Kräftiger Aufwärtstrend bei Wohnungsgenehmigungen hält an
Die niedrigen Zinsen machen es möglich: Auf dem
Wohnungsmarkt werden so viele Baugenehmigungen erteilt wie seit neun Jahren
nicht mehr. Branche und Mietervertreter sind aber uneins, welche Folgen Pläne
aus der Politik haben könnten. Foto: Marijan Murat
Wiesbaden/Berlin
– 19.11.13
Der Boom im deutschen Wohnungsbau hält an. Von Januar bis September 2013
wurde der Bau von 202 100 Wohnungen genehmigt, wie das Statistische Bundesamt
am Dienstag mitteilte.
Das waren 13,5 Prozent oder 24 000 Wohnungen mehr als in den
ersten neun Monaten 2012 - und so viele wie seit 2004 nicht mehr. Damit setzte
sich die seit 2010 anhaltende positive Entwicklung bei Genehmigungen im
Wohnungsbau fort. Grund dürften niedrige Zinsen und - angesichts steigender
Mieten und Kaufpreise - anziehende Renditeaussichten sein. Pläne von Union und
SPD für eine Mietpreisbremse stoßen bei der Wohnungsbranche und Mieterschützern
auf ein unterschiedliches Echo.
Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und
Immobilienunternehmen (GdW) bezeichnete die neuen Daten als «positives Signal
für den Wohnungsmarkt». Präsident Axel Gedaschko
sagte: «Der Aufwärtstrend beim Neubau ist ... dringend notwendig, um den
bereits bestehenden Wohnraummangel in wachsenden Großstadtregionen in
Deutschland nicht weiter zu verschärfen.» Auch der Deutsche Mieterbund bekräftigte,
dass der Wohnungsneubau weiter angekurbelt werden müsse. Gebraucht würden vor
allem preiswerte und altersgerechte Wohnungen.
Nach Angaben der Statistiker stieg die Zahl der genehmigten
Wohnungen in Mehrfamilienhäusern mit 25,1 Prozent und in Zweifamilienhäusern
mit 14,2 Prozent besonders stark. Die Genehmigungen von Einfamilienhäusern
stiegen hingegen nur leicht um ein Prozent.
Der amtierende Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) sagte,
dass sich der positive Trend verstetige, entlaste den Markt. «Damit Wohnen auch
in Zukunft bezahlbar bleibt, bleibt es beim Prinzip: Bauen, bauen, bauen.»
Hierbei für gute Rahmenbedingungen zu sorgen, sei auch die Marschroute in den
Koalitionsverhandlungen.
Die von Union und SPD ebenfalls geplanten Instrumente wie eine
Mietpreisbremse stoßen beim Branchenverband aber auf scharfe Kritik.
«Investitionen in Modernisierung und Neubau werden sinken, der ohnehin kaum
noch mögliche Wohnungsneubau im preisgünstigen Segment wird komplett zum
Erliegen kommen, und die Mieten werden bei knapperem Angebot zukünftig weiter
steigen», warnte Gedaschko.
Union und SPD planen, drastische Mieterhöhungen gerade in
Großstädten zu bremsen. Vorgesehen ist, dass bei einem Mieterwechsel die neue
Miete maximal zehn Prozent über dem ortsüblichen Niveau liegen darf. Der
Mieterbund verteidigte die Pläne, die Auswüchse verhindern sollten. Statt nur
in angespannten Wohnungsmärkten sollte sie aber bundesweit gelten, sagte
Präsident Franz-Georg Rips. Dass die Länder festlegen sollen, in welchen Orten
die Begrenzung kommt, mache die Sache kompliziert und verzögere die Umsetzung.
Der Mieterbund forderte zudem, die Berechnungsbasis
ortsüblicher Vergleichsmieten zu ändern. Berücksichtigt werden sollten
zumindest Mieten der zurückliegenden zehn Jahre und nicht nur meist teurere
Vertragsabschlüsse der vergangenen vier Jahre. Union und SPD wollen zugleich
auch den Bau neuer Wohnungen ankurbeln - etwa mit der Wiederbelebung
steuerlicher Abschreibungsmöglichkeiten. (dpa)