Sorge vor Immobilienblase wächst

VON VON THORSTEN BREITKOPF - zuletzt aktualisiert: 22.09.2012 - 09:58

Düsseldorf (RP). Beim Wort Immobilienblase denken Viele mit Schrecken an die Finanzkrise in den USA und Spanien. Dort waren die Preise für Wohnimmobilien innerhalb weniger Jahre explodiert. Die Ursachen waren vielfältig.

Die Preise im Immobiliensegment über 1,2 Millionen Euro sind in den vergangenen zehn Jahren dreimal so stark angestiegen, wie der Index zeigt, der im Jahr 2000 bei 100 Punkten gestartet ist. Georg Rotthege vom Grundstücksbewertungsausschuss sagt: „Wenn die Zinsen drehen, werden die Preise wieder runter kommen.“ Foto: RP/Radowski

Die Preise im Immobiliensegment über 1,2 Millionen Euro sind in den vergangenen zehn Jahren dreimal so stark angestiegen, wie der Index zeigt, der im Jahr 2000 bei 100 Punkten gestartet ist. Georg Rotthege vom Grundstücksbewertungsausschuss sagt: „Wenn die Zinsen drehen, werden die Preise wieder runter kommen.“ Foto: RP/Radowski

Einer der Gründe war, dass die Zinsen dort Anfang des Jahrtausends sehr niedrig waren. Dadurch konnten sich Menschen für das gleiche Geld mehr Immobilie leisten. Diese steigende Nachfrage löste einen Preisschub aus. Es gipfelte in einer Spekulationsblase - mit vielen Marktteilnehmern, die mit dem weiteren Preisanstieg fest kalkulierten. Als die ersten Kredite nicht bedient werden konnten, fiel dieses Konstrukt wie ein Kartenhaus zusammen. Die Immobilienpreise fielen dramatisch.

Teile dieser Ausgangslage finden sich auch in Düsseldorf. Die Immobilienpreise steigen seit Jahren rasant. Besonders stark zu beobachten ist das im Segment der Düsseldorfer Luxusimmobilien. Bei Häusern mit einem Wert von mehr als 1,2 Millionen Euro sind die Preise in weniger als zehn Jahren um mehr als 31 Prozent gestiegen, wie die Zahlen des Instituts für Wohnungswirtschaft belegen. Gespeist wird diese Tendenz durch die seit Jahren günstige Zinsentwicklung. „Die Zinsen sind so niedrig wie in meinem ganzen Leben noch nie“, sagt Georg Rotthege, stellv. Vorsitzender des Gutachterausschusses für Grundstücksbewertung. „Wenn die Zinsen irgendwann drehen, werden auch die Düsseldorfer Preise wieder runterkommen“, so Rotthege. Eine Blasenentwicklung sehe er aber nicht. Bevor eine Blase entstünde, würden die Käufer ins Umland ausweichen.

Immobilienpreise

Preise für gebrauchte Einfamilienhäuser in Düsseldorf laut Studie von Bulwien Gesa (Auswahl)

Oberkassel 480 000 bis 3 Millionen Euro

Zooviertel 270 000 bis 2,5 Millionen Euro

Niederkassel 400 000 bis 2,1 Millionen Euro

Hubbelrath 300 000 bis 1,3 Millionen Euro

Bilk 150 000 bis 330 000 Euro

Diese Woche hatte ein Banker vor einer Blasenbildung gewarnt. „Gerade im Luxussegment beobachten wir die beginnende Bildung einer Spekulationsblase in der Stadt. Guten Gewissens kann ich meinen Kunden ein solches Investment zu den jetzigen Preisen nicht empfehlen“, hatte Hans Staudinger, Chef der Walser Privatbank im RP-Interview gesagt. Auch einige Makler bestätigen, dass bei einigen Luxusobjekten noch zwei Drittel der Objekte zu haben sind. „Nicht bei jedem Luxusbau stehen die Millionäre Schlange“, sagte ein Projektentwickler.

Die Makler aber warnen vor Panikmache. „Es gibt keine Immobilienblase in der Stadt“, sagt Thomas Glodek von Aengevelt Immobilien. Die Entwicklung sei mit Spanien und den USA nicht vergleichbar. Übertriebene Preisanstiege seien Ausnahmen und nicht die Regel. Ein Bankexperte kommentierte: „Dadurch, dass sich die Bauherren hier den niedrigen Zinssatz für zehn Jahre und länger sichern, sei auch ein Anstieg der Zinsen keine Gefahr für den Immobilienmarkt.“

http://www.rp-online.de/region-duesseldorf/duesseldorf/nachrichten/sorge-vor-immobilienblase-waechst-1.3004054

 

 

OB: „kein Wohnungsnotstand“

 

(jj) Wohnen in Düsseldorf ist häufig teuer. Jedenfalls im Vergleich zum Ruhrgebiet oder den ländlichen Ecken des nahen Niederrheins. Besonders junge Paare und Familien machten das gestern auf der Messe zum Thema. „Obwohl wir Doppel-Verdiener sind und gerne in der Stadt bleiben würden, überlegen wir, ins Umland auszuweichen“, sagen ein Banker (34) und eine Controllerin (31), die bald bauen wollen. Auf offene Ohren stoßen sie am Stand des Rings Deutscher Makler (RDM). Jörg Schnorrenberger, RDM-Vorsitzender im Bezirk Düsseldorf, fordert eine Quote für öffentlich geförderten Wohnraum. „Jeder, der hier baut, sollte verpflichtet werden, anderswo im Stadtgebiet solche günstigen Wohnungen zu errichten oder alternativ in einen Topf Geld einzuzahlen, aus dem geförderte Immobilien quer subventioniert werden“, sagt der Makler. In Hamburg und München laufe das so, „warum nicht auch in Düsseldorf?“

 

Oberbürgermeister Dirk Elbers warnt vor einer „allzu emotionalen Debatte. Ich sehe nicht, dass es in Düsseldorf Wohnungsnotstand gibt“. Das zeige unter anderem ein genauer Blick auf die aktuelle Leerstandsquote und die Häufigkeit von Wohnungswechseln in der Stadt. Dass sich Menschen im etwas günstigeren Umland umschauen, findet der Verwaltungschef „völlig normal. Ein Wohnungsmarkt, wie der Düsseldorfer kann nicht auf das Stadtgebiet allein beschränkt bleiben. Es ist selbstverständlich, hier in regionalen Kategorien zu denken.“

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Publikation

Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH

Lokalausgabe

Rheinische Post Düsseldorf

Erscheinungstag

Montag, den 24. September 2012

Seite

25