Widerstand gegen
Sozialticket in Dortmund
Dortmund, 21.07.2011,
Michael Kohlstadt
Dortmund. Der Streit
ums Sozialticket, er geht in eine neue Runde. Gerade erst
hatte der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) nach langem
Ringen den einheitlichen
Spartarif für Geringverdiener beschlossen. Jetzt zeichnet
sich schon vehementer
Widerstand dagegen ab. Am Ende könnte das VRR-Sozialticket in Dortmund komplett
auf der Strecke bleiben.
Ausbremsen will den Billigfahrschein für den öffentlichen
Nahverkehr die
Dortmunder Rats-SPD. Fraktionschef
Ernst Prüsse, ohnehin ein erklärter Gegner
des mit schwarz-grüner Mehrheit im VRR-Verwaltungsrat
zustande gekommenen
Modells, gibt keine Ruhe und läuft Sturm gegen das Projekt.
Er will den
VRR-Beschluss quasi durch die
Hintertür auskontern. Sein Ziel: Das Ticket noch
vor Einführung am 1. November zumindest für Dortmund zu Fall
zu bringen.
Nicht ganz
überraschend dabei: Der Dortmunder Chefgenosse knöpft sich im selben
Atemzug seinen einstigen Kompagnon aus den seligen Tagen
rot-grüner
Rats-Harmonie vor. Grünen-Fraktionschef Mario Krüger habe
sich beim Sozialticket
als „Blender, Wahlbetrüger und Rattenfänger von Hameln“
entlarvt, poltert Prüsse
spürbar ungehalten los. Der Grüne habe einst versprochen,
ein Sozialticket zum
Preis von unter 20 Euro bereitzustellen. Herausgekommen sei
nun eine Luftblase.
Prüsse, den seit dem Ende der
rot-grünen Gemeinsamkeiten im Dortmunder
Stadtparlament mit Krüger eine gepflegte Männerzwietracht
verbindet, attackiert
den einstigen Bündnispartner auch deshalb so scharf, weil
der Grüne im
VRR-Verwaltungsrat zwar mit ihm an
einem Tisch sitzt, dort aber gemeinsame Sache
mit der CDU gemacht und ein eigenes Sozialticket gegen die
SPD durchgedrückt
hat.
Dieses Modell geißelt Ernst Prüsse
jetzt als „Mogelpackung auf Kosten der
Kommunen.“ Die Einführung eines Sozialtickets sei
grundsätzlich eine gute,
sozialpolitische Maßnahme. Zu den Bedingungen von CDU und
Grünen bringe es die
Kommunen jedoch in finanzielle Schieflage. Beteiligung ist
freiwillig
Der Beschluss sieht vor, dass die Verkehrsträger der
jeweiligen Städte - in
Dortmund also die Stadtwerke - ihre durchs Sozialticket
entstehenden Verluste
voll von den Kommunen erstattet bekommen. Prüsse: „In Dortmund besteht so die
Gefahr, durch das Sozialticket in die Haushaltssicherung
abzurutschen.“ Für
Prüsse ist das nicht akzeptabel.
Der Fraktionsboss will das Sozialticket fürs Dortmunder
Stadtgebiet nun per
Ratsbeschluss aushebeln. Denn die Beteiligung am
Sozialticket ist freiwillig.
Jede Kommune kann mit Ratsmehrheit ihren Ausstieg
beschließen. Einmal mehr
bemerkenswert: das dafür notwendige politische Farbenspiel.
Um das schwarz-grüne
Sozialticket im Rat zu kippen, braucht Prüsse
die Stimmen der Dortmunder CDU,
deren Parteifreunde im VRR ja mit den Grünen gestimmt
hatten.
Dass er den Rat hinter sich zu bringen vermag, daran ließ
Ernst Prüsse im
Gespräch mit unserer Zeitung jedoch nur geringe Zweifel aufkommen:
„Gehen Sie
mal davon aus, dass ich eine Mehrheit kriege.“
http://www.derwesten.de/staedte/dortmund/Widerstand-gegen-Sozialticket-in-Dortmund-id4893227.html