Kripo warnt vor Cannabis-Legalisierung. Zahl der schwerst Drogenabhängigen geht leicht zurück.

 

19. September 2017 | 07.25 Uhr

Drogenkonsum in Düsseldorf

Kripo warnt vor Cannabis-Legalisierung

An den U-Bahnhöfen zwischen Hauptbahnhof und Heinrich-Heine-Allee verabreden sich häufig Dealer und Süchtige zum Drogengeschäft.
FOTO: Andreas bretz

Düsseldorf.

Der Chef des Düsseldorfer Rauschgiftkommissariats sieht in der Freigabe ein
falsches Signal. Zwei Drittel der Rauschgiftdelikte in der Stadt haben
mit Cannabis zu tun. Die Zahl der schwerst Drogenabhängigen geht leicht
zurück.

Von Stefani Geilhausen

Den Anwohnern ist er ein Dorn im Auge, für den Leiter des
Rauschgiftkommissariats der Polizei dagegen ist der Drogenkonsumraum an
der Erkrather Straße die Lösung vieler Probleme. Der Drogenkonsum finde
deutlich seltener in der Öffentlichkeit statt als früher, und nicht
zuletzt, weil im Konsumraum auch medizinische Hilfe schnell möglich ist,
sei die Zahl der Drogentoten in Düsseldorf rückläufig, sagt Eric
Schmidt.

Genug zu tun hat sein Kommissariat dennoch. 2500 schwerst
drogenabhängige Menschen gibt es Schätzungen zufolge in der Stadt, das
sind deutlich weniger als noch vor fünf Jahren. Aber es sind Menschen,
die mit ihrer täglichen Dosis Rauschgift versorgt werden - und diese
Versorgung ist illegal. Entsprechend sind die Ermittler aufgestellt,
rund um den Hauptbahnhof, wo traditionell der Drogenhandel auch schon
blühte, als es die Fixerstube noch nicht gab. Dabei geht es den
Polizisten in erster Linie darum, die Dealer und ihre Hintermänner zu
fassen, nicht um die Verfolgung der Süchtigen - auch wenn die beim
Drogenkauf natürlich auch angezeigt werden.

Hintergrund: Das sollten Sie über Cannabis wissen

FOTO: dpa, ABIR SULTAN

Seit einigen Jahren steht die Friedrich-Ebert-Straße im
Fokus, wo sich viele Süchtige aufhalten, um ihren Dealer zu treffen. Die
Verkäufer fahren mit der U-Bahn hin und her, verabreden sich
telefonisch zur schnellen Übergabe mit ihren Kunden auf der Straße oder
im U-Bahnhof. "Wir haben die Lage ganz gut im Griff", sagt Schmidt,
spricht aber auch von einem "Schwebezustand. Wenn wir uns zurückziehen,
sind die Händler sofort wieder da." Gegen die offene Szene, die in den
späten 1990er Jahren den Konrad-Adenauer-Platz belagerte, hatten die
Ordnungsbehörden seinerzeit mit sofort vollstreckbaren
Aufenthaltsverboten ein wirkungsvolles Instrument gehabt. Doch das
Ordnungsamt darf die Verbote nach einer Gesetzesänderung nicht mehr
aussprechen - und die Polizei darf sie nicht vollstrecken.

Cannabis hat inzwischen hohes Suchtpotenzial

Dabei sind Heroin und Kokain nicht einmal das
Hauptproblem der Düsseldorfer Drogenszene. Zwei Drittel der
Rauschgiftdelikte in der Stadt haben mit Cannabis zu tun, und der Joint,
der um zehn Euro kostet, sei schon lange nicht mehr mit dem
vermeintlich harmlosen Woodstock-Gras vergleichbar. Das hatte einen
Wirkstoffgehalt von höchstens sechs Prozent. Vor zehn Jahren war schon
doppelt so viel Tetrahydrocannabinol (THC) im Canabis enthalten. "Heute
sind wir bei 20 bis 30 Prozent", sagt Schmidt. "Der Stoff hat ein hohes
Suchtpotenzial." Dazu komme, dass Cannabis-Produkte heutzutage nicht
mehr geraucht, sondern über Wasserpfeifen, sogenannten Bongs oder im
Vaporisator verdampft werden, was die Wirkung noch erhöhe.

Deshalb warnt die Kripo auch vor der Legalisierung von
Cannabis, die in Düsseldorf diskutiert wird. "Es ist das falsche
Signal", sagt Schmidt, wenn mit der Freigabe der Cannabis-Konsum
verharmlost würde. "Und eine Altersfreigabe ab 18 nutzt genauso wenig
wie beim Alkohol." Auch das Entkriminalisierungsargument der Befürworter
kann Schmidt nicht nachvollziehen. "Gerade die jugendlichen Konsumenten
kaufen nicht beim schwerbewaffneten Großdealer, sondern versorgen sich
im Freundeskreis." Mag sein, sagt Schmidt, dass Verbote den Konsum nicht
verhindern. "Aber mit einer Freigabe wird das auch nicht erreicht."

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Quelle: RP

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/kripo-warnt-vor-cannabis...