Initiative für ein Sozialticket in Düsseldorf - Burgplatz 3 - 40213 Düsseldorf

 

Pressemitteilung und Einladung zur Pressekonferenz im Cafe Pur (Diakonie Düsseldorf) Harkortstraße 27 40210 Düsseldorf (Eingang Mintropplatz) am 2.10.2012 um 10.00 Uhr zur Präsentation der Studienergebnisse durch Prof. Dr. Thomas Münch (Fachhochschule Düsseldorf)

 

Studie zeigt großen Veränderungsbedarf beim „Sozialticket“ Düsseldorf!

Über 800 Düsseldorfer Arme wurden zum Sozialticket befragt!

Nutzungsquote in Düsseldorf völlig unzureichend!

 

Im November 2011 wurde durch den Beschluss des Verkehrsverbundes VRR auch in Düsseldorf das Sozialticket eingeführt. Dieses Angebot der der Rheinbahn ermöglicht armen Düsseldorfern die verbilligte Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs. In der Regel ist der Bezug von ALG II oder vergleichbarer Sozialleistungen die Voraussetzungen für den Zugang.

Da es „Sozialtickets“ in einzelnen Kommunen in NRW bereits seit mehreren Jahren gibt – den „Kölnpass“ gibt es bereits seit über 20 Jahren – unterscheidet sich die Preisgestaltung der Sozialtickets von Kommune zu Kommune erheblich. Dementsprechend unterscheidet sich auch die Nutzerquote in den einzelnen Städten und Kreisen.

Durch Expertenrunden wurde zum Jahresanfang 2012 deutlich, dass die Nutzerquote in Düsseldorf weit unter den Erwartungen liegt. Der aktuelle Sachstand bestätigt diese Tendenz: Im August 2012 verkaufte die Rheinbahn 9.523 mal das „Sozialticket“; bei 89.828 Berechtigten eine Quote von nur 10,6 % (Mitteilung an den AGS der Stadt Düsseldorf vom 26.09.2012)!

Im Umfeld der Düsseldorfer Wohlfahrtsverbände und der Initiative für ein Sozialticket in Düsseldorf wurde daraufhin die Idee entwickelt, die Nutzung des Sozialticket in Düsseldorf durch eine Befragung der berechtigten Leistungsbezieher untersuchen zu lassen.

Der „Forschungsschwerpunkt Wohlfahrtsverbände der Fachhochschule Düsseldorf“ unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Münch hat auf diese Anfrage hin und in Zusammenarbeit mit den Vereinen und Verbänden im Sommer 2012 eine entsprechende Befragung potentieller Nutzer durchgeführt. Die Untersuchung sollte näherungsweise Aussagen über die Nutzerquote; vor allem aber Auskünfte über die Ursachen der Nutzung bzw. Nichtnutzung des Sozialtickets geben.

Vom 1. Mai bis 31. Juni 2012 wurden durch Studierende der FHD in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe, in Tafeln, Beratungsstellen, Stadtteilzentren und vor den Düsseldorfer Jobcentern mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens 893 Männer und Frauen befragt. Obwohl über 70 % der Befragten Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld, Sozialhilfe oder Grundsicherung erhalten, erhebt die Untersuchung keinen Anspruch auf sozialwissenschaftliche Repräsentativität! Sie vermittelt aber zumindest einen – auch quantitativ begründeten – Einblick in die Kontexte und Motive der Zielgruppen des Sozialtickets in Düsseldorf. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die befragten Personengruppen als Nutzer von Beratungsstellen und ähnlichen Einrichtungen besser über das „Sozialticket“ informiert sind, als durchschnittliche Berechtigte.

Empfehlungen an Politik und Rheinbahn in Düsseldorf

Der aktuelle Sachstand zur Nutzungsquote und die Ergebnisse der Befragung lassen erheblichen Änderungsbedarf erkennen, um die Akzeptanz des Sozialticket in der potentiellen Nutzergruppe zu verbessern:

Die politischen Entscheidungsträger im kommunalen Verkehrsbetrieb „Rheinbahn AG“ sollten die Preis- und Ticketgestaltung stärker an den Lebensumständen der Zielgruppen anpassen:

-         Bei monatlich 18,41 Euro für „Mobilität“ im Regelsatz des SGB II und der Bereitschaft der Nutzer einen – für sie angemessenen Preis – zu zahlen, erscheint eine Preissenkung für das Sozialticket sinnvoll und notwendig. Dies liegt sowohl im Interesse der Nutzer, als aber auch im Interesse der Rheinbahn AG, die durch eine billigeres Sozialticket neue Kunden gewinnen könnte.

-         Eine Erweiterung des Sozialticket durch ein verbilligtes Viererticket (50 % Preisreduktion) und durch einen analog des Tickets 2000 erweiterten räumlichen Geltungsbereich an Abenden und Wochenenden erscheint ebenfalls sinnvoll und notwendig.

-         Die Düsseldorfer Rheinbahn AG sollte ihre Werbemaßnahmen für das Sozialticket erhöhen; durch die Erhöhung des Bekanntheitsgrades können weitere arme Bevölkerungsgruppen für das Sozialticket erschlossen werden.

Der von der Bundesregierung vorgelegte Entwurf zum 4. Armuts- und Reichtumsbericht hat erneut gezeigt, wie weit sich die Einkommensschere zwischen Arm und Reich in den letzten Jahren geöffnet hat.

Armut bedeutet auch und immer verringerte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Kommunale Sozialpolitik hat die grundgesetzliche Aufgabe, hier ausgleichend einzugreifen. Ein kommunales Sozialticket für Arme und Arbeitslose ist dabei ein zentraler Baustein um Teilhabe herzustellen. Und gleichzeitig ein Prüfstein für eine kommunale Sozialpolitik!

 

Über Ihr Interesse und Ihr Kommen würden wir uns sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen

 

Prof. Dr. Thomas Münch, Fachhochschule Düsseldorf Tel. 0211 8114659/ 0179 4628736

Christian Arnold, Diakonie in Düsseldorf Tel. 0211 7353208

Holger Kirchhöfer, Altstadt-Armenküche  Tel. 0211 8549324/ 0163 2576235

Düsseldorf, 27.9. 2012

 

 

Zum Projektbericht:

http://soz-kult.fh-duesseldorf.de/members/thomasmuench/Projektbericht