Vermögen in Deutschland ist noch viel stärker auf einen kleinen Bevölkerungsteil konzentriert als bisher angenommen

Reicher als superreich
Von Stefan Sauer

Das Vermögen in Deutschland ist noch viel stärker auf einen kleinen Bevölkerungsteil konzentriert als bisher angenommen.
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Das Vermögen in Deutschland ist noch sehr viel stärker auf einen sehr kleinen Bevölkerungsteil konzentriert als bisher angenommen. Nach neuen Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) besitzt alleine das reichste Tausendstel der Bevölkerung 17 Prozent des Gesamtvermögens. Die reichsten zehn Prozent nehmen für sich fast zwei Drittel (64 Prozent) des Gesamtvermögens in Anspruch. Der Reichtum ist damit hierzulande ungleicher verteilt als in Frankreich, Spanien oder Griechenland.

Die Berechnung der Vermögensverteilung in Deutschland ist ein ausgesprochen schwieriges Unterfangen, da keine verlässlichen statistischen Daten vorliegen. Üblicherweise basierten die Kalkulationen der Forscher bisher auf Daten der Europäischen Zentralbank. Die zentrale Schwäche deren Herangehensweise ist aber, dass ihre Erhebung auf einer Haushaltsbefragung beruht, die Teilnahme ist freiwillig. Da es sich bei den Superreichen um eine sehr kleine Bevölkerungsgruppe handelt, ist sie mit großer Wahrscheinlichkeit in der Befragung unterrepräsentiert. Zudem ist die Neigung besonders wohlhabender Personen, über ihre Vermögensverhältnisse Auskunft zu geben, geringer als im Durchschnitt der Bevölkerung.

Das DIW hat die Zentralbank-Daten deshalb mit öffentlich zugänglichen Informationen über die reichsten Personen und Familien verknüpft. Dazu zählt die Forbes-Liste der europäischen Milliardäre sowie nationale Ranglisten, wie sie in Deutschland jährlich das Manager Magazin für die 500 reichsten Inländer veröffentlicht. Ähnliche Aufstellungen existieren auch in Frankreich, Spanien und Griechenland.

Nach Berechnungen von DIW-Forscher Stefan Bach ergibt die Kombination der Daten eine spürbar ungleichere Vermögensverteilung als es die HFCS-Daten allein nahe legen. Danach besitzt zum Beispiel das reichste Prozent über ein Drittel des Gesamtvermögens und nicht „nur“ ein Viertel. Die weniger betuchte Hälfte der Bevölkerung hat übrigens nur einen mageren 2,5-Prozent-Anteil am Reichtum. Das DIW schlägt vor, Erbschaften und Vermögen stärker zu besteuern, um den Konzentrationsprozess des Reichtums zu stoppen.
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