weiterhin auf einem hohen Niveau. Dabei wurde mit etwa 31 Mrd € der Großteil der Mittel in Bargeld und Sichteinlagen investiert. Termineinlagen sowie Spareinlagen und Sparbriefe wurden hingegen in geringem Umfang abgebaut. Mit über 18 Mrd € verzeichneten auch die Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionseinrichtungen erhebliche Zuflüsse. Vor dem Hintergrund des Niedrigzinsumfelds blieb die Präferenz der privaten Haushalte für als besonders liquide und/oder risikoarm wahrgenommene Anlageformen damit weiterhin ausgeprägt.

Gleichzeitig engagierten sich die privaten Haushalte deutlich stärker als im Vorquartal an den Kapitalmärkten: Für gut 10 Mrd € wurden vor allem Anteile an Investmentfonds gekauft, darunter neben Immobilien- und Aktienfonds vor allem gemischte Wertpapierfonds. Zudem erwarben die Haushalte wie bereits im Vorquartal Aktien und sonstige Anteilsrechte im Umfang von knapp 2 Mrd € netto. Dies betraf insbesondere börsennotierte Aktien aus dem Ausland; börsennotierte inländische Aktien verzeichneten dagegen leichte Mittelabflüsse. Dieses Anlageverhalten spricht für ein gewisses Renditebewusstsein, da Aktien an sich und vor allem ausländische Aktien typischerweise als riskanter wahrgenommen und folglich in Erwartung höherer Renditen erworben werden. Demgegenüber wurden Schuldverschreibungen im zweiten Quartal 2017 per saldo abgebaut. Die Mittelabflüsse fielen jedoch mit 1,6 Mrd € ähnlich gering aus wie zuvor.

Das insbesondere zum Ende des Berichtsquartals durchwachsene Kapitalmarktumfeld bescherte den privaten Haushalten in Deutschland Bewertungsverluste, die für sich genommen das gehaltene Geldvermögen um etwa 8 Mrd € verringerten. Dies betraf in erster Linie börsennotierte Aktien und Anteile an Investmentfonds. Die transaktions- und bewertungsbedingten Änderungen führten im Ergebnis zu einem Anstieg des Geldvermögens um etwa 45 Mrd € oder 0,8 % auf 5 723 Mrd € zum Ende des Quartals.

Über die Außenfinanzierung nahmen die privaten Haushalte Mittel in Höhe von etwa 17 Mrd € auf und damit etwas mehr als im Vorquartal. Der seit Mitte 2013 zu beobachtende Aufwärtstrend setzte sich folglich auch im Berichtsquartal fort. Die Mittel wurden im zweiten Quartal 2017 fast ausschließlich von inländischen Monetären Finanzinstituten bereitgestellt. Es handelte sich dabei vor allem um Wohnungsbaukredite. Die Verbindlichkeiten stiegen insgesamt um knapp 18 Mrd € oder 1,1 % auf 1 695 Mrd €. Die Verschuldung im Berichtsquartal wuchs stärker als das nominale Bruttoinlandsprodukt. Die Verschuldungsquote, definiert als Anteil der gesamten Verbindlichkeiten am nominalen Bruttoinlandsprodukt (gleitende Vierquartalssumme), stieg daher leicht auf 53,1 % zum Quartalsende, bleibt aber im Euroraum-Vergleich weiter niedrig. Insgesamt betrachtet führte dies zusammen mit der Entwicklung des Geldvermögens zu einem Anstieg des Nettogeldvermögens um gut 27 Mrd € oder 0,7 % auf 4 027 Mrd €.

Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften: Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung verhalten

Bei den nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften belief sich im zweiten Quartal 2017 die transaktionsbedingte Geldvermögensbildung nach den teils kräftigen Zuwächsen in den Vorquartalen per saldo auf minus 0,3 Mrd €. Dabei bauten die diesem Sektor zugerechneten Unternehmen per saldo vor allem sonstige Forderungen ab, worunter auch Handelskredite und Anzahlungen fallen. Auch gehaltene Schuldverschreibungen verzeichneten per saldo in geringem Umfang Abflüsse (minus 1 Mrd €). Demgegenüber dotierten die nichtfinanziellen Unternehmen neben dem Aufbau von Kreditforderungen (5 Mrd €) – primär gegenüber dem Ausland – vor allem Bargeld und Einlagen (13 Mrd €). Hierbei wurden in erster Linie Sichteinlagen (einschließlich Bargeld) aufgebaut (21 Mrd €), während zeitgleich Termineinlagen abgebaut wurden (minus 7 Mrd €).

Die Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften betrug im Berichtsquartal etwa minus 1 Mrd € und ging damit ebenfalls zurück. Positive Beiträge kamen mit gut 19 Mrd € von der Finanzierung über Kredite. Hierbei flossen die Mittel den nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften zum Großteil sowohl von Monetären Finanzinstituten als auch anderen inländischen Kapitalgesellschaften zu. Auch schlugen die Mittelzuflüsse aus der Emission von Aktien und sonstigen Anteilsrechten stärker zu Buche als im Vorquartal und beliefen sich per saldo auf etwa 4 Mrd €. Insbesondere inländische Kapitalgesellschaften stellten die entsprechenden Finanzierungsmittel bereit. Einen leicht negativen Finanzierungsbeitrag leisteten hingegen Schuldverschreibungen. Darüber hinaus reduzierten die nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften ihre sonstigen Verbindlichkeiten, vor allem Handelskredite und Anzahlungen, im Umfang von knapp 25 Mrd €.

Neben den transaktionsbedingten Abflüssen bei Geldvermögen und Verbindlichkeiten traten zudem Bewertungsverluste auf, die das Geldvermögen um 54 Mrd € und die Verbindlichkeiten um 23 Mrd € schmälerten. Das Nettogeldvermögen sank damit im zweiten Quartal um insgesamt etwa 30 Mrd € auf minus 1 786 Mrd €. Die Verschuldungsquote, definiert als Anteil der Summe von Schuldverschreibungen, Krediten und Pensionsrückstellungen am nominalen Bruttoinlandsprodukt (gleitende Vierquartalssumme), lag zum Ende des zweiten Quartals dennoch annähernd unverändert bei 62,0 %, da Verschuldung und nominales Bruttoinlandsprodukt nahezu gleich stark wuchsen.

Aufgrund zwischenzeitlich durchgeführter Revisionen der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung sowie der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen sind die Angaben dieser Pressenotiz nicht mit denen früherer Pressenotizen vergleichbar.

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